Kutsche fahren mit Peter
#7

Niederscheld, 21. November 2012


Seit dem 16., also seit fünf Tagen stehen die beiden Leistungssportler und Kutschpferde Warino und Nando aus dem Hause Hafling nun in ihren trockenen Boxen in ihrem Edelstall. Aber sie stehen, und das weiß ihr Trainer Peter, sie brauchen die Bewegung wie die Luft zum Atmen.

Heute soll der Tag sein, an dem sie zum ersten Mal von ihrem neuen Heim aus vor der Kutsche gehen werden. Peter hat sich mit uns für nach der Morgenarbeit mit unseren Beiden an seinem neuen Stall verabredet. Gegen halb elf trudeln wir bei ihm im Hustenbachtal ein, wo er seine Lieben schon ausgehfein geputzt hat.

Erstmal heißt es aber, die Kutsche von ihrem Standort am Golfplatz holen. Die Rückwärtsfahrt mit beladenem Hänger durch eine enge Gasse meistert Peter ohne Karambolage. Für mich wäre das wohl schon das Ende der Unternehmung gewesen.

Anschirren und Anspannen, und gegen "high noon" geht es los. Erst eine Aufwärmrunde, eineinhalb Kilometer hinab ins Dilltal Richtung Niederscheld und zurück. Dann aber hinauf ins Hustenbachtal.

Eine Strecke mit beständig strammer Steigung, die Nando als Erstem den Schweiß auf die Hanken treibt. Peter: Da siehst Du, sie sind aus der Übung. Wie zur Bestätigung schließt sich auch das Kraftpaket Warino, allerdings einen guten Kilometer später an.

Zu dem Weg, der vom Dilltal aus, südöstlich von Niederscheld in noröstlicher Richtung ins "Gebirge" verläuft, gesellt sich nach der Grillhütte Hustenbach ein zweiter, von Osten her, von Seelbach kommender. Beide führen dann für etwa einen Kilometer in einem Abstand von 100 Metern parallel in einem Rechts-Bogen um den Volpertsberg(?) herum.

Zwischen beiden gibt es einige Verbindungswege. Einer davon führt schon ein paar Meter nach seinem Beginn über eine kleine Bachbrücke. An dieser Stelle musste bei unserer ersten Tour auf diesem Weg selbst Thomas Sack, der Meister an den Leinen, weise kapitulieren.

Ein klapperndes Spielzeug-Wasser-Rad hinter der Brücke signalisierte Warino und Nando DIE ultimative Durchgangssperre: "Roter Alarm". Thomas: Gut, wir wollten ja sowieso links bleiben.

Heute zeigen die Beiden deutlich, dass sie sich erinnern. Aber diesmal passieren sie die "höchst riskante" Stelle "todesmutig" und traben dann gleich energisch eine besonders starke Steigung zum Parallelweg hinauf. Na ja, diesmal bewegte sich ja auch nichts hektisch neben der Spur.

Nachdem uns der Weg etwa eineinhalb Kilometer, nun in östlicher Richtung geführt hatte, bog Peter in Richtung Norden ab und bald erkannten wir den Weg der ersten Tour wieder. Nun ging es den in entgegengesetzter Richtung über den höchsten Punkt an der Südseite des Oberschelder Steinbruchs vorbei.

Und, nun aber - für mich atemberaubend - hundert Meter steil bergab. Auf nicht gerade rutschhemmender Altlaubgrundlage, mit meist blockierten Bremsen - der Kutscher in voller Fußaktion - uiuiuiui! Mal wieder frei nach dem rheinischen Vielosoff Hein-ten-Hoff: Et hät noch immer joot jejange!

Peter: Von nun an ist der Kutscher dran. Jetzt geht es nur noch bergab. Über die Grillhütte Hustenbach und über die Abzweigung des Weges nach rechts, den Teil des Rundweges, der am neuen Stall vorbeiführt.

Nach etwa drei Stunden, Parken der Kutsche im Unterstand des Stalls, Abspannen, Ausschirren, Versorgen der Beiden in ihren Boxen, Ausmisten über die absolut brauchbare "Entsorgungstür" auf den Kipper vor dem Stall, ist Peters Pferde-Tagewerk getan.

Wir haben - einigermaßen gut verpackt, die Handschuhe habe ich Gott-sei-Dank dabei gehabt; nur die Zehnen hätten sich über etwas mehr Wärmeisolierung gefreut - eine frische, aber wirklich tolle Kutschfahrt erlebt.

Durch einen Wald, in dem große, alte Eichen und Buchen die Zeugen einer Zeit sind, als hier noch die Schweine ernährt wurden, "Hutewald" also. Und, wohl eher nicht, wie der Name heute vermuten lassen könnte, ein Wald, in dem alle Husten haben oder husten müssen.

Schon zu Beginn der Tour riefen Warino und Nando nach El Paso und Lotte im Stall, ebenso schon weit vor Erreichen desselben bei der Rückkehr. Das Erpressungspotenzial: Entweder alle machen einen Ausflug oder keiner(!), hat sich also erledigt. Wie schön.

Für den Erlebnis gefüllten Tag:
Danke Peter.

Elke und Karlheinz

Bilder gibt's heute mal keine.
Die Phantasie soll ja schließlich nicht total verkümmern.


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