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07
Der Lindschlag

Der Lindschlag vor der untergehenden Sonne.

Da immer noch genug Zeit ist für die Fahrt zum Nachtlager in Neubruchhausen, suche ich das Wiedersehen mit dem Lindschlag, dem Wald, an den Eschenhausen im Südosten größtenteils angrenzt.

Vom Weg zur Schule und dem Haus der Hasbergs sind es auf der Straße nach Albringhausen nur etwa 200 Meter, bis links eine Zufahrt zum Haus der Familie Roshop (heute Segelhorst) führt. Es liegt zwischen dem Hof der Familie Bolte im Westen, den in den Fünfziger Jahren die Familie Krupp gepachtet hatte, und dem der Familie Hadeler im Osten. K!

Hier im Hause Roshop (Warum mir dazu nur immer wieder der Name Hillebold einfällt???) war Damerows zweites Zuhause nach Beckmann im Karrenbruch. Damit ist auch klar, dass der nur wenige Meter entfernte Lindschlag DER Spielplatz für die Lütjen, Reinhard und Kallemann war.

Ein kleiner Bach führt überflüssiges Grundwasser aus dem Lindschlag ab und leitet es an dessen Westende, den Weg zu Roshops unterquerend, nach Süden in die Schorlingborsteler Beeke, die südlich am Lindschlag vorbei Richtung Westen fließt, um sich im südwestlichen Zipfel der Gemeinde Eschenhausen zunächst mit der Nienstedter Beeke von Süden und schließlich mit der nördlichen Eschenhäuser Beeke (siehe Schmidts Wäldchen) zu vereinen. Dieser Zusammenfluss mündet nicht viel weiter westlich in den Klosterbach, der nach Norden und an meiner, Kallemanns ominöser Städtischen Badeanstalt und an Bassum vorbei fließt. 

So eng ist das schicksalhafte Netz der Örtlichkeiten und Begebenheiten unserer Kindheit geknüpft, dass das Wasser unseres Spielwaldes Lindschlag in dem einem Winter die Badeanstalt von Reinhard sein (siehe 09), ein paar Jahre später den Rohstoff für Kallemanns dreijährige Schwimm-Lern-Odyssee unter Leitung des Schwimmmeisters Güntheroth stellen sollte (siehe 11.7). 

Während Elke den Zauber und die Ruhe unseres Kinderwaldes Lindschlag 2009 im geparkten Altea und in den nahenden Sonnenuntergang hinein erlebt, streife ich in ihn hinein und genieße seine Majestät erfüllter Kinderphantasien.

Das könnte unsere Buchenschaukel gewesen sein. Randständige Buchen haben die Eigenart, ihre unteren Äste nicht nur Richtung viel Licht, aber auch Richtung Boden wachsen zu lassen. Einen solchen, besonders starken "Hänge-Ast" haben wir mit viel Vergnügen als Schaukel, aber auch als Katapult zum Abflug über(in?) den Graben (hinein?) genutzt.

Dies könnte die kleine Lärchen-Insel gewesen sein, die meine lebenslange Verliebtheit in die zarte Beblätterung dieser schönen Baumart begründete.

Die Strukturen des hohlen Baumstumpfs, in den hinein ich mein Zwergendorf mit Hütten aus Zweigen und Moos und Tieren aus Zapfen und Buchenfrüchten gebaut hatte, sind natürlich längst im Stoffkreislauf verschwunden. Sie leben nun in anderen Gestalten von Moos, Brombeere bis in die Gipfel kapitaler Buchen.

Ebenso wie auch die selbst gebaute Erdhütte. In ihr erlebte ich zum erstenmal bewusst das wohlige Gefühl der Geborgenheit vor Regen, Wind und Kälte, wie in einem, mit eigenen Händen geschaffenen, zweiten Mutterschoß.

Die Stelle scheint den Kräften gewichen, die im Strom der Zeit beständig neue topographische Strukturen erschaffen. Weniger akademisch: Das kleine Erdloch mit Ast-, Blätter- und Erddach habe ich am Ufer des momentan staubtrockenen Baches nicht wiedergefunden, entweder, weil es nicht mehr da ist, oder weil ich an der falschen Stelle gesucht habe. 

Ein Blick noch, über Schafweiden hinweg, auf den Hof der Familie Cordes. Hermann Cordes war bis 1972 Milchfahrer. Bis 1958 fuhr er mit zwei Pferden, danach mit einem Trecker durchs Dorf und lud volle Kannen von den Milchböcken auf seinen Wagen und leere zurück. Das wird es nie wieder geben. K!


Bilder:

Der Lindschlag


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