"With a little help of our friends…" unsere zweite – eigentlich:

Unsere erste „richtige“ Kutschfahrt mit Jaron und Jankid & Peter und Andreas

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Bei den diversen Kutsch Fahr Einladungen von Peter und Andreas, auf der Fahrt zu den Kaltblütern nach Brück, eigentlich bei jeder Gelegenheit, bei der die Sprache darauf kam, war der Tenor: „Wann spannt ihr denn nun endlich an?“

Tja - nach unserer ersten Erfahrung im Oktober letzten Jahres war unser Respekt auf einem derart respektablen Niveau, dass der mehr oder wohl weniger freiwillige „Wahl“ Spruch lautete: Das können wir vorerst(?!) weder uns noch der restlichen belebten, aber auch unbelebten Umwelt zumuten.

Zumal Fachleute uns nun auch noch frohgemut eröffneten: Ein Wettkampf Pferd wie Jaron wird mit dem Älterwerden nicht weniger temperamentvoll. Die Hoffnung auf das Gegenteil war, um ehrlich zu sein, bis dahin der Kern unserer virtuellen „Geschäftsordnung“ gewesen in Sachen „Zwei Senioren fahren auf einer Kutsche mit zwei Senioren davor“.

Wie kommen wir also aus dieser Nummer wieder raus? – beziehungsweise, wie kommen wir überhaupt erst rein?? Die einzige Möglichkeit, den hohen „Gas Stand“ von Jaron herunter zu bekommen, ist, cit. Silvia, cit. Alexander, cit. Thomas…, ihn vor dem Einspannen zu longieren.

Ihr habt alle - pardon - gut reden! Dennoch, diesem Rat folgend, wurde von da an jede Gelegenheit, die der bisherige Duschen-Sommer bot, auf dem Reitplatz genutzt: Dilettant Karlheinz an der einen Seite der Doppel Longe (noch! ohne Ausbildung), ausgebildetes Sport Fahr Pferd Jaron über einen Kapp-Zaum an der anderen.

Von Anfang Mai bis Mitte Juni liefen diese Versuche mit mehr oder weniger „Schmackes“ nach dem selben Muster: Gut zehn Minuten Karlheinz an den „Fahrleinen“ der Doppellonge hinter Jaron schreitend, der, im Schritt wunderbar jede leichteste Leinen-Anweisung in jede beliebige Kurve, jede Schlangenlinie umsetzend.

Dann, im Doppel-Longen-Zirkel: Schlagartig Babylon. Kein gemeinsames Wort mehr für „Sch(eee)ritt“ weit und breit. Und, alle übrigen Versuche, über Brrrr-brtt, Ruuuuhig, Hoohoohoo… haben den selben Effekt: Jaron TRABT, wie ein Gestalt gewordenes Crescendo, schneller und schneller. Jedes Annehmen der Leinen, wie auch immer, ist reine Westerwald Luft für ihn.

Nach ein paar Runden ist Jaron dann in diesem Modus genau so warm, wie er es gerne hat. Das Getriebe läuft optimal geschmiert und das Wettkampf Pferd legt den hohen Gang ein. GALOPP mit offensichtlich vollem Genuss und voller Begeisterung, so dass Jutta schon von weitem brüllt: „Arbeiten! Arbeiten sollt Ihr!!! – keine Fallgruben für kleine Pferde in den Sand buddeln!“

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War es meine dreitägige Abwesenheit bei den Titanen der Rennbahn in Brück? Immerhin hatte ich schon einmal den Verdacht, dass beide, Jaron mehr noch als Jankid, beim Ausbleiben einer Routine Verlassensängste plagen. In der Woche nach Brück zeigte sich nämlich ein abrupter Verhaltens Wechsel.

Jaron ging nun beim Longieren von Beginn an (fast) nur noch dann in den Trab, wenn er durch das akustische Signal "Trab" dazu aufgefordert wurde. Und, seine Neigung, danach immer schneller zu werden, konnte immer effektiver durch Brrrrrrrrr (mit abfallender Intonation) gestoppt werden. Galopp zeigte er von sich aus garnicht mehr.

Ob der Zusammenhang überinterpretiert ist, mag jeder selber einschätzen: Elke erinnerte heute auch daran, dass Jaron genau zu dieser Zeit seinen Schlauch erstmals nicht - wie sonst üblich - in scheuer Manier, kurz nach dem Ausfahren zum Pinkeln wieder in sein Hautfalten Versteck zurück beordert hat.

Daher war es uns bis jetzt nicht gelungen/möglich, ihn richtig zu waschen. Obwohl Jaron an dieser Stelle offensichtlich bei hohen Temperaturen Juckreiz verspürte, den er schon mal brachial mit Hilfe eines Hinterhufs zu kurieren suchte. Seit einigen Tagen lässt er sich nun seinen Schlauch waschen, was Jankid schon seit langem mit offensichtlichem Behagen geschehen lässt.

Wenn es zutrifft, ist dies ein Zeichen für einen neuen Zuwachs an Vertrauen, das Jaron nun auch beim demonstrativen Freigeben des Afters durch die Schwanzrübe zeigt, wenn er eine Reinigung dort offenbar wünscht. Auch das ist ein Verhalten, das er in den letzten Wochen erstmals so ausgeprägt zeigt.

Wenn es zutrifft, ein Hinweis darauf, wie lange es braucht, immerhin mehr als vierzehn Monate täglich mehrstündigen Umgangs, ein so weit gehendes stabiles Vertrauen dieser Beiden "älteren Herren" zu erwerben.

Um so beglückender erleben wir beide die immer intensiveren Signale der Abgabe von Verantwortung, zum Beispiel für den pferdemäßig so höchst sensiblen Bereich der allgemeinen Sicherheit gegenüber Fressfeinden.

Der gesenkte Kopf beim Gang zur Weide durchs Städchen: Führe Du mich, Du machst das schon gut, auch wenn mein Programm mir sagt, dass die Tonne da vorne ein geduckter Jaguar sein könnte.

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Sonntag Morgen, 15. Juli 2012, gegen 8.45 Uhr. Die ersten Boxen Routinen von Füttern bis Apfel"ernte" sind erledigt und die "Mannschaft" sitzt um den Kaffee Tisch auf der Terrasse des Café Saalbach.

Ein ungewohntes Gedudel aus der Gegend meiner rechten Brusttasche, das die ganze Runde aufhorchen lässt: Ach, die jüngste Annäherung eines alten Herren an "the state of the art" der just angesagten, zeit genössischen Kommunikations Technik. Nach zehn Jahren Nibelungen Treue zu einem Siemens "moubail", das ich und das wohl auch mich nie richtig verstehen lernte, nun ein Smart Phone. Schaun wir mal, wie pfiffig diese smarte Beziehung verlaufen wird?!

015 228 619 946

lautet die (alte SIM Karten) Nummer, über die man uns von nun an (wieder) erreichen kann, wenn wir "außerhäusig", da hin oder von dort her, "en route" sind.

Immerhin ein guter Anfang, denn "schon" nach nur zwei Versuchen habe ich Sprech- und Hör-Kontakt mit Peter, der sich gemeinsam mit Andeas ansagt. Na prima!

"Wie ist es, wollen wir anspannen? Habt Ihr Jaron schon longiert? - Na dann gehen wir doch auf den Platz!" So viel auf einmal und in dieser unbuddhistischen Hast, das ist ganz und gar nicht Pensionisten kompatibel.

Nach dem gemeinsamen Putzen von Jaron und Jankid, Jarons Longieren durch den (noch) Ober Longier Dilettanten Karlheinz, wieder zurück auf dem Hof der Saalbachs, verteilen sich heute - absolut luxoriös - folgende Aufgaben auf acht Hände:

Bereitstellen der Kutsche mit gesicherter Deichsel und "aufgepumpter" Deichsel-Federung;

Anschirren, Jaron und Jankid mit ihrem Brustblatt Geschirr "versehen";

Anspannen: Jaron rechts und Jankid links von der Deichsel. Peter lässt doch bitten, genau in der Reihenfolge fortzufahren:

1. Die inneren Kreuz Leinen mit dem Innenbaum des jeweiligen Nachbar Gebisses verbinden; Leinenenden (Strupfe rechts, Schnalle links) verschnallen und unter der linken, Jankids Oberblatt Strupfe deponieren; die Pferde sind nun, sollten sie "durchgehen", zur Not kontrollierbar(?!);

2. Die Aufhalter (hier: "professionelle" Karabiner Haken) mit den Brustblatt Ringen verbinden;

3. Außen- dann Innen Stränge an den Ortscheiten befestigen.

Kutscher an die Leine und auf den Bock!

Es kann losgehen.

Dem heutigen Luxus gedankt: Vier Hände über "normal", die der "Schutzengel" Peter und Andreas, geleiten Jaron und Jankid nach dem "Komm" sichernd vom Hof.

Mit den ersten, noch leicht lampen fiebrigen Nähmaschinen (Trippel) Schritten Jarons, bergauf über Beton und Asphalt zum Still Stehen an der Medenbacher Straße. Dann nach rechts und sofort wieder links "durch" die Firma Georg, dem ersten Teil ihres täglichen Wegs zur Weide.

Schon während des gesamten Vorlaufs verhielten sich Jaron und Jankid, als wären die Beiden "Neuen", die sie heute zum erstenmal erleben, schon seit Ewigkeiten Mitglieder ihrer Herde. Kein bisschen Aufregung, im Gegenteil, fast professionelle(?), souveräne Ruhe.

"In" der Firma Georg entscheiden Andreas und Peter: Stop, wir steigen auf. Und weiter geht's, nun "nur" noch an der Leine in meinen Händen, denen des Kutschers. Und der entspannt seine Gesäßmuskeln mit jedem Meter, den er einen "ganz neuen Jaron" erleben darf.

Offensichtlich hat die "unsteuerbare Rakete" der ersten Fahrt im Oktober letzten Jahres, heute einen ersten Gang - Hurra! Und nicht nur das, der lässt sich auch noch schalten.

Die absolut begeisternde neue Erfahrung: Jedes Mal, wenn Jaron, seinem Temperament, seiner Aufregung folgend, nicht nur Anstalten macht, "höher zu schalten", wenn er das auch mit Trab Schritten versucht, lässt er sich durch ein abwärts intoniertes Hoo-hoo-hoo und ein Annehmen der Leine, ganz fein, ohne "Widerworte" zurück in den "ersten Gang" komplimentieren.

Das gibt einen enormen Schub Ruhe auf dem Bock.

Dazu kommt ein Jankid, der alle verläumderischen Märchen über seine angebliche Faulheit vor der Kutsche - noch dazu angesichts seiner undefinierten Probleme um das "Aua" Knie seiner linken Hinterhand - grandios Lügen straft.

Von Anfang an hält der "Eins-O" seine Stränge beständig stapfend stramm. Die seines "Käptens" dagegen hängen kaum merklich, aber dennoch durch. Jaron "glänzt" also fast die gesamte Bergaufstrecke, nach Norden hinaus aus Breitscheid, durch "vornehme Zurückhaltung".

Peters Tip(p): Nach einem leichten Anlegen der Peitsche vor der Hinterhand nimmt Jaron - beinahe als fühle er sich erschrocken ertappt - fast schon zu viel Gas an, um von da an aber bereitwillig und in fairem Maß auch seinen Teil der Zug Arbeit zu leisten.

Dem Siegweg folgend geht es über den Erlenweg und an der ersten Sommer Weide der Beiden vorbei, Richtung Langenaubach. Vorbei auch an der momentanen Koppel der Saalbachhof Stuten, die alle, gemeinsam mit der stattlichen kaltblütigen Hanna zu uns herüber grüßen.

Jaron demonstriert gleich darauf eine weitere erstaunliche Verhaltens Änderung: Seine Phobie gegen liegende Baumstämme existiert offensichtlich nicht mehr. Zwei große Stapel frisch geernteter Fichten - seltsam, mitten im Juli? - lassen ihn absolut kalt. Gemeinsam mit dem so braven wie fleißigen Jankid nimmt er aber gerne die Erlaubnis zu einer kleinen Trab Strecke an, aus der sich beide bereitwillig auch wieder zurücknehmen lassen.

Eine mittelgroße Schar gut gelaunter Wander Senioren wird in aller Ruhe, mit viel wechselseitigem "Tam Tam" passiert, und nach gut zwei einhalb Kilometern ist der Parkplatz an der Kreis Straße 41 zwischen Breitscheid und Langenaubach erreicht.

Hier ist Halbzeit. Kehrtwendung. Es geht den selben Weg zurück.


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Ein paar Trab Passagen auf der nun ganz leicht steigenden Strecke machen den Beiden offensichtlich enormen Spaß und veranlassen Peter und Andreas zu diesen Komplimenten:

"Die haben aber ganz nett Temperament."

"Das ist ein richtig tolles Gespann."

"Dass das so klappen würde, das war eigentlich schon klar, als wir Jaron an der Doppellonge gesehen haben." Na ja, zu dem Zeitpunkt wäre diese Prognose wohl mutiger gewesen. Vielleicht aber auch eine Belastung? War schon o.k. so.

Jaron und Jankid haben kaum einen Tropfen Schweiß verloren, schnauben ab, brummeln zum Zeichen absoluten Wohlbehagens vor sich hin.

Ohne Übertreibung:

Das war RIESIG. Ein tolles Stück Fahr Erlebnis!

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Als wir wieder nach Breitscheid hinein rollen - auf der letzten Teilstrecke geht es ununterbrochen mehr oder weniger bergab - kündigt sich das Ende eines, in diesen Tagen außer gewöhnlichen, Regen freien Zeit Fensters an. Auf das sprichwörtliche "Peters Gutes Wetter" war also auch heute wieder Verlass.

Pünktlich gegen Ende des Ausschirrens, Verstauens aller Materialien, Versorgens unserer beiden tollen "neuen" Kutschpferde in ihren Boxen, bis zum Gang auf die heute mehr als vollauf verdiente Weide, beginnt das obligatorische Regen-Sommer-2012-Dauer-Schauer.

Wir lassen unser Erlebnis im Café Saalbach bei Coffein und Knabbereien ab- und ausklingen.

Warum haben wir das (Anspannen) nicht schon viel früher gemacht?

Aber - wer weiß (siehe oben) - vielleicht war die Zeit, waren alle Beteiligten erst jetzt "reif" (genug?) dafür?

Alle rufenden Unken, Angst Propheten und Zocker können von heute an auf den nächsten Regen-Sommer, oder welche Gemeinheit auch immer wetten, eins ist nämlich gewiss:

Zwei einundzwanzig jährige Gelderländer Pferde, mit Namen Jaron und Jankid, sind seit Sonntag Mittag, 15. Juli 2012, DAS Traum Gespann der beiden Senioren Fahrer Elke und Karlheinz.

Lieber Jaron, lieber Jankid, die wir Euch nun seit mehr als vierzehn Monaten kennen, Ihr seid zwei wunderbare Pferde. Das zu "wissen", war nicht schwer, das habt Ihr uns ja schon sehr schnell sehr leicht gemacht. Aber:

Danke, für diese edle kleine Fahrt!

Bei allen, stets zu gewärtigenden Unwägbarkeiten des Kutsche Fahrens, Ihr habt uns mit Eurem tollen Verhalten heute das berechtigte Vertrauen gegeben, das wir brauchten, um nun sagen zu können, dass diese fünf Kilometer mit Euch ganz gewiss nicht die letzten und bei weitem nicht die längsten unseres gemeinsamen Fahr Lebens gewesen sein werden.

Und noch ein "Aber", wenn auch ganz zum Schluss, ganz sicher nicht das unwesentlichste:

Danke Peter und Andreas!

für diesen grandiosen Tritt in den Allerwertesten zur richtigen Zeit - das habt Ihr gut gemacht. Das macht Euch so schnell keiner nach.

Darauf möchten wir doch ausnahmsweise glatt mal wetten!...

Oh I get by with a little help from my friends,
Mmm, I get high with a little help from my friends,
Mmm, I'm gonna try with a little help from my friends.

Wer mag, hier geht es zu Ringo Starr, der mit Hilfe sehr vieler Freunde, beim Ball des "The Prince's Fund" 1987, "sein" Lied der Beatles für uns singt.

Elke & Karlheinz

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