Die ERSTE FAHRT
mit JARON & MENNO

Breitscheid, 29. April 2015


Gestern haben Kai und Max unseren Beiden neue Eisen aufgezogen. Jaron hat nach wie vor sehr gute Hufe. Mennos Hornwand ist dünner und das Material nicht so stabil. Futtermeisterin Elke hofft aber, dass ihm Biotin + ... auf Dauer zu besseren Hufen verhelfen wird.

Schon auf dem Weg von der Weide zum Hof, mehr noch, beim und nach dem Frühstück, zeigen sich erneut die verblüffenden Wahrnehmungsleistungen von Pferden. Beide sind konzentriert und sehr ruhig. Nicht, wie sonst üblich, bald nach dem Leeren der Frühstücks-Tröge, ungeduldiges Trommeln an der Boxenwand... Beide erwarten offensichtlich etwas Neues, Aufregendes. Wir müssen es ihnen längst signalisiert, "gesagt", "verraten" haben... ohne das Geringste davon zu "wissen".

Nach einem rückversichernden Anruf bei Dr. Peter Preis, wie eine Kandare "scharf" geschnallt wird: Das Rillenprofil der Stange maulwärts nach vorn, dann drückt die "Säge" beim Annehmen der Leinen auf die darunter liegende Zunge und umgekehrt. Wir verschnallen "weich", also die "Säge" maulwärts nach hinten. So dreht sich bei Leinenzug die glatte Hälfte der Stange zur Zunge.

Mit dem selben Telefonat erfahren wir: El Paso, Peters "Kleiner" Rheinisch-Deutscher Eintonner, ist gestern ebenfalls beschlagen worden - mit Rieseneisen!

Mit geduldiger Erwartung all der Fehler, die uns bei den folgenden Fahrten ganz bestimmt noch auffallen werden, registrieren wir zunächst nur zwei. 1: Die Kreuzleine von Jaron zu Menno wurden nicht durch Jarons linke Leinenaugen geführt, hing so also "zu lang", funktionslos herunter. Groom Elke korrigiert dies nach 600 Metern. 2: Mennos Selett war und blieb über die ganze Tour etwas zu locker geschnallt.

Vom Hof starten wir mit einem Menno, der offensichtlich so nervös ist, dass sein gesamtes Muskelhinterteil mehr oder weniger stark zittert. Genau dieses Zittern hat er schon gestern beim Beschlagen gezeigt. Wir interpretierten es dort auch als ein mögliches Zeichen allgemeiner Muskelschwäche(?). Erneut wie gestern äpfelte Menno ausgiebig und mit feuchtem Abgang. Also doch wohl ein Zeichen von Stress.

Nennen wir es "Déjà vue" oder "da capo": Auf eine eigenartige, etwas gemilderte, weniger dramatische Weise sollte diese erste Fahrt mit Jaron und Menno eine Kopie unserer allersten eigenverantwortlichen Fahrt mit Jaron und Jankid werden...

Wir hatten geplant, das neue Paar vor der SAWA mit dem gewohnten Weg zur Weide am Steinbruch starten zu lassen und sie zunächst vom Boden aus zu begleiten. Doch schon auf den ersten Metern zeigten die Beiden an den Zugsträngen nur schwer beeinflussbaren, energischen Trab mit Schau-Charakter. Für eine Begleitung per pedes durch Groom Elke ging es viel zu schnell voran. Einmal in Bewegung, war auf der gesamten Tour, bis auf wenige widerstrebende Schritt-Momente, trotz pausenlosem "Hooo-hooou-Scheeritt"... vom Bock aus und für unsere Verhältnisse (mit Jaron & Jankid), sehr gespannten Leinen, mindestens Trab angesagt, nicht selten gar die deutliche Anfrage, noch einen Gang höher schalten zu dürfen.

Entscheidender Unterschied zur ersten "ersten Fahrt" jedoch: Heute funktioniert das "Brrrt" zum Stand jederzeit und perfekt. Also, anhalten, Groom Elke aufnehmen, und weiter ging es im ausgesprochen eiligen Modus.

Da "das funktionierende Stop" als notwendiger Sicherheitsfaktor gegeben war, entschieden wir, wie geplant, die Strecke zur Langenaubacher Straße, zu "unserem" Wildweiberhäusel Parkplatz zu nehmen. Mit nahezu pausenlosem Einsatz von stimmlicher und hydraulischer Wagenbremse, bewegten sich unsere Beiden denn auch schon bald im Bade ihres Schweißes. Menno deutlich sichtbar, zu Schaum "geschlagen", sein Fell ist dünner als das von Jaron.

Bei Halbzeit und nach einer kurzen Fotopause in der Schmidt-Allee, vor dem "Wildweiberhäusel"-Parkplatz, ging es dann zurück gen Breitscheid.

Nach dem Ausspannen und Abschirren folgen uns Jaron und Menno ausgesprochen ruhig und ausgeglichen zu ihren Trögen in ihre Box. Menno lässt sich so unaufgeregt geduldig wie bisher noch nie, im Angesicht und in Reichweite von Essbarem, das Stallhalfter abnehmen!

Über die gesamten ca. 6,3 Kilometer hat der 24jährige Senior Jaron es sich nicht nehmen lassen, stets härtere Zugarbeit zu verrichten, als sein nicht mal halb so alter Kollege. Sein immer noch dichter Winterpelz hat einige Liter mehr an Schweiß aufgenommen, die er mit wiederholten Wälz-Einheiten in der Box an die Streu abzugeben versuchte.

Menno scheint weniger muskulär, auf jeden Fall zu einem hohen Anteil psychisch gearbeitet und entsprechend stark geschwitzt zu haben. Eine für ihn absolut zu meidende, pferdefressende "Art" sind Gullydeckel, denen er konsequent auszuweichen versucht. Außerdem scheint er Richtungsänderungen als Signal für eine Temposteigerung zu verstehen (alter Sportler?). Überhaupt scheint er durchgängig im Geschirr eine Leistungserwartung erfüllen zu wollen/zu müssen, die weit über "Hooou!" und "Scheritt" liegt. Besonders unruhig zeigt er sich dann aber auch mehrmals in Standpausen, in denen er gar Angebote zum Steigen und Hinsetzen macht.

Nur gut, dass er sich in kurzer Zeit wieder "einfangen", beruhigen lässt. Im Bild "strickt" er mit Jarons Innenleine. Eine ungeduldige Marotte, die er hoffentlich bald abgelegt haben wird.

Wir sind denn auch beide der optimistischen Erwartung, dass es gelingen wird, ihn ganz ruhig und im Schritt vor der Kutsche zu sehen. Sein nicht nur erschöpfter, sondern auch entspannter Ausdruck nach der Fahrt schien uns denn auch zu sagen: "Wahnsinn - Fahren geht ja doch ganz ohne Rasen! - Schön".

Nun werden beide morgen einen Muskelkater haben. Freitag feiern wir mit Peter in dessen Stall den "Tag der Arbeit". So wird die nächste Tour mit unseren Beiden am Samstag sein.

Für dieses milde "da capo" und "Déjà vue" sagen wir: "Danke, besonders dem Altmeister Jaron, aber auch unserem Novizen Menno!"

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