•••BLÖÖK
12. Mai 2017


•••"Ihr kriegt die Politiker, die ihr verdient.
Und wenn ihr nicht wählen geht und ihr nicht mitmacht und ihr nicht Acht gebt, dann werdet ihr auch politische Entscheidungen bekommen, die nicht eure Interessen widerspiegeln
."
(B. Obama)•••

Georg Stefan Troller

Aus dem Interview
VON MARTINA KNOBEN
Süddeutsche Zeitung, 10. Mai 2017

Martina Knoben:
Heute sind wieder viele Menschen auf der Flucht, nicht nur aus Syrien. Was würden Sie sich von Europa und der Weltgemeinschaft wünschen?

Georg Stefan Troller, 95!:
Im Moment stinkt alles nach Schwefel und frühen Dreißigerjahren. Was da überall auf der Welt vorgeht, von Erdogan bis Trump, Ungarn und Slowakei, ist höchst beunruhigend. Das erinnert ganz stark an die Kriegslüsternheit von damals und an die Freude am Nationalstolz. Noch nie seit vielen Jahren habe ich so viel gehört von "America first" oder "Vive la France!" oder "le peuple" oder auch jetzt neu in Frankreich "das System".
Das gab es vorher nicht.

Da ist ein starker Drang nach Erlösung, sodass eine viehische Frau wie die Le Pen als Erlöserin auftreten kann. Das ist ungeheuer gefährlich und weist darauf hin dass den Menschen etwas abgeht und im tiefsten Grunde ist es die Sehnsucht nach Religion. Nicht unbedingt eine auf Gott bezogene Religion, aber Religion im Sinne von Verbundensein, im Sinne von Zugehörigkeit, was das Wort ja bedeutet.

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Ich freue mich, dass immer noch viele Leute auf mich zukommen und einem wohlwollen. Und das von Leuten, deren Väter oder Großväter mich mit Vergnügen in den Gasofen geschickt hätten!

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Abfilmen heißt, das Leben in all seiner Schrecklichkeit und Unmittelbarkeit in etwas Habhaftgewordenes zu verwandeln. Etwas, was man besitzt, ein Stück Film. Damit wird die Unmittelbarkeit des Lebens zu etwas Mittelbarem und Mitteilbarem.

Wir haben ja mehr und mehr auf die Form geachtet, unsere Filme waren letztlich verheimlichte Spielfilme mit einer Spielfimdramaturgie und einem Text, der das Künstliche dieses ganzen Vorgangs unterstrichen hat. Und warum das alles: Um des Lebens habhaft zu werden, um es sich einzuverleiben und seine Schrecken abzuwehren.

Ich war im Mai 1945 auch in Dachau und habe dort sehr viel fotografiert. Um Zeuge zu sein und ein Dokument herzustellen. Aber auch um die Schrecken dieses Entsetzens abzuwehren, indem man es fotografiert hat.

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Georg Stefan Troller - "Der Andere ist man selber"

Georg Stefan Troller - "Gespräch über seine Arbeit 1998"

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