•••BLÖÖK
27. November 2017


Internationale Konzerne:
Ich hab die Schnauze voll
von Eueren Steuertricks!

Rückt sofort die
17 Milliarden raus!

Exzerpt aus
Süddeutsche Zeitung Magazin
Heft 46/2017
Das Beste aus aller Welt
Von AXEL HACKE 


Armutsforscher Christoph Butterwegge spricht sich (immer wieder!  – siehe auch!) gegen die Abschaffung des Solidaritätszuschlages aus. Der Soli, sagte er, sei nicht zweckgebunden, man könne ihn umwidmen und damit warme Mittagessen in Kitas und Schulen sowie die Sanierung von Schwimmbädern finanzieren. Fast die Hälfte der Grundschüler könne nicht richtig schwimmen, weil 2016 mehr als hundert Bäder geschlossen worden seien.

Natürlich ist das naiv. Natürlich wird das nicht geschehen. Müsste es aber auch gar nicht.

Die Steuereinnahmen durch den Soli beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 17 Milliarden Euro. Der Wirtschaftswissenschaftler Gabriel Zucman hat ausgerechnet, wie viel Geld unserem Staat jährlich durch Steuertricks internationaler Konzerne entgeht. Ergebnis: 17 Milliarden Euro.

Fast jeder von uns zahlt also 5,5 Prozent Steuern mehr, damit Nike, Apple, Amazon und wie sie alle heißen, nicht so viel zahlen (wie alle Menschen, die hier leben und sich gerecht an den Kosten unserer Gemeinschaft beteiligen). Wir mussten gemeinsam 17 Milliarden aufbringen, damit diese Firmen auf unseren Straßen ihre Produkte transportieren, die an unseren Schulen ausgebildeten Mitarbeiter einstellen und unser friedliches Land nutzen konnten, um hier Geschäfte zu machen (und die Profite an anderen Stellen der Erde zu bunkern). Wir zahlen einen Zuschlag zu unseren Steuern, und diese Leute zahlen nicht mal Steuern.

Wie blöd sind wir?

Ich bin darüber so in Wut geraten, dass ich, wäre ich Verteidigungsminister, auf der Stelle Kanonenboote in Richtung Isle of Man geschickt und Befehl gegeben hätte, den nächstbesten Nike-Store mit bewaffneten Kräften zu besetzen, bis die erste Abschlagszahlung der Konzerne eingetroffen sei. Aber es hätte wohl keinen Sinn. Bei der Bundeswehr funktionieren die Kanonen der Boote nicht und die Gewehre der bewaffneten Kräfte sind auch kaputt, weil es an Geld fehlt, sie instand zu halten.

Außerdem sind wir selbst schuld. Wir kaufen Handys und Laufschuhe, benutzen Google, bestellen Zeug.

Wir müssten sie boykottieren.

Dazu sind wir aber zu bequem.

Und es ist auch eigentlich nicht unsere Aufgabe! Im Grundgesetz steht nämlich, der Gebrauch von Eigentum solle zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Ich habe es satt, dass man uns auf der Nase herumtanzt.

Ich verlange, dass unsere Politiker das durchsetzen. Als Privatleute können wir das nicht.

Wir haben große Teile unserer sozialen(?) Kommunikation an einen Konzern ausgelagert, der nichts groß dabei zu finden scheint, dass auf seinen Seiten zur Gewalt aufgerufen wird und man dort Menschen verunglimpft und bedroht.
Es hat Jahre bis zum Versuch gedauert, das (auch nur halbherzig) einzuschränken.

Wir haben nun zum wiederholten Male gesehen, dass Attentäter oder solche, die es werden wollten, Bestandteile von Sprengstoff bei Amazon orderten. Als Ermittler testweise eine solche Bestellung aufgaben, bekamen sie von einem Algorithmus (der Firma Amazon) mehr zum Bombenbau Nützliches vorgeschlagen.

Man stelle sich vor, ein Drogist würde einem, der Chemikalien kauft, zum Erwerb einer Zündschnur raten, die hätten kürzlich ähnliche Kunden auch mitgenommen!

Und wir haben nun zum x-ten Mal gelesen, welche Verfahren viele solcher Firmen anwenden, um in demokratischen Staaten möglichst keine Steuern zu zahlen.

Man würde gerne mal hören, den Firmen sei das peinlich, sie schämten sich. Man hört nichts. Es ist ihnen nicht peinlich. Sie schämen sich nicht. (Sie halten das genau für ihre Verpflichtung, ihre (ihrem?) Gott gefällige Aufgabe, ihren Profit und den ihrer Anteilseigner, Shareholder, Aktionäre, so groß wie nur irgend möglich zu machen, ganz gleich, auf Kosten welcher anderer Menschen.)

...

Es hat keinen Sinn. Es gibt nur eine Sprache, die sie verstehen. In dieser Sprache muss man ihnen endlich sagen:

Wir kriegen 17 Milliarden von Euch.

Pro Jahr.

Sofort.

Ist das naiv?

Meinetwegen.

Aber es müsste geschehen.

Axel Hacke

In Ermangelung eines Kanonenbootes hat sich Axel Hacke im Tretboot auf den Weg zur Isle of Man gemacht, mit einer Wasserpistole »Super Soaker« und einer Packung Wasserbomben im Gepäck. Bestellt hat er beides natürlich bei Amazon.

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