Ein Tag mit einem Pferd

Praxis der Pferdehaltung im ersten "Lernjahr"

Institut: Saalbach-Hof in Breitscheid
Leitung & Lehrstab: Jutta Saalbach, Werner Saalbach & Vanessa Krenzer

Die folgende Schilderung gibt jeweils den +- momentanen Erkenntnisstand von uns beiden wieder = ist also nur mit Vorsicht zur Nachahmung empfohlen. Garantie für die Richtigkeit wird in keinem Fall übernommen.

Elke & Karlheinz Damerow


Versprechen

Gesundheit

Morgen-Routine

Heu-Netze

„Café Saalbach“

Abend-Routine

Futterzeiten

Koppeln

Vertritt

Tatsachen


Ein wahrhaftes Ehrenwort

Tierhalter-Profis kennen es nicht anders: Jeden, mindestens Morgen und Abend heißt es: Füttern, Pflegen und Stall reinigen. Dasselbe gilt natürlich für den Laien, der sich die Übernahme der Verantwortung für ein Tier als Freizeitbeschäftigung „angetan“ hat. In jedem Fall ist damit mehr als nur ein loses Versprechen verbunden, das Frau/Mann je nach Lust und Laune mal halten darf, mal nicht.

Der Inhalt dieses Versprechens lautet: Siebenhundert-und-dreißig Mal pro Jahr (in Schaltjahren zweimal mehr) ein bis… Stunden Sich-Kümmern um sein Pferd.

Wer dieser Verpflichtung nicht in eigener Person nachkommen will oder kann, der muss eine entsprechende Dienstleistung (meist)mehr, (selten)weniger „preiswert“ = kostenpflichtig von einem professionellen Anbieter erwerben. Darüber hinaus ist damit der Verzicht auf eine wichtige Gelegenheit verbunden, emotionale soziale Kontakte, Vertrauen zu seinem Sport- und Freizeitpartner Pferd aufzubauen und zu pflegen. In jedem Fall ein (lebens-) wichtiger Sicherheits-Faktor und damit auch entscheidender Bestandteil sportlicher Erfolge.

Sich ein Pferd „leisten“ zu können ist also nicht primär eine Frage des Geldes sondern vor allem der Zeit, die man neben der Erledigung unabwendbarer Lebenserfordernisse mit ihm verbringen kann. So sind wir, Elke und ich, Karlheinz, als Pensionisten, entsprechend dem Wegfall des zeitlichen Aufwands für die Berufsausübung, in der privilegierten Lage, dieser Facette der Liaison mit einem Pferd ohne Einschränkungen nachkommen zu können – so lange es unsere Gesundheit erlaubt.

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Voraussetzung: Gesund sein,
Ziel: Gesund bleiben & fiter werden

Wer nun aus dem Bauch heraus meint, angesichts der Regelmäßigkeit, mit der „Pferde-Pflege“ zu leisten ist, sie verlange und fördere zugleich und vor allem die allgemeine Ausdauer, der mag staunen, wie richtig er damit liegt, zu mindestens in meinem Fall, dem von Karlheinz.

Nach fünf Monaten mit der im Folgenden beschriebenen Pflegeroutine war mein Körpergewicht von 95 auf 80, also um durchschnittlich drei Kilo pro Monat gesunken. Meine Körpergestalt näherte sich in unübersehbarer (beängstigender?) Weise der eines Marathonläufers.

Die nahe liegende Befürchtung, irgendein Krebsgeschehen könnte die Ursache dafür sein, war denn auch einer der Gründe, warum ich mich fachärztlich von Kopf bis Fuß untersuchen ließ.

Das sehr erleichternde Ergebnis: Negativ.

Der Teil des objektiven Übergewichts – 95 Kilo bei 1,84 m Körpergröße, BMI 28,1 –, der aus Fett bestand, ist offensichtlich zur „Befeuerung“ der zusätzlichen körperlichen Aktivitäten verbrannt worden.

Nach einem kurzzeitigen Durchsacker auf 74 Kilo, wohl verursacht durch einen, im Ansatz erkannten, ersten Rheuma-Anfall(?!), bin ich inzwischen wieder bei 81 Kilo angelangt, meinem „Jung-Mannen-Kampfgewicht“ als 20-30jähriger.
Siehe auch den Bericht über meine „Rheuma-Geschichte“.

Wer also im Pensionsalter nach einer Methode sucht, „Gewicht zu machen“, dem kann ich nach diesen Erfahrungen empfehlen, sich ein Pferd zuzulegen und es eigenhändig zu pflegen. Eine solche Entscheidung befreit nicht nur von „überflüssigen“ = nicht lebensnotwendigen finanziellen Mitteln, sondern offensichtlich auch von entsprechenden Teilen eigener Biomasse.

Wie die folgende Schilderung unserer täglichen Pferde-Pflege-Routine verdeutlicht, besteht sie eigentlich in einer relativ mäßigen, dafür aber absolut regelmäßig ausgeübten Steigerung körperlicher Aktivitäten. Die Auswirkungen, die sie schon in so relativ kurzer Zeit auf die anabole/katabole (Körpersubstanz aufbauende oder abbauende) Stoffwechsellage eines männlichen Mitte-Sechzier-Körpers haben, kann man dafür aber getrost als beeindruckend bezeichnen.

Sollte Elke Lust und Zeit finden, wird sie über ihre entsprechenden Erfahrungen berichten.

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Unsere pferdeflegerische Morgen-Routine

Gegenstand unserer Bemühungen sind zwei Gelderländer Rappwallache, Jaron und Jankid.

Da wir gelernt haben, dass ein wesentlicher Teil arteigener Bedürfnisse von Pferden ein regelmäßiger Tagesablauf ist, füttern wir so pünktlich wie wir es hinbekommen, morgens um acht und abends eine Stunde vor dem Dunkelwerden, spätestens um 18.30 Uhr.

Entsprechend beginnt der Tag für Elke um 6.30 und für mich, Karlheinz, um 6.45 Uhr (bitte nicht fragen, warum (nicht umgekehrt!)?) mit den üblichen persönlichen Morgen-Ritualen. Um 7.55 Uhr fahren wir die 6,5 Kilometer von Heisterberg nach Breitscheid zum Hof der Familie Saalbach, wo wir unseren Lieben dann das „Frühstück“ servieren.

Wenn man die ehernen Regeln der Pferdepflege Kunst ganz genau nimmt: Erst das Pferd, dann der Mensch!, dann verstoßen wir dagegen. Aber unter den gegebenen logistischen Voraussetzungen bleibt uns nichts anderes übrig, es sei denn, wir würden das Haus in Heisterberg verkaufen und als Untermieter bei den Saalscheids in Breitscheid einziehen. Mal sehen, was die sagen würden, wenn das alle Einsteller von ihnen erwarten würden?!

Der „erste Gang“ des Frühstücks besteht aus:

• je 1,5 Joghurt-Becher-Füllungen Pferde-Müsli (am liebsten die Kräutervariante; keinen Hafer mehr, auch für Jankid), etwas Mineral- und Hefe-Granulat, ein Schuss Magnesium und bei Bedarf B-Vetsan (ein homöopathisches Mittel gegen Infektionen der Atemwege).

# # #

In der Übergangszeit zwischen nicht mehr gefrorenem Boden und dem Anweiden, wenn aus Vertritt-Gründen die Nutzung der übrigen Weiden nicht mehr/noch nicht wieder möglich ist, dann erhalten die Beiden nach dem dann "Ersten Frühstück", auf einer der beiden Winter-Koppeln an der Medenbacher Straße, bis elf Uhr Ausgang zum Beine-Vertreten inklusive Raufutter-Dinner.

Dann wird die tägliche Kraftfutter-Menge mit nun je einer Becher-Füllung Müsli auf ernährungs-physiologisch ohnehin optimalere drei kleinere Mahlzeiten verteilt: 8 Uhr, 11 Uhr und das "Abendbrot". Mit dem nun "Zweiten Frühstück" haben die beiden Lieben außerdem einen "überzeugenden" Grund, um 11 Uhr gerne wieder in den Stall zu "wollen".

# # #

• Eine erste Gabe Raufutter, Heu oder Heulage (wir sagen scherzhaft: "Sauerkraut" = nicht vollkommen zu Heu getrocknetes Gras, das während der Lagerung in großen, mit luftdichter Folie umhüllten Ballen, eine leichte Milchsäure-Gärung durchlaufen hat).

Das Raufutter dient der Einbettung dieser relativ leicht verdaulichen, hoch energiehaltigen Stärke-Mahlzeit im Verdauungstrakt in eine Hülle aus schwerer verdaulicher Zellulose. Die Größe der Stärke-Mahlzeit richtet sich nach der jeweiligen Leistung, die dem Tier im Laufe des Tages abverlangt wird. In unserem Fall, keine (besondere), außer Lebenserhaltung, also Grundumsatz.

• Der „zweite Gang“ des Frühstücks, ebenso wie des Abendbrots, besteht aus Weichfutter. Je nach Verfügbarkeit: Leibhaftige Möhren (die sind nur bis maximal 10 °C Lager-Temperatur erhältlich, darüber werden sie zu Matsch, cit. Schelder Mühle), oder am Vorabend eingeweichtes Möhren-Granulat (mögen beide auch sehr gerne); Seltener erhältlich: Leckere Rote Beete; Apfel, Birne, oder Banane. Nach Runkel-Rüben suchen ich noch. Die soll Pferd auch mögen und beschäftigen.

• Nach "Guten Appetit!" füllen die zugehörige Verdauungszeit, Fell- und Huf-Pflege, Putzen und Auskratzen in etwa eine Stunde.

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Wie wir in diesem Zusammenhang übrigens lernen durften: Wer (s)ein Pferd regelmäßig & unverhohlen Lust betont putzt, der gehört zum Turnier-Typ. Wenn nicht, dann gehört er zum Freizeit-Typ, dem beim Anblick (s)eines rund um Schlamm verkrusteten Pferdes erst so richtig das Herz aufgeht.

Als privilegierte Pensionisten (s.o.) mit nur einem Pferd pro Person haben wir mehr als genügend Zeit und sogar noch immer (unglaublich, Frau Lohr, gell?!) Lust auf das Putzen von Pferden.

Alle Pferdefreunde sind sich doch wohl einig, dass ihre Lieblinge das Wälzen im Gras, mehr noch im Sand, am meisten aber wohl im Schlamm genießen. Wir "Putzfreunde" sind nun vielleicht nur etwas mehr davon überzeugt, dass Pferd es ebenso genießt, den beim Wälzen in und ans Fell geratenen Staub, Sand oder Schlamm wieder loszuwerden. In freier Wildbahn dienen ihm dazu Büsche, Baumrinde und Ähnliches.

(Vorsicht, jetzt wird's dingens ....) Vielleicht aber genießt Perd es ja sogar, ohne Schlamm verkrustetes Fell und mit sauberen Hufen vor die Augen anderer Lebewesen zu treten. Immerhnin tut es das ja in jedem Fall ohne Verhüllung (Kleidung, nicht mal Lendenschurz), so wie Gott es schuf, also quasi nackt! .... Ehem, ehem ....

Aus diesen und noch vielen, vielen anderen, gewichtigen Gründen gehören wir freiwillig und stolz zur Weich-Ei-, Schau-, Angeber- und was noch, Turnier-Fraktion der Pferdefreunde. Und das, tragisch-komischer Weise auch noch, all-die-weil wir nichts so sicher wissen, als dass wir in zwei Leben nicht mehr an irgendeinem Wettkampf teilnehmen werden - auch dann nicht, wenn die beiden Lieben uns jemals auf Knien darum bitten sollten.

# # #

• Gegen 9.15 Uhr führen wir die beiden für ca. 50 Minuten auf den Reitplatz zu Gymnastik und Longieren.

• Nachdem die Hufe vom Reitplatz-Sand befreit sind, geht es kurz nach 10 Uhr auf die ca. 700 m/400 m entfernte Weide.

Bei Wetterbedingungen, die das Arbeiten auf dem Reitplatz unmöglich machen, geht es sofort nach Ende von Frühstück, Fell- und Huf-Pflege, auf die Weide.

Bei extrem schlechtem Wetter, vor allem bei viel Wind (den hat Pferd - wegen der vielen Alarm auslösenden Geräusche? - ganz besonders ungern!), entfällt auch der Weidegang. Der Zeile zum Trotz: ... "über Deine Höhen pfeift der Wind so kalt...", musste das - wohl Dank der topographisch "kuscheligen" Lage von Breitscheid an einem Nord-, West- und Süd-Hang - bisher nur sehr selten sein.

Dann finden Fell- und Huf-Pflege im Boxen-Gang und parallel dazu das Ausmisten der Boxen und das Auffüllen der Heu-Netze* statt.

• Nach dem Zur-Weide-bringen, wieder zurück auf dem Saalbach-Hof, kommen das Abäpfeln und Entfernen uringetränkter Sägemehl-Streu aus den Boxen. Die Abfuhr-Plichtigkeit erkennt man offenbar am Geruch von Ammoniak und die durch ihn bewirkte Rotfärbung von Lignin und/oder Cellulose?....

Dies und die Herstellung einer regelgerechten "Matratze" ist mir, weniger wohl Elke, trotz mehrerer Einweisungen durch Jutta und Vanessa (immer) noch ein Buch mit den berühmten Siegeln.

Das Einbringen von neuem Sägemehl-Streu, Füllen der Wassereimer, Füllen und Aufhängen der *Heu-Netze für die Nacht, bzw. für den Tag in der Box bei schlechtem Wetter, runden die Morgen-Routine ab.

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*Heunetze

Einem Tip meines Bruders Reinhard und Schwägerin Ingrid folgend haben wir uns Löwers Heunetze zugelegt. Wir verwenden 1qm große Netze (aus der Hochsee-Fischerei(?), Ballfang-Netze in Fußballstadien(?)) mit unterschiedlichen Maschengrößen (für den „verfressenen“ Jankid 3 cm, für Jaron 4,5 cm).

Die Netze verschaffen den Pferden, gegenüber der Heu-Gabe am Boden, eine (je kleiner die Maschengröße umso mehr) verlängerte Aufnahmezeit für des Raufutter, also entsprechend Beschäftigung und damit weniger Langeweile. Außerdem verringern sie den Anteil des zertrampelten, nicht verwerteten Heues.

Allerdings sind Heunetze für eisentragende Pferde nur dann geeignet, wenn sie hoch (genug) aufgehängt werden = in einer Höhe, in der sie mit den Hufen nicht erreichbar sind. Sonst verfangen sich die Eisen-Enden in kürzester Zeit in deren Maschen!

Noch in der ersten Nacht, nachdem wir die Netze in Höhe Unterkante Boxenboden installiert hatten, durften wir Werner Saalbach dafür danken, dass er Schlimmeres verhinderte:
Durch Unruhe im Stall aus dem Bett geholt, schnitt er Jaron drei und Jankid zwei Eisen inklusive daran befestigtem Huf, Fuß, ....usw. aus den Netzen.

Nach dieser, auch im Nachhinein noch ausreichend adrenalisierenden Erfahrung hängten wir die Netze mit Hilfe von je drei Karabiner-Haken über Ketten an der Oberkante der Boxen-Gitter-Trennwände, in ca. zwei Meter Höhe auf.

Nach einer Eingewöhnungszeit lernten die Beiden, wie sie das Heu aus den Netzen ziehen können, ohne sie dabei (zu sehr) zu zerreißen (ein bisschen Schwund ist aber wohl immer).

So haben sich die Netze bei uns, nun seit einem Dreiviertel Jahr, ohne weitere Zwischenfälle bewährt. Die für Pferde nicht optimale Kopfhaltung beim Fressen in dieser Höhe hatte bisher keinerlei erkennbare orthopädische Schäden zur Folge.

Mit der beschriebenen Ketten-Aufhängungs-Variante #1 konnten Heu-Netze, die übrigens (halbschwer gestopft) mit ca. fünf Kilogramm gefüllt sind, nur unter ab-sturz-riskanter Besteigung eines Stuhls aufgehängt werden = unter Erhöhung des akuten Spitzenrisikos für häusliche Unfälle.

Werner Saalbachs Idee, an Stelle der Ketten zwischen den senkrechten Boxen-Gitterstäben waagerechte Querverbindungen einzuschweißen, = Aufhänge-Variante #2, erlaubt es nun (Menschen mit – pardon – „Normal-Größe“ und darüber) ein fast bequemes Einhängen der Karabinerhaken vom Boxenboden aus, ohne personelle oder riskante materielle Hilfen.

Hoch lebe das goldene Schweißer-Handwerk (und den, der es gefahrlos auszuüben versteht)!

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„Café Saalbach“

Meist so zwischen neun und halb elf ertönt das Signal der Chefin Jutta: „Kommt Kaffee trinken!“, und alle hippologisch Werktätigen des Hofs versammeln sich zu einem bis einigen Tässchen Kaffee oder Tee, Knabbereien und einem Schwätzchen über dit und dat.

Tatort:
"Café Saalbach"; Wenn das Wetter es erlaubt, outdoors auf der kleinen überdachten Süd-Ost-Terrasse auf dem Hof der Familie Saalbach, sonst indoors. DIE edlen Räumlichkeiten, deren Nutzung für ein Zweites Frühstück wir ihrem Erbauer, dem Herrn Kolb und Jutta, seiner Tochter, zu verdanken haben. Zwei Menschen, die offensichtlich nicht leugnen können oder wollen, bekennende, sozial praktizierende Anhänger der humanen These zu sein:

Nur als ausgeruhte Seele kann der Körper gut arbeiten" oder so....? (cit. Exhibitchee, s.u.)

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Die Abend-Routine

Sobald der Sonnuntergang um 19.30 Uhr und später kommt, also im späten Frühling bis zum späten Herbst, beginnt die Abendroutine durchgehend um 18.30 Uhr, mit:

• Rückholen der Pferde von der Koppel,

• Fell- und Huf-Pflege (bei Matsch produzierenden Wetterlagen auch schon mal Abspritzen der Füße),

• Füttern des „Abendbrots“ (Zusammensetzung wie das „Frühstück“, s.o.) und

• Vorbereitung der Frühstücks- und Abendbrot-Portionen für den nächsten Tag.

Wenn die Pferde bei sehr schlechtem Wetter tagsüber im Stall geblieben sind, dann verlängert sich die Abendroutine um das Ausmisten der Boxen. Ende der Abend-Routine gegen 19.30 Uhr.

Sobald der Sonnenuntergang wieder um 19.30 Uhr und früher stattfindet, also vom späten Herbst bis zum späten Frühling, beginnt die Abendroutine jeweils eine Stunde vor dem jeweiligen Sonnenuntergang.

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Abstand zwischen den Hauptmahlzeiten

Vom Ideal(?) gleicher Abstände zwischen den (Stärke-) Hauptmahlzeiten, also jeweils 12 Stunden von morgens bis abends und umgekehrt, ist unsere Routine daher mehr oder weniger weit entfernt. Im Extrem-Fall (Ende Dezember), mit 7 Stunden zwischen Frühstück und Abendbrot und 17, also 10 Stunden mehr zwischen Abendbrot und Frühstück. Im „besten“ Fall betragen die Zeitabstände für unsere Beiden tagsüber 10,5 und nachts 13,5 Stunden, also immer noch drei Stunden mehr.

Negative Auswirkungen irgendwelcher Art, die durch diese Abweichungen vom „Ideal“ verursacht worden sein könnten, haben wir in unserem „ersten Lehrjahr“ im Fach „Pferdepflege“ bisher nicht feststellen müssen.
Könnte das fortgeschrittene Alter unserer beiden, nun fast 21 Jahre alten Gelderländer Senioren eine Rolle spielen?

Schwamm drüber – oder: Wer eine begründete andere Meinung, vielleicht sogar einen praktikablen Vorschlag für eine bessere Lösung hat, den bitten wir doch herzlich, sich die Mühe zu machen, uns das mitzuteilen (e.k.damerow@t-online.de).

Wie überhaupt das Thema Pferde-Ernährung noch einen weitestgehend weißen Fleck in unseren Bio-Komputern besiedelt. Jede hilfreiche und erhellende Information dazu ist jederzeit herzlich willkommen.

Sollten wir einmal in der Lage sein und das Risiko verantworten können, bieten wir, als Dankeschön dafür, eine Kutschfahrt hinter Jaron und Jankid an der Deichsel und Elke und Karlheinz auf dem Bock.

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Die Koppeln

Weide #1, die die Saalbachs unseren Beiden vom 1. Juni bis 19. Oktober 2011 zur Verfügung gestellt haben, befindet sich zwischen Siegweg und Erlenweg am Nordrand der Ortschaft Breitscheid. Wie die gesamte Nordhälfte des Ortes am Südhang des Erdbach-Tals gelegen, bietet das etwa einen halben Hektar große Weide-Dreieck mit diversen Obstbäumen, einem kleinen Gehölz am Nordrand und einer Baumreihe am Ostrand, optimales Pferde-Gras und Wind-, Wetter- und Sonnen-Schutz.


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Nachdem Werner, mit einem kleinen Tankwagen, die notwendige Wasserversorgung sicher gestellt hatte, waren wir von der edlen Pflicht des täglichen H20- Kanister-Transports erlöst.
Danke Werner! Durch einen Schlauch gelangt das Wasser in ein Tränkbecken, das an die Felge eines Autorades geschweißt, stabil am Boden liegend, für die Pferde erreichbar ist.

Weide #2, gut einen Hektar groß, auf der die Beiden seit dem 20. Oktober 2011 stehen, liegt zwischen dem Wirtschaftsweg unterhalb des Reitplatzes und der nördlich, fast parallel dazu verlaufenden Medenbacher Straße und grenzt östlich an einen bepflanzten, ca. drei Meter hohen Erdwall vor dem Kalk-Steinbruch.


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Das jahreszeitlich zunehmend geringer werdende Wachstum der Gräser und entsprechend schrumpfende Nahrungsangebot gleicht diese Weide durch ihre mehr als doppelte Größe gegenüber Weide #1aus.

Außerdem genießen die Beiden hier offensichtlich die besonders anregenden Reize von Schnuten-Kontakten mit der Stuten(sic!)- und Fohlen-Herde des Saalbach-Hofes auf der direkt angrenzenden Weide. Im Laufe der Zeit wandelte sich diese, anfangs sichtlich aufgeregt wahrgenommene Sensation in eine (nahezu) souveräne soziale Routine, Stichwort (Dis-)Stress-Abbau.

Ähnliches gilt für den nicht eben geringen Verkehr auf der angrenzenden Medenbacher Straße und seine zusätzlich de-sensibilisierende Wirkung auf zwei Kutschpferde, die auch mit über zwanzig Lenzen nicht zu alt für so etwas sind. Besonders da sie seit mehr als einem Jahr (Jankid) und fast ein Jahr lang (Jaron) ohne regelmäßige Praxis vor der Kutsche sind.

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Nicht leicht zu übersehende Huf-Spuren

Nach nun fast vier Monaten haben unsere beiden „Königlichen Warmblüter“ diese Weide an ihrer Westseite auf fast zehn Meter Breite, also ca. 1000 m², in einen beeindruckenden Sturzacker verwandelt.

Ob dieser "hervorragende" Vertritt auch daran liegt, dass diese Fläche, vor ihrer jetzigen Nutzung als Weide, Acker, also gepflügte Fläche war – auf jeden Fall ist es der unübersehbare Nachweis für den bevorzugten Aufenthaltsort unserer Beiden: Die Westseite, mit Blick in Richtung aller Artgenossen und („eventuell, hoffentlich baldigst“) antrabenden Personals für die („längstens überfällige“) Rückführung in den Stall.

Über diese naheliegende Erklärung für die ungleichmäßigen Nutzung ihrer Weide hinaus machten wir noch eine eigenartige Beobachtung:

Unser erster Versuch, das “Essen auf Rädern“ (= Heu-Gabe auf der Weide bei gefrorenem Boden) am süd-östlichen Ende der Weide abzulegen (um einen Teil des Vertritts dorthin zu verlagern), stellte sich als „Schuss in den Ofen“ heraus.

Auch intensives Locken, sogar Hinführen am Halfter, zeitigte bei beiden, am intensivsten bei Jaron, alarmiertes Schnauben und fluchtartiges Verlassen dieser Seite der Weide in Richtung Westen. Auch die Spuren im Schnee belegten am Abend, dass die Beiden sich während unserer Abwesenheit nicht nur fast immer, sondern ausschließlich im Westteil aufhielten.

Über die Ursache/n dieses unsymmetrischen Verhaltens bleiben uns nur Vermutungen:

• Boden-Schwingungen, verursacht durch (Spreng-?) Arbeiten im angrenzenden Steinbruch?

• Signale, ausgehend von besonderen tektonische Bedingungen in tieferen Boden-Schichten unter den östlichen Teilen der Weide?

• Aktivitäten von Wildschweinen im süd-östlich angrenzenden, verbuschten Brachgelände?...

Tja, spannend!

Wie auch immer, wir werden wohl mit von der Partie sein, wenn es um die Finanzierung der Saat für die Rückverwandlung der verwüsteten Flächen in Weideland geht.

So käme man also von der Mini-Tierhaltung zum mittelprächtigen Landbau?!

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Träumen auf dem Boden der Tatsachen

18.02.2012 – Samstag

Nieselregen, 1-3 Grad

Jutta und Werner haben zu Recht beschlossen, dass Jaron und Jankid bei Tauwetter nicht mehr auf die Weide am Steinbruch gehen. Der Vertritt würde immer großflächiger und ruinöser.

Beide bekommen als Ausgleich ein paar Stunden Beine vertreten auf der Koppel hinter dem "Jungs-Stall", dem Laufstall der Hengste.

Gegen 8.45 Uhr begleitet uns Jutta dorthin, wo die Beiden dann auch gut gelaunt in unsere Schuhe fressenden, aber offenbar Huf freundlichen Matsch der Koppel hinein galoppieren.

...

Eine Stunde später, wir haben die übrigen Arbeiten erledigt und beobachten Jaron und Jankid von der Futtergasse zwischen den beiden Winter-Koppeln.

# # #

Jaron und Jankid wagen(?) nicht, den Kopf durch die Fressgitter zu stecken, um an das Heu auf der anderen Seite zu gelangen. Sie nehmen nur das auf, was sie am Boden, unterhalb der niedrigsten waagerechten Stange, von ihrer Seite aus packen können.

Nach einigen Tagen hat übrigens Jankid diesen, offenbar generalisierten "Respekt" vor allen Metall-Teilen in Wänden und Zäunen als Erster überwunden.

Das ist deshalb bemerkenswert, weil nämlich er, als Quittung für seine angeborene Kontaktfreudigkeit, gleich am ersten Tag in Breitscheid, äußerst beeindruckende Bekanntschaft mit "Hausstrom" machen durfte. Eine Erfahrung, die beide, auch Jaron, veranlasste, selbst den kleinsten Kontakt mit "verdächtigen" Metallteilen seitdem zu meiden.

Jaron, der diese Erfahrung "nur" passiv, als Zeuge des "umwerfenden" Erlebnisses seines Großen Bruders gemacht hat, vertraut aber offenbar, länger als der, noch heute auf ein, "nur" durch Beobachtung und "Mitleiden" erlerntes Verhalten.

Ein bezeichnender Ausdruck seiner "ernsthaften" Persönlichkeit?!

# # #

Sobald Elke Jankid anspricht, vertreibt Jaron seinen "untertanen" Bruder von der gesamten Breite des Platzes vor der Futterstelle: "Ich, Jaron, bin der Boss. Ich sage Dir, wann Du fressen darfst! .... Und überhaupt, geflirtet wird hier, wenn, dann nur mit mir!"(?).

Kurz darauf schnaubt plötzlich Gameboy, einer der jungen Saalbach-Hengste auf der zweiten Koppel hinter der Futtergasse und entfernt sich dabei, offensichtlich verängstigt erregt, vom seinem Platz am Fressgitter, kommt aber in einem Bogen wieder zurück, so dass ich zwischen ihm und Jaron stehe.

Jaron fährt seinen Penis aus und uriniert eine Kleinigkeit, ebenfalls erregt (imponierend? Na ja).

Juttas und Vanessas Erklärung:
Jarons plüschiger Nasenschoner erschreckte Gameboy, der diese Requisite bisher nicht kannte.

Mein Versuch:
Hatte Jaron mit irgend einem Signal etwa mich "gemeint" und der junge Hengst hatte "sich angesprochen gefühlt"??

In jedem Fall muss ich noch eine ganze Menge im Fach Pferde-Sprache lernen!

Diese Erkenntnis bestätigt auch eine weitere Lern-Einheit, in der ein entsetztes Unisono:

"Das lass auf jeden Fall bleiben!!!" von Jutta und Vanessa

die Antwort auf meine Frage war, ob ich nicht eventuell durch die Fressgitter in die Koppel hätte gehen sollen, um Jaron daran zu hindern, Jankid vom Fressplatz zu vertreiben.

"Das kann lebensgefährlich werden, wenn die beiden sich gegen dich zusammentun sollten.

In der Koppel gilt allein das Gesetz des Handelns der Pferde."

Aye aye, Miladies!
Das hab ich - nicht als Befehl, sondern - hoffentlich verstanden.
...

Gegen 11 Uhr: Jutta begleitet uns erneut zum Rückholen der Beiden.

Auf unser Rufen vom Koppel-Eingang aus, bleiben sie, zu uns schauend, an der gegenüber liegenden Futterstelle stehen. Es sieht sogar so aus, als gelänge es Jaron zunächst, einen willigen Jankid daran zu hindern, zu Elke zu kommen.

Zu mir kommt Jaron nicht, weder auf Rufen, noch auf das Pfeifen, das auf Weide#1 stets funktionierte. (Auf der Weide#2 am Steinbruch mussten wir weder rufen, noch pfeifen; Beide standen schon vor unserer Ankunft, ohne Ausnahme, abholbereit am Ein&Ausgang.)

Diese Verweigerung, zu uns zu kommen und sich anbinden zu lassen, erleben wir erstmalig in unserer gemeinsamen Geschichte. (Oder hat sich etwa diese "Meuterei" schon beim letzten Mal auf der "Steinbruch-Weide" angedeutet, als sich Jaron erst nach einigem Zicken das neue Halfter mit Nasenschoner, aber immerhin dann doch, anlegen ließ?)

Jankid reagiert nach einiger Zeit auf das Rufen Elkes, lässt sich am Aus&Eingang anbinden und folgt ihr aus der Koppel.

Jaron beginnt lautstark zu wiehern, schnaubt heftig und rennt in vollem Galopp auf Jutta und mich am Aus&Eingang zu. Seinen Schwung, der locker reichte, den Zaun wie Nichts zu durchbrechen, bremst er, beeindruckend wild im Schlamm rutschend, auf den letzten Zentimetern zum Stand ab. Das Rufen seines Namens ignoriert er aber weiter.

Ohne lange stehen zu bleiben, geschweige denn, sich anbinden zu lassen (immerhin hatte ich ihm Gott-sei-Dank das Halfter nicht abgenommen), wendet er und galoppiert zurück zur entgegengesetzten Seite der Koppel.

Elke mit Jankid, der nun ebenfalls unruhig das Wiehern Jarons erwidert oder begleitet, hat inzwischen den „Jungs-Stall“ erreicht (etwa 20 Meter vom Eingang der Koppel entfernt).

Jaron galoppiert erneut vom Fressplatz zu uns und zurück.

Werner übernimmt die Führung von Jankid und kehrt mit ihm zum Koppel-Eingang zurück.

Nun lässt sich Jaron von Jutta anbinden und folgt ihr, weiterhin erregt rufend, zum Stall.

Aus seiner Box ruft er noch eine ganze Weile weiter (nach den drei Weide-Nachbarn oder nach Gameboy?!.... Hu nouß?....).

# # #

Für mich eine sehr deutliche Versetzung auf den Boden der Tatsache:

Für Jaron, in seiner Welt, bin ich alles Mögliche, aber nicht sein "Chef"!

Erst wenn ich das einmal "sein" sollte - auch und gerade in stressigen Sitationen, welcher vorhersehbaren Art auch immer - werden wir mit vertretbarem, "normalem" Risiko, mit Jaron und Jankid an der Deichsel, und uns auf dem Bock, eine Kutsche bewegen/können/dürfen.

So is et, nach immerhin fast neun Monaten täglichem Umgang mit unseren Lieben.

Karlheinz,

"der, der sicher ist, das sein Schädel, zusammen mit seiner Geduld, irgendwann dicker sein wird als der eines noch so 'chef'igen Pferdes."

"Huck, ich habe gesprochen!"

Exhibitchee, "der, der laut redet und nichts sagt", ist der angeblich indianische Name von "Nobody" (Niemand), einer Figur aus dem sw-Film "Dead Man" von Jim Jarmusch aus dem Jahr 1995.

Musik, die Neil Young zu diesem Film gemacht hat.
Wer mehr Information dazu möchte, und wer ein
größeres Bild braucht, gehe auf den YouTube-Knopf.

Die Handlung des Films ist stark beeinflusst von William Blake (* 28. 11. 1757 in London † 12. 08. 1827 ebenda), einem englischen Dichter, Natur-Mystiker, Maler, Kupferstecher, Graveur(!) und Illustrator.

Siehe auch unten, sein Gedicht "To Nobodaddy", das sehr wahrscheinlich absolut nichts mit dieser Seite zu tun hat. Im begründeten Zweifelsfall sollte man es aber putativ lesen, oder!?

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To Nobodaddy*)

by William Blake

Why art thou silent and invisible,
Father of Jealousy?
Why dost thou hide thyself in clouds
From every searching eye?
Why darkness and obscurity
In all thy words and laws,
That none dare eat the fruit but from
The wily Serpent's jaws?
Or is it because secrecy gains females' loud applause?

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An VATINIEMAND

von WILLIAM BLAKE

Warum seid Ihr unhörbar und unsichtbar,
Vater der EIFERSUCHT?
Warum verbergt Ihr Euch in Wolken
Vor jedem suchenden Auge?
Sind all Eure Ratschläge und Gebote so dunkel und schleierhaft,
Damit niemand wagt, die Frucht zu essen,
Es sei denn, von der hinterlistigen SCHLANGE?
Oder, weil Frauen Heimlichtuerei so unheimlich toll finden?

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*):
noboddy = keiner, niemand;
daddy = Papi, Vati

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If the doors of perception were cleansed, everything would appear to man as it is: infinite. (William Blake)

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Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, dann erschiene den Menschen alles so wie es ist: unendlich. (William Blake)

Dies ist ein Zitat aus William Blakes "The Marriage of Heaven and Hell" ("Die Hochzeit von Himmel und Hölle"). Angeblich lieferte es dem Sänger Jim Morrison 1965, auf dem Umweg über Aldous Huxleys Essay "The doors of perception", den Namen seiner US-amerikanischen Rock-Band "The Doors".

Wer die Wirkung von Rauschmitteln wie Mescalin auf die Wahrnehmung als Ergebnis einer Reinigung der Sinne verstehen möchte, .... na denn, "Prost Mahlzeit!" Irgendwie muss der arme Jimy die lieben Onkels Blake und Huxley wohl nicht ganz richtig verstanden haben! .... Oder?
Er starb mit 27 Jahren am 3. Juli 1971 und hinterließ der Welt unsterbliche Musik - nicht wegen, trotz Mescalin.
Karlheinz

Waiting For The Sun
The Doors

&

The River Knows
The Doors

H ö r e u n d g e n i e ß e

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