Vier Wochen später:

Christine Konrad zum zweiten Mal bei unseren Beiden


Flächendeckende Reaktion auf das Stichwort Osteopathie: "Ist das das mit dem Streicheln, den Nadeln und dem Hände Auflegen? Das ist doch alles Humbug. Das einzig Wahre, das wirklich hilft, ist die traditionelle Tiermedizin! (...glaube ich...)".

Wenn wir nach dem, was wir mit unserem lieben Jankid erlebt haben, einen ähnlichen Spruch machen sollten, dann würde seine wertende Aussage wohl genau umgekehrt ausfallen (müssen).

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Jankid schont seit dem 20. März 2012 hinten links, nachdem er während eines Gewitters auf der Weide vorne rechts ein Eisen verlor. Unsere Vermutung ist, dass er sich bei einem Sturz gespreizt hat.

Ein traditioneller Tiermediziner machte nach einer Gangbeobachtung zwei Röntgenbilder der Gleichbeine. Auf dieser Grundlage wurde eine Entzüngund eben dort diagnostiziert. Die chemische Behandlung zielte auf eine Hemmung der Entzündung und die Dämpfung von Schmerzen, also auf die Symptome (<400 Euro).

Aufklärung über die konkreten Ursachen des Lahmens sollte - nicht wie allgemein üblich, ein "Abspritzen" möglicherweise beteiligter Gelenke, sondern - ein Szintigramm in Telgte bringen (800 Euro + Fahrt). "Heilung" versprachen dann zwei Tildren-Infusionen (à 500 Euro).

Auf Szintigramm und Tildren (gute 2000 Euro) haben wir verzichtet. Ein Besuch mit Jankid bei Tamme Hanken bestärkte uns, ihn beim Kutschefahren einzuspannen und im Schritt mitlaufen zu lassen. "Daran wird er lange knabbern, aber er wird sich das herauslaufen", war seit dem auch unsere Hoffnung.

Nach fast 500 Kilometern vor der Kutsche erschien uns Jankids Schonverhalten leicht gebessert, auf jeden Fall war es nicht schlimmer geworden. Leider erreichte uns erst fast ein, ein halb Jahre nach dem ursächlichen Ereignis der gute Rat, doch einmal die Osteopathin Christine Konrad zu fragen.

Heureka! Nur zwei Behandlungen unserer Gelderländer durch Christine Konrads Hände, Nadeln und Laser-"Kanonen", im Abstand von vier Wochen, bescherten uns zwei ganz neue Pferde (Zitat Jutta Saalbach, Lewitzer-Züchterin und Chefin unseres Pensions-Stalles in Breitscheid, schon nach dem ersten Termin).

Jankid zeigt schließlich am 22. Oktober 2013 einen sauberen Trab über mehrere volle Sequenzen. Ein Bild, das taktreiner war als sein Schritt ebenda. Schon nach der ersten Behandlung zeigte er auf der Weide spontane Trabversuche über eine bis zwei Sequenzen, wonach er jedoch wieder in ein Dreibein-Hüpfen überging.

Jankid beteiligt sich seit der ersten Behandlung immer häufiger, verstärkt seit etwa der dritten Woche danach, ohne besondere Aufforderung an der Zugarbeit vor der Kutsche. Ebenfalls seit dieser Zeit beobachten wir eine verblüffend schnelle Volumenzunahme seines linken Hankens. Wächst doch tatsächlich die Muskulatur wieder, die der Körper durch das Schonen zurückgebildet hat?

Zeitgleich gab er erstmals wieder seinen rechten Hinterhuf, ohne Unterbrechung durch ruckartiges Absetzen, so lange, dass ein Auskratzen ohne Pause möglich war. Er stand also für diesen Zeitraum wieder voll auf seinem linken hinteren Problembein, weil er a) keinen Schmerz mehr verspürte/erinnerte, oder b) weil er wieder stark genug war?!

Das ist das Hoffnungsvollste für ihn, denn ohne die Möglichkeit, seine Hufe wenigstens so lange zu heben, dass sie gepflegt werden können, bedeutete das für ihn das Todesurteil. Auf jeden Fall ein Ende seiner Karriere vor der Kutsche, wenn es nicht mehr möglich sein sollte, ihm auch mit einer schmerzstillenden Spritze die Eisen, oder, als letzte Möglichkeit, Hufschuhe anzuziehen.

Jaron ist in der gleichen Zeit viel offener in seinem Verhalten geworden. Er hat nun neben seiner preußisch pflichtbewussten Zugarbeit noch Aufmerksamkeit übrig für die Landschaft rechts und links der Strecke.

Seit der zweiten Behandlung geht dieser Zuwachs an Sensibilität und Interesse an seiner Umwelt nun allerdings so weit, dass er immer wieder alarmierende Signale auffängt, von lebensbedrohenden Pumas in der Gestalt von Baumstümpfen, Mülltonnen und Felsbrocken. Neuerdings gesellen sich dazu wohl auch wieder - Hi Silvia! - Riesenwürgeschlangen in der Verkleidung von Baumstämmen.

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Was uns bis zu diesem Zeitpunkt mit sehr großer Freude übrig bleibt, ist die Feststellung, dass die zweimalige, gut einstündige Beschäftigung von Christine Konrad mit unseren Beiden, bei jedem auf seine Weise, an verschiedensten Stellen ihres immerhin doch schon etwas betagten Pferdekörpers Blockaden gelöst bis vollständig beseitigt hat.

Besonders Jankid verhalf sie zu einem Riesenschritt zurück zu einer altersgemäß funktionsfähigen linken Hinterhand. Außerdem hängt die Rückenlinie von beiden deutlich weniger stark durch als vor ihrer Behandlung.

Muskulatur, die Jankid in erschreckender Weise verlor, parallel zu den Wirbelfortsätzen (Rückenstrecker?), im Beckenbereich, im gesamten Hanken, befindet sich offenbar wieder in Aufbau. Nicht schlecht für ein bald 23 Lenze zählendes Kutschpferd - oder?

Das wirkt so hoffnungsvoll, dass sein Kutscher sogar mit dem Gedanken spielt, erstmals eine Peitsche auf eine Fahrt hinter den Beiden mitzunehmen. Eine Ermunterung zu etwas mehr Fleiß könnte doch tatsächlich auch für Jankid wieder gesundheitlich vertretbar werden; Spaßes halber wünschenswert wäre es sowieso.

Vielleicht wird ja sogar einmal eine Ermutigung zu ein paar Trabpassagen möglich, ein nicht nur seit langem immer wieder annoncierter Wunsch eines Skelett-und-Muskel-Apparat-gesunden Jarons, auch ein toller Gedanke für die beiden auf dem Bock.

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Sage uns noch einmal einer was gegen Osteopathie! Dass unser traditioneller Tiermediziner als Erstes die Chance bekam/wahrnahm, einträglich gegen Symptome zu kämpfen, ist natürlich kein Argument gegen sein Handwerk.

Bei nächster Gelegenheit unklarer Bilder von Bewegungs-, Beweglichkeits-, Stimmungs-Störungen unserer Beiden werden wir auch, aber nicht mehr nur an den Tiermediziner denken.

Hufbeschlagschmied/in und Osteopath/in werden mit und zwar ganz oben auf der Liste der zu Befragenden stehen. Besonders Erstere haben schließlich, nach deren täglich pflegenden Menschen, beständigeren und häufigeren Kontakt mit den Tieren, kennen sie daher auch besser, als alle anderen.

Für heute sagen wir "Ein ganz großes Dankeschön" an Christine Konrad, selbstverständlich auch im Auftrag von Jaron und ganz besonders von Jankid.

Wir werden weiter berichten.

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