•••BLÖÖK
7. Mai 2017


•••Auch wenn alle meinen, sie müssten die selbe Meinungsäußerung - spontan unbedacht, aus dem Bauch heraus - mit einem Daumennachobenzeichen beklicken, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass alle Unrecht haben.•••

frei nach einem Spruch von Bertrand Russsell


Kabarett ist nicht Comedy

Werner Schneyder:

Comedians machen Witze, damit die Leute lachen.

Das ist legitim. Wir können jetzt entscheiden, ob wir diese Witze grauenhaft finden oder auch gut. Es gibt ja auch gute Comedians. In Österreich gibt es einen: Michael Niavarani („Facebook ist Stasi auf freiwilliger Basis“).

Kabarettisten machen einen Witz, um etwas zu erhellen. Sie nehmen das Lachen in Kauf. Sehr gerne. Aber verblüfft sein genügt.

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Werner Schneyder - Menschen in München 2009

Werner Schneyder - Kabarettist und Autor 2016
(Stadtgespräch mit Jörg van Hooven)

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Gerhard Polt - „A Nichtschwimmer ersauft“

Gerhard Polt - "Toleranz"

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Georg Schramm – "Volksverblödung"

Georg Schramm – "Politiker im öffentlichen Fernsehen"

Georg Schramm – "Oberschicht"

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Die Zeit der Komikerpest

In meiner Erinnerung ging die ganze Witzchenkacke in Deutschland los mit Insterburg & Co. Otto Waalkes hält sich noch heute für den, der geboren ist um zu blödeln. Wer will ihm widersprechen. Hugo Egon Balder glaubt, die Einschätzung, „Comedy ist doof, Kabarett ist intelligent“, sei längst überholt. Herr Balder irrt sich in die eigene Tasche. Nur weil man über Jahrzehnte für etwas bezahlt wird, ist das noch nicht der Nachweis, dass dieses Etwas auch einen Wert an sich hat. Mit dem Spruch: "Lachen (, egal worüber) ist gesund", bekommen die Privaten, die Kommerzfernsehsender, Sendezeit gefüllt, in der sie Werbung unterbringen können.

Seit einiger Zeit ist eine Mehrheit der Menschen offenbar weltweit durch diese prekäre TVdauerberieselung derart gehirngewaschen, dass es immer mehr Komikern gelingt, unverblümt als Politiker auftretend, Entscheidungen größter gesellschaftlicher Tragweite in Form von demokratischen Mehrheiten durchzuwitzen. Brexit und Trump werden nicht die letzten Witze der Weltgeschichte bleiben.

Was mich tröstet, ist meine Sterblichkeit, dass ich nicht ewig leben und noch mehr von dieser Sorte Witzchenpolitik erleben muss. Ich danke außerdem von ganzem Herzen Menschen, wie Georg Schramm und Gerhard Polt, dass sie mir, in dieser Zeit der Pest der Komiker, dazu verhelfen, das Lachen im Halse steckenzulassen. Es gehört mir. Es ist der wesentliche Bestandteil meiner geistigen Gesundheit. Mein Lachen gehört keinem kleinkarierten Witzchenreißer der Sorte Barth & Co.

Wir brauchen nicht Unterhaltung. Schon garnicht mehr und vor allem nicht von dieser Sorte. Dennoch sind nicht die Komiker, die die Wahlen "gewinnen" oder entscheidend dazu beitragen, das Problem. Das Problem sind die vielen Verlierer und durch sie Verarschten, die ihr Kreuzchen beim Namen ihrer Verarscher machen, und sie dadurch in politische Ämter hieven, oder aber dadurch, dass sie garnicht zur Wahl gehen und so absolute Minderheiten relativ aufblasen.

"Ihr kriegt die Politiker, die ihr verdient. Und wenn ihr nicht wählen geht und ihr nicht mitmacht und ihr nicht Acht gebt, dann werdet ihr auch politische Entscheidungen bekommen, die nicht eure Interessen widerspiegeln." (Barack Obama)

Was wir nicht brauchen ist diese zeitgeistige Sorte flacher Unterhaltung durch billige, hinterhältige und gewissenlose Scharlatane, die ihre Gäste mit oft bitter bissigem, menschenverachtenden, viel zu hektisch lauten Gelächter ihr Eintrittsgeld abarbeiten lassen und damit (vorsätzlich?) von Missständen ablenken.

Wir brauchen mehr ernsthafte und - so gut es immer geht, so wahr Gott helfe! - ehrlich gemeinte Haltung.

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