Träumen - auf dem Boden von Tatsachen - #2

16. März 2012,
Freitag,
10.30 Uhr,
wolkenloser Himmel


Breitscheid - Seit dem ersten Bericht vor fast einem Monat, geht es täglich gegen 8.30 Uhr, nach dem Frühstück, auf die Winterweide 1, direkt hinter dem "Jungs"-Stall. Bis heute ohne weitere Vorkommnisse und zur Zufriedenheit aller Beteiligten.

Sobald Jutta und Vanessa ihre Pferde für die erste „Schicht“ auf die Winterweide 2 gebracht haben und bei der Rückkehr verkünden: „Es ist serviert“, dann „wissen“ unsere beiden Lieben, auf jeden Fall wir, dass die Futtergitter an der Weide mit leckerem Heu versehen sind. In entsprechend freudiger Erwartung geht es dann auch nach der Körperpflege (Fell & Hufe) auf die Weide.

Allgemeiner „Schichtwechsel“, also Rückkehr in den Stall, ist gegen 11 Uhr. Die Zeit bis dahin füllen wir mit Boxenpflege und mit dem Zweiten Frühstück im "Café Saalbach".

Gestern unterbrachen wir diese Routine und holten die Beiden schon um 10.30 Uhr von der Weide. Der erste strahlende „Bilderbuch-Frühlings-Tag-2012“ verlangte nach den ersten Longen-Runden der Saison.

30 Minuten Gymnastische Übungen für den Hals, „Scheritt“ und diverse „Brrrrt – und kehrt“ in unterschiedlichen Kurvenradien an der Longe verliefen wunderbar, sogar das Traben konnten beide noch.

So weit, so gut….

Bei erneut blendendem Wetter sollte heute eine Wiederholung der Weidezeit-Verkürzung für unsere Beiden, dieses Mal um 40 Minuten Longieren stattfinden.

Ordre de Jutta: Der Schichtwechsel wird heute für alle auf diese Zeit vorgezogen. Gemeinsam mit ihr und Vanessa gingen wir also um 10.30 Uhr zur Weide.

Nachdem uns Jankid - wie fast immer, als Erster - am Eingang bemerkt hatte, machte er sich gemächlich, aber zügig auf den Weg zu Elke.

Jaron drehte seinen Kopf, mit der "majestätischen Unaufgeregtheit des Chefs(?)", zu uns um, machte einen Ansatz, ebenfalls zu kommen..., blieb dann aber doch am Fressplatz. Auch mein wiederholtes Rufen konnte ihn nicht zum Kommen bewegen.

Jutta, die während dessen gemeinsam mit Vanessa schon in der Mitte der Weide 1, unterwegs zu Weide 2 war, drehte sich um und rief: „Den musst Du selber holen“.

Kurz davor hatte Jaron offenbar beschlossen, aus seiner ganz ruhigen Verweigerung, zu kommen, von jetzt auf gleich in den Modus 'Heftige Erregung' zu wechseln; Fast genau so wie am ersten Tag auf dieser Weide, vor knapp einem Monat.

Zischend schnaubend, heftiges, kurzes Ausatmen (ich nenne sie mal 'Schnaub-Stöße', heftigstem Niesen ähnlich) und ekstatisches Wiehern mit erhobenem Kopf in Richtung Weide 2.

Was ihn so plötzlich zu diesem extremen Wechsel des Temperaments veranlasst haben könnte, ist Elke und mir bis heute ein Rätsel. Elke, spontan: "Curly (auf Weide 2) ist wohl rossig". Karlheinz: "Darauf zu reagieren, wäre doch für einen "gelegten" Jungen eigentlich biologisch sinnlos".

Als ich mich Jaron bis auf etwa drei Meter genähert hatte, stand er im rechten Winkel zu mir, mit dem Kopf nach rechts und wich mir nach dorthin aus. Als ich ihm folgte und versuchte, ihn in der Ecke der Weide zu stellen, um ihn anleinen zu können, preschte er in einem Rechtsbogen um mich herum wieder zum Fressplatz zurück, unvermindert schnaubend und wiehernd.

Auf seiner zweiten Rechts-Runde vom Fressplatz weg, änderte Jaron, ohne für mich erkennbaren Auslöser, seine Laufrichtung nach links und lief zügig zu Elke und Jankid am Ausgang.

Dort ließ er sich von Elke am Halfter halten, bis ich eintraf und den Führstrick ohne Weiteres bei ihm einklinken konnte.

Der anschließende Weg mit ihm zum Reitplatz verlief „normal“, wenn man von 'in Abständen hochgerissenem Kopf mit lautem Wiehern' absieht. Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, was – nach der Stellung seiner Ohren zu urteilen – nur sporadisch gelang.

In einer Art „genervter Abgelenktheit“ ließ sich Jaron auf dem Reitplatz die Longe anbinden und sogar durch einige Leckerlie zum Biegen des Halses nach rechts, links und zwischen die Vorderbeine (Halsgymnastik) bewegen.

Auf die Kreisbahn geschickt, lief Jaron die ersten Runden an voller Länge der Longe – unbeeinflussbar durch wiederholtes Zureden: "Jaaron… Brrrr…, Ruuuhig…, Scheeritt....", – in starkem Trab mit Galopp-Einlagen und mit, in Abständen, lautem Rufen.

Auch eine Schul-Klasse, die mit ihrem Sportlehrer am Platz vorbei lief, hatte, obwohl offensichtlich von ihm wahrgenommen, keine beschleunigende aber auch keine bremsende Wirkung auf Jarons Bewegungsdrang.

Und, obwohl sich die Winterweide 1, die direkt oberhalb an den Reitplatz grenzt, inzwischen reichlich mit Artgenossen der "zweiten Schicht" bevölkert hatte, blieb Jarons Rufen, nach meinem Eindruck, in Richtung Ställe am Wohngebäude des Saalbach-Hofs orientiert und beantwortete von dort kommendes Wiehern.

Nach einer beträchtlichen Zahl schneller Runden kam Jaron dann doch so weit von seinem hohen Gang herunter, dass Schritt und Kehrtwendungen möglich wurden. Nach knapp 30 Minuten beendeten wir diese Bewegungs-Einheit mit einem Jaron, der immer noch eine Atemfrequenz von über 100 zeigte.

Anschließendes Hufreinigen an der Anbindestange des Reitplatzes verlief mit einem weiter ab und zu wiehernden Königlichen Warmblut Pferd, aber ohne Probleme.

Jankid hat sich, laut Elke, an dieser Aufgeregtheits-Szene Jarons weitest gehend, bis auf eine leicht zu beruhigende Attacke beim Vorbeilaufen der Schulkinder, nicht anstecken lassen.

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Facit,

fast mit dem gleichem Inhalt wie bei #1:

Der "Chef" von Jaron ist irgendwer....,
Karlheinz ist es nicht - immer.

Zumindestens nicht in einer wie eben beschriebenen Situation: Ein Reiz, eine Wahrnehmung, die wir bis heute nicht identifizieren konnten, löste - nun schon zum zweiten Mal - ein heftiges Verhalten Jarons aus, das Karlheinz mit seinen momentanen Mitteln weder korrigieren, noch auch nur in Ansätzen kontrollieren kann.

Ein Fahren mit Jaron vor der Kutsche und mit Karlheinz an den Leinen, wäre für uns, unter diesen Voraussetzungen, absolut nicht zu verantworten.

Elke & Karlheinz

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Zur "Hoffnungsvollen Aussicht":

Samstag, 17. März 2012:
Wir holen die beiden gegen 11.15 Uhr von der Weide. Und siehe da: Jaron ist als Erster auf dem Weg zum Ausgang und zu uns! Wenn man es nicht besser wüsste: Sein Verhalten machte, auch im Folgenden, fast den Eindruck von "schlechtem Gewissen".

Und:

Am Sonntag, 18. März 2012 werden wir einen "Gelassenheits-Lehrgang" mit Frau Tanja ... absolvieren. Vielleicht kann sie ja etwas auf dieser Baustelle bewegen.... -

Schaun wir mal! ....

Der Lehrgang wurde wg. Inkompatibilität eines dauerinkontinenten Tiefausläufers mit einer Lehrgangsleiterin und Trägerin von Rhinoviridae in Personalunion, kurz: wg. Dauerregens und erkälteter Referentin, auf "Sonn"tag den 25. März 2012 verschoben, auf einen Tag, der dann auch ganz bestimmt so sein wird wie er heißt (cit. Jutta).

SSie ju lee-iter!


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