Von der Amboss-Polka
zum Basispass

1960 - 2010....
auch eine Art Liebes Geschichte

Karlheinz Damerow


Nach allerersten vertrauensvollen Kontakten mit dem seelenruhigen Hannoveraner Hans auf dem Bauernhof von Friedel Lindloge, in den 50er-Jahren im niedersächsischen Eschenhausen, traf mich im schwäbischen Trossingen um 1960 die volle Ladung Pferdezauber beim jährlichen Reit- und Spring-Turnier mit der Amboss-Polka und dem Traum vom Pferd, den das Vertriebenen Kind aber demütig als unerfüllbar akzeptierte.

Die "richtige" Version dieser Musik, die für mich DAS Pferde-Lied wurde (von James Last?), habe ich noch nicht wiedergefunden. Die folgende Interpretation eines "Orchesters der Nationen" kommt meinem Ohrwurm ziemlich nahe:

Amboss Polka
(Polka für "Solo-Amboss")

vorgetragen beim
Military Tattoo Bremen 2000
vom "Orchester der Nationen" mit

- der "Bahrain Police Band",
- dem "Military Orchestra of the Chinese Peoples' Army",
- der "La Musique du Commandement Militaire d'Ile de France", et
- "du 8. Regiment de Transmissions",
- dem "Gebirgsmusik Korps 8",
- der "Koninklijke Militaire Kapel",
- der "
Band of the Armed Forces of Malta",
- der "Band of the Brigade of Gurkhas",

- der "Band of the Dragoon Guards", und
- der "US Army Band Europe".

Komponist:
Albert Parlow (1824-1888),
Musikdirektor der Preußischen Armee.

Dirigent:
Major Michael Euler

Ein Kommentar auf YouTube:
Schade, dass das in der Politik nicht auch so gut geht!

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Bei diesem Traum, mit diesem Lied, blieb das dann. Fast ein ganzes Leben lang....

Vieles verläuft ja häufig in Kreisen. In jungen Jahren steht der Pubertist vor der aufwühlenden bis peinlichen Frage: „Wozu taugen Sexual Hormone?!“. In späteren Jahren steht (liegt) der Pensionist vor der allmorgendlichen, nicht weniger umwälzenden Frage: „Wozu taugen Wecker?“

Der unerwartet weise Tip meines Bruders, der fast seine ganze Lebens Freizeit auf diversen Rücken dieser erstaunlichen Lebewesen verbracht hat, lautete: „Lacht Euch ein Pferd an, besser, lasst Euch von zwei Pferden anlachen! Das hält körperlich und geistig fit!“...

Hmmm! Nach einigen „Äpfelkursen“ in seinem Stall an der freistaatlichen Donau gedieh dann doch tatsächlich so ein kleines Pflänzchen der Gattung: „Lass es uns doch mal versuchen“.

Zauberhafte Wesen mit weichen, langbehaarten Lippen und Nasen, majestätisch bewimperten, strengen Augen über ebenso überraschend langen und noch viel dünneren Beinen, ausgestattet mit beängstigend beeindruckenden Kräften, nötigen uns ernsthaftesten Respekt ab.

Wie diese mächtigen Tiere zu bewegen sind, auf den Einsatz ihrer Überlegenheit uns gegenüber zu verzichten, ist die entscheidende Frage, die wir nun für uns zu klären haben, bevor wir es verantworten wollen, zwei Exemplaren dieser wunderbaren Geschöpfe unsere Obhut zuzumuten.

Für Elke und mich, Karlheinz, ist allerdings die Vorstellung, uns von ihnen herumtragen zu lassen, eine Zumutung für sie. Also: Reiten, für uns, keine denkbare Möglichkeit (Option).

Aber, da gibt es ja noch das von Pferden bewegte offene Fahrzeug zum Zwecke der Personenbeförderung, die Kutsche. O.K., also: Einen Stall bauen, Weiden pachten, Heu und Stroh kaufen, Pferde kaufen, Kutsche kaufen, Geschirr kaufen... Riecht nach viel Geld. Da schauen wir doch besser erst mal, ob der Pensionisten Wunsch (Vogel?!) nach einem Lehrgang zum Basispass (Grundlagenwissen ums Pferd) und zum Kleinen Deutschen Fahr Abzeichen (DFA, Klasse IV) noch immer am Leben ist.

Gedacht, getan: Voraussetzung für die Teilnahme an einem Lehrgang ist die Mitgliedschaft in einem, der FN (Fédération Equestre Nationale = Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V.) angehörenden Reitverein. In der Zentralgemeinde Driedorf, nicht weit von unserem Lebensabend-Heimatdorf Heisterberg, bietet sich der Reit- und Fahrverein RuF Driedorf an. Sein Vorsitzender, Otfried Endler, selber Fahrer, empfiehlt uns Gerlinde Müller in Oberscheld als Lehrerin. Gerlinde kann aus familiären Gründen keine Lehrgänge mehr abhalten, empfiehlt uns aber von Herzen Stefan Schwarz.

Nun denn, noch ein Stückchen weiter ins Marburger Hinterland, auf nach Niedereisenhausen; Die B 255 über Herborn, von der B 277 vor Dillenburg rechts ab, die L 3042 über Nieder- und Oberscheld (der Dillenburger Ruhrpott), Lixfeld, Frechenhausen, Gönnern nach Niedereisenhausen, zum Heim der beiden ebenso stattlichen wie geduldigen, lieben Noriker Franz und Sepp, neben dem Unterrichtsraum der "Fahrschule Schwarz", an der Lahnstraße, L 3049, hinter dem Eisenbahndamm nach Quotshausen, malerisch zwischen Feldern und Wiesen am Hang gelegen.

Siehe:

Größere Kartenansicht

Nach der ersten Stunde Anfang September 2010 heißt das für uns und die nächsten Wochen: Von Heisterberg nach Niedereisenhausen: Basispass mit Jenny, Fahr-Theorie & Praxis mit Stefan, zurück nach Heisterberg: Bau eines „Küchen-Gespanns“, eines Fahrübungsgerätes, Üben, Büffeln nach zwei dicken Theorie-Skripten; Und wieder nach Niedereisenhausen...

Das Gefühl von Vertrautheit in fremder Umgebung, Déjà-vu auf der Schulbank, hat für den Ex-Pauker Karlheinz eine ganz spezielle Qualität hilfloser Zurückgeworfenheit auf die Rolle des Schülers (keiner lässt mich spicken, keiner flüstert mir die richtige Antwort zu!) angesichts gefühlter magerer Überreste von Lernfähigkeit, besser wohl von Bereitschaft zu lernen, nach einem ganzen Berufsleben in der vorherrschenden Rolle des Prüfenden mit den richtigen Antworten in Sicht. Fast so unangenehm wie der Moped-Führerschein mit zweiundvierzig.

Aber, da müssen wir wohl durch. Gemeinsam mit Tanja und Peter bilden wir die Vierergruppe dieses Lehrgangs. Nun bleibt uns vor den Prüfungen, schon am nächsten Wochenende, als einzig ermutigende Hoffnung, dass der rheinisch-philosophische Spruch, „Et hät noch immer jootjejange!?!“, auch im hessischen Hinterland Gültigkeit haben möge. Schaun mer mal!

Am vergangenen Wochenende konnten wir "unser" erstes Fahrturnier, das "Kaltblutchampionat" der "Interessengemeinschaft Zugpferde Hessen e.V." (IGZ) in Dillenburg unter Leitung unseres Fahrlerers Stefan Schwarz erleben. Eine begeisternde Erfahrung Starker Pferde auf dem Reitplatz des Landgestüts Dillenburg, einzeln und zu zweit vor Kutschen aller Art, vor Schlitten und Baumstämmen, ohne mit den langen Wimpern zu zucken durch brennendes Stroh, unter heulenden Motorsägen, bergauf und bergab im Tal Tempe, jenseits der Autobahn, durch verschiedene Parcours mit Wasser- und anderen festehenden Hindernissen...

Fortsetzung folgt...

Karlheinz


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