Longieren mit Thomas

Jankid lahmt auf der linken Hinterhand

Eine Achillessehne und Dr. Pfau

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Der Bericht über den Lehrgang erscheint in Dunkel-Grün,
Informationen zu Jankids Gleichbeinlahmheit in Braun,
und über meinen Achillessehnenriss in Hell-Grün. Karlheinz


Ein Jahr regelmäßiges „Longieren“ unserer beiden Königlichen Pferde nach der Anleitung: "Nimm die Peitsche in die Hand und lass' sie auf dem Platz um Dich herum laufen", aber auch der Einsatz von Einfach- und Doppellonge mit der etwa ebenso brillanten "Aus-dem-Bauch-Methode", ließen schließlich die einsichtige Frage reifen: „Wir können fast nichts. Unsere 21jährigen Pferde sehr wahrscheinlich jede Menge mehr. Wie kriegen wir das heraus?“

Meine „Longier Praxis“ bestand mehr oder weniger aus der Begleitung einer „Bewegungs- Kür“ von Jaron. Über Kappzaum und Doppellonge gelenkt, lief er sich auf dem Reitplatz am Saalbachhof jeweils im Schritt warm und am Ende der Einheit wieder ebenso für ca. zehn Minuten aus. Dazwischen ereigneten sich stets diverse Gangart-Wechsel, von denen ich mir bei einigen sicher einbilden durfte, dass sie Resultat meiner absichtsvollen Einwirkungen waren.

Im Großen Ganzen aber verlief doch alles mehr oder weniger nach Jarons „Plan“: Traben – das macht Spaß. Und wenn die betagten Gelenke so richtig gut „geschmiert“ laufen, dann kommt das absolute Vergnügen, Galopp. Aber ja nicht zu lange, es könnte richtige Arbeit daraus werden. Und: "Ja nicht zu viel vom netten Putz- und Futter-Kerl in der Kreismitte vorschreiben lassen - ehrlich, meistens verstehe ich ohnehin nicht, was er mir sagen will".

Meine Möglichkeiten, das Pferd zu „parieren“, zu verlangsamen, während es im Kreis läuft, waren anfänglich nahezu Null. Über die Anbindung der Longe am Koppelhalfter sowieso, aber auch über den mittleren Ring des Kappzaums war fast nichts zu machen.

Immerhin verbesserte sich dieses Manko „wundersamer Weise“ nach etwa 14 bis 15 Monaten täglicher Bekanntschaft mit unseren Gelderländer Geschöpfen. Nach dem Einsatz des Kopfstücks vom Fahrgeschirr (!soll verboten sein! – das Pferd habe, im Kreis laufend, mit den Scheuklappen, Probleme, das Gleichgewicht zu halten – Ja, aber Jaron nur ein ganz klein wenig) und des neu erworbenen Reithalfters mit Trense überließ Jaron seinem Menschen via Doppellonge doch einen deutlich wahrnehmbaren Teil der Entscheidung über die Gestaltung seines Bewegungs Programms im Zirkel, sogar die ersten bescheidenen Ansätze zu seiner Feinsteuerung.

Ansätze – immerhin!, aber nicht mehr.

Auf diesen, nach kompetenter Instruktion suchend fruchtbaren Boden fiel die Bekanntschaft mit Thomas, dem berüchtigten „Ben Hur“ am Dillenburger Landgestüt, dem todesmutigen Kaltblut-Kampfwagen-Lenker so mancher Hengstparade. Bei einigen Kutschfahrten mit Peter und Andreas in Niederscheld, die Thomas Rat gebend begleitete, entstand dann die Idee von einem Longier Lehrgang in Breitscheid.

Nicht lange und es waren sechseinhalb Interessent/inn/en beisammen, und nach einigem administrativen Hin und Her fand der erste Tag des Kurses mit Thomas am Samstag, 28. Juli statt. Anvisierter Prüfungstermin: Mittwoch, 22. August. Dreieinhalb Wochen also, genau 25 Tage für die Erkundung einer für Elke und mich fast tiefweißen Ecke unseres Pferde Welt Globuses.

Schon am Ende des ersten Tages war die, zu mindestens auf meiner hippologischen Landkarte ein klein wenig kleiner: Ein kurzes BRRRT! in hoher Stimmlage ist doch tatsächlich ein funktionierendes Instrument, mit dem sich Jaron zuverlässig bremsen/parieren(!) lässt. Na, so darf's doch weitergehen.

Der zweite Tag, der Sonntag, wurde in Eigenregie der Schüler als Wiederholungs- und Übungs-Gelegenheit genutzt. Richtig Autofahren lernt man ja bekanntlich auch erst, wenn einem der Fahrlehrer nicht mehr auf die Finger schaut?!

Thomas‘ offenbar über Wochen vorgeschädigte Bronchien hatten die Frische des Hohen Westerwaldes in aprilligem Wechsel von kleinen Schauern und sprichwörtlich herzerwärmenden Sonnen Intervallen mit einem energischen: „Keine Widerrede - ab ins Bett!“ quittiert.

Eine Skript Mappe ließ den Meister denn auch gar nicht so sehr vermissen und versorgte den Theorie Hunger einiger wissbegieriger Biocomputer Eigner nachhaltigst.

Am Montagmorgen, 30. Juli, wachte ich mit ziehendem Schmerz unter und hinter dem Außenknöchel am linken Fuß auf.

Eigenartig, Jankid lahmt ebenfalls, seit dem 20. Mai, dem Tag, an dem er ein Eisen während eines Gewitters auf der Koppel verlor und "auch links hinten". Seit der Kutschfahrt am 15. Juli schont er das Bein zunehmend deutlicher, besonders bergauf.

Elke hat ihn seitdem nicht mehr „longiert“ (was wir bisher als Autodidakten darunter verstanden), „nur noch“ mit Bodenarbeits- Übungen beschäftigt. Daher war von Anfang an klar, dass Jaron den Longier-Lehrgang auch mit Elke machen würde.

Kai, unser Hufbeschlagschmied, hat Jankid am 25. Juli mit einiger Mühe auch am rechten Hinterhuf neu beschlagen, dazu musste er schließlich das schmerzende linke Hinterbein belasten. Nach einer Führprobe meinte Kai dann, dass Jankid ein „echtes Problem“ habe und dass ein Besuch bei Dr. Millat, in dessen Pferdepraxis Aartalsee in Mudersbach, am östlichen Ende der Aartalsperre, ratsam wäre.

Die Fahrt dorthin und zurück, am Montag, 6. August 2012, bewerkstelligten höchst dankenswerter Weise die beiden Saalbachs. Werner, der den Pferdetransporter als LKW-Profi bewegte, Jutta als professionelle Pflege-Begleitung für Mensch und Tier.

Ergebnis der ersten In-Augenscheinnahme des bewegten Jankids durch Dr. Millat: Gleichbeinlahmheit. Vier Röntgenbilder bestätigen ihm seine erste Diagnose. Ich weiß bis heute nicht, welche Schattierungen im Bild ein Zeichen für welche schmerzhafte Ursache bei Jankid sein sollen, an welchem Ort und welcher Art überhaupt die Fehlfunktion ist: Knochen? Sehne? Gelenk? Welche/s? Was verursacht… Was…?)

Mit einer beglichenen Rechnung in Höhe von 289und Euros für drei Flaschen à 110 ml Hippopalazon, ein Mittel, das Entzündungen hemmen soll (wie das Methylprednisolon, das mir gegen vermeintliches Rheuma verordnet wurde), das die nächsten zwei Wochen täglich zweimal per Spritze oral zu verabreichen war, für eine Dose Cartilago Plus für 54 Euro, ein Ergänzungsfutter, das den Aufbau von Sehnen fördern soll und mit der Empfehlung Dr. Millats, Jankid nicht in der Box stehen, sondern auf der Weide laufen zu lassen, kehrten wir wieder nach Breitscheid zurück.

Inzwischen ließen meine Beschwerden im hinteren Bereich des linken Fußes nur noch humpelnde Ortsveränderungen zu. Eine Nutzung des Sprunggelenks, also der Wadenmuskulatur, schmerzte im unteren Bereich der Achillessehne zu sehr. Da keine der „typischen“ Symptome – Schallereignis, Lücke in der Sehne – zu vermelden waren, kam niemand auf die Diagnose „Sehnenriss“.

Den dritten und vierten Lehrgangstag, Samstag und Sonntag, 4./5. August, absolvierte ich entsprechend humpelnd.

Erst die energische Motivation durch Jutta – gelernte Schwester – und Maya – Arzttochter – überzeugte den Humpler, seinen Hausarzt, Dr. Idelberger in Breitscheid um Rat zu fragen. Am Dienstag, 7. August, vermutete der eine Schleimbeutel Entzündung unter der Achillessehne und empfahl mir, mir einen Termin in der Chirurgischen Gemeinschaftspraxis Herborn/Dillenburg geben zu lassen.

Am Freitag, 10. August, attestierte mir daraufhin in der Filiale Dillenburg Dr. Dahlke: „Thompson-Test(*) negativ – also: Diagnose mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Achillessehnenriss!“

(*)Der Patient liegt auf dem Bauch, die Füße hängen über die Kante der Untersuchungsliege. Wird nun der Wadenmuskel von beiden Seiten zusammengedrückt, so kommt es normalerweise zur Plantarflexion (Streckung) des Fußes, nicht aber bei einem Achillessehnenriss.

Mit einer Gipsschale und Gehstöcken versehen erhalte ich einen Termin für eine MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) im Evangelischen Krankenhaus in Giessen für Montag, 13. August.

Den fünften und sechsten Lehrgangstag, 11./12. August, absolviere ich entsprechend begipst und begehstockt als Beobachter.

Das MRT am Montagmorgen, zeigt einem Arzt (aus der „Curry“-Ecke des globalen Dorfes?!), wie er mir fröhlich mitteilt, ganz deutlich, dass meine Achillessehne etwa 6 cm oberhalb des Ansatzes am Fersenbein zu 80 Prozent durchrissen ist. Da die 20 Prozent intakten Rests am Außenrand liegen, war kein typisches Zeichen eines Lochs in der Sehne zu erkennen.

Dr. Pfau in der Chirurgischen Gemeinschafts Praxis in Dillenburg empfiehlt in der Nachbesprechung am selben Tag eine baldmögliche Operation in den Dill Kliniken in Dillenburg.

Ergo: Einweisung am Dienstag, 14., Operation am Mittwoch, 15. August. Die Vollnarkose gelingt diesmal so, dass ich nach dem Aufwachen, anders als sonst üblich, keine Schmerzen im Nierenbereich habe. Absolut einverstanden.

Eine weitere Longier-Stunde am Freitagabend konnte ich so natürlich nicht wahrnehmen.

Da die Operation, wie man mir mitteilte, ebenso wie alles Übrige gut verlaufen war, die Orthese-Schuhe passten (OrthoTECH, 11 8-31678 12 11, für schlappe gut 500 Euro) und eine sehr launige, dennoch informativ kompetente Einweisung in die Praxis des Stock gestützten „Gehens“ damit, sowohl in der Ebene als auch treppauf wie ab, keine Fragen mehr offen ließ, der Venen- Stützstrumpf das rechte Bein noch weiter "verschlankte", ein Rezept für zwanzig Thrombose Spritzen à fünf Euros pro Tag das angebliche besondere Risiko eines Blutgerinnsels bannen würde, wurde ich am Samstag, 18. August, nach dem Mittagessen aus der Abteilung 2.2 der Dillkliniken, Innere Medizin und Augenheilkunde, nachhause entlassen. Dr. Pfau ist Belegarzt und erhält hier für seine Patienten jeweils die Betten, die gerade frei sind.

Bis auf nahezu unschneidbare Brötchen - der Sägeschliff der Messer war in Ordnung - mit einwandfreien Plaste- und Elaste-Eigenschaften (industrielle Backmischungen lassen grüßen?), eine möglicherweise zufällig „erlittene“ vier einhalb tägige Kartoffel-Phase „sehr festkochend“, die ganz bestimmt schon am Tag nach meiner Entlassung durch „mehlig schmeckt besser“ abgelöst wurde, und bis auf die allgemeine zeitgeistige „Feigheit“ massenkompatibler Ernährung, statt schmackhaft zu würzen, nur den kleinsten gemeinsamen Nenner Marke „fade“ zu wagen, gibt es bei einem ansonsten vielfältigen und abwechslungsreichen Speisenangebot der Küche nichts zu meckern.

Danke Ute, und sei gegrüßt.

À propos, bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Innere Medizin im Gesundheitszentrum Dill-Kliniken Dillenburg, die für mich in 2.2 Zwei Bett Li tätig geworden sind, bedanke ich mich herzlich. Um eine schlafend verbrachte Stunde im OP herum, in der mir Dr. Pfau eine morsche linke Achilles Sehne – bis jetzt ohne Komplikationen – wieder zusammen nähte, erlebte ich eine unaufgeregte, kompetente Versorgung durch ausnahmslos freundliche und humorvolle Menschen.

Am Samtag, 18. August, versuchte ich Dr. Millat wg. Jankid zu erreichen. Der befand sich aber wohl schon auf dem Abflug zu seinem einwöchigen Urlaub. Ich hatten ganz vergessen, dass er nach einer Woche um einen Zwischenbericht gebeten hatte.

Nun ging aber das Hippopalazon zur Neige. Eine Mitarbeiterin vermittelte den Nachschub von 2 x 110 ml davon, die Elke umgehend in Mudersbach für 48 Euro abholte.

Empfehlung: Zweimal täglich 10 ml bis auf Weiteres.

Am Montag, zwei Tage vor der Prüfung, bot Thomas dem inzwischen – auch durch den Ausfall meiner „Humpelkeit“ – mehr als halbierten Trupp seiner Longier-Lehrlinge eine letzte Gelegenheit, sich und den erworbenen Fertigkeitsstand einer strengen aber auch Mut machenden Supervision, alias Generalprobe zu stellen.

Übrigens, für Interessenten einer ähnlichen Unternehmung: Die Gebühren für die beiden Prüfer/innen sind unabhängig von der Zahl der Prüflinge ein feste Größe. Hat man die schon vor Beginn des Lehrgangs offiziell auf die Lehrgangsgebühren umgelegt, dann werden sie von allen, die daran „schuld“ sind, dass der Lehrgang überhaupt stattfindet, gemeinsam getragen.

Dann war er da, Mittwoch, der 22. August, der Tag der Prüfung.

Pferde von der Koppel holen, Putzen, „Einkleiden“ = mit Kandare, Longiergurt(**) und Longe, Bandagen oder Gamaschen versehen; Zittern und Sorgen um das erwartete äußere Erscheinungsbild der Prüflinge: Schwarze Hose, weißes Oberteil: „Hanna hat mir ein Kuss Autogramm auf das einzige weiße T-Shirt in meiner ganzen Familie gegeben! Was nun?“(***); Curly muss als Erste in die Prüfung, Jaron braucht ihre Laufferzügel, er kommt nach Hanna als Letzter dran, … solche und ähnliche Inhalte bestimmen, mehr oder weniger Adrenalin geschwängert, den Ablauf des Mittwoch vor Beginn der Prüfungen.

(**) Dieser Gurt, den uns das Haus Völzing (http://www.voelzing.de/) ausdrücklich als „Longier-Gurt“ verkauft hat, stellte sich nach der Prüfung durch Ute Lauterbach und … als ein „Laufgurt“ heraus. Das ist ein Gurt, der – bis dahin vollkommen neu für uns – nur über einem Sattel am Pferd zum Einsatz kommen darf!. Denn anders als das Leder-„Gesäß“ der Reiter und ein „richtiger“ Longiergurt bietet der Laufgurt den Rückenwirbelfortsätzen des Pferdes keine Druckfreiheit.

Dies war der erste von zwei Reinfällen im nicht gerade schlecht renommierten Geschäft für Pferde Utensilien in Linden (Völzing, vor den Billiglohnzeiten eine der angesagtesten Edel-Schmieden für die Herstellung von allem, was beim Reiten und Fahren aus Leder besteht), denn auch die „edle“ Longier Peitsche aus Karbon und aus demselben Hause, immerhin für stolze 30 Euros, stellte sich als viel zu kurz und so wenig belastbar heraus, dass der Schlag (die Peitschenschnur) nach nur wenigen Gebrauchsstunden unreparierbar abgerissen war.

(***) Wie wir als very-best-ager und ebenso late Einsteiger dennoch schon an einigen Stellen im Reit- und Fahrsport feststellen durften, halten sich wohl immer noch hartnäckig Relikte aus feudalen und militärischen Zeiten der Reiterei;

2.0 sollte es doch möglich sein, sich auf einen etwas zeitgemäßeren "Dress-Kood" zu einigen, der ein klein wenig mehr dem inzwischen doch vorherrschenden Freizeit-Charakter der Pferdenutzung entspricht und ihm auch einen weniger museal verstaubten Ausdruck verleihen könnte.

Eine Sportart wie das Tennis hat es doch längst vorgemacht. Die zwingende Alternative zu fehlenden, lächerlicher Weise oft sogar mit Sanktionen belegten rigiden Bekleidungs- und sonstigen Form-Vorschriften ist ja nicht eine schlampige, etwa den würdevollen Ernst einer Prüfung missachtende Verhüllung des Körpers. Der absolut stilvolle Auftritt unserer beiden Prüferinnen könnte doch richtungweisend sein.

Die Prüfung

Um 17.30, nachdem auch Frau … pünktlich als zweite Prüferin auf dem Saalbachhof eingetroffen ist, beginnt Ute Lauterbach mit ihr gemeinsam die Prüfung zum Basis-Pass Pferdekunde. Immerhin für zwei Prüflinge, die ihr Leben lang mehr oder weniger intensiv mit Pferden verbracht haben.

Nach der APO, der AusbildungsPrüfungsOrdnung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN, Fédération Équestre Nationale) ist das gebührenträchtige Bestehen dieser Prüfung Voraussetzung für den Erwerb jedes weiteren offiziellen Abzeichens, heute also des Longier Abzeichens IV. Na denn!

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Ebenso wie die Mitgliedschaft in einer Pferde-Sport-Vereinigung, die der FN angehören muss, als zwingende Voraussetzung für die Zulassung zu jeder Prüfung, ist das nicht gerade ein umwerfend sympathischer Willkommensgruß des Verbands für Menschen, die sich gerne in ihrer Freizeit, kompetent beraten, mit Pferden beschäftigen möchten.

Für den Erwerb des Basis-Passes ebenso wie für eine Mitgliedschaft in einem Reit- & Fahr-Verein gibt es vernünftige Gründe, denen bestimmt nicht wenige Menschen gerne und viel nachhaltiger folgen würden, wenn ihnen das zwar nahegelegt, aber ihrer Freiwilligkeit überlassen bliebe.

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Die Prüferinnen haben sich für einen Modus des Prüfungs Ablaufs auf dem Reitplatz entscheiden, wobei jeweils ein Prüfling im Zirkel mit seinem Pferd arbeitet und ein zweiter gleichzeitig ein Prüfungsgespräch mit ihnen führt.

In meiner Funktion als „Ihro Humpelkeit“ bleibt mir neben kleinen Handreichungen bei den Vorbereitungen für Elke und Jaron nur der Job des fotografischen Chronisten.

Eine angenehme Folge der überschaubaren Gruppe von Prüflingen war, dass die Veranstaltung ohne Zeitdruck wohltuend unaufgeregt ablief. Mit den letzten Strahlen der über den westlichen Talrand von Breitscheid versinkenden Sonne beendeten Elke und Jaron die Vorführung ihrer in den vergangenen 25 Tagen erworbenen Longier-Künste.

Nach dem Abschirren und Versorgen der Pferde auf der einen und der Beratung von Ausbilder und Prüferinnen über die Noten auf der anderen Seite, versammelten sich alle im Inneren von „Café Saalbach“ zur „Zeugnisausgabe“.

Die Spannung fiel hör- und sichtbar von den Prüflingen.

Alle haben bestanden.

Nach einigen guten Ratschlägen und Wünschen verabschieden sich die beiden Prüferinnen mit dem Dank aller Beteiligten. Ohne sie gäb’s zwar viel weniger Stress davor, aber auch keine glücklichere Erleichterung und auch Stolz über das Erreichte nach einem Lehrgang.

Bei einer Platte lecker belegter Brötchen, von Vanessa kreiert, die ebenso still im Hintergrund und im Schweiße ihrer Vor- und Hinterhand den Reitplatz prüfungstauglich geharkt hatte, lassen alle zusammen mit ihrem Lehrer den Tag und das mit ihm gemeinsam Erlebte in die Breitscheider Nacht hinaus ausklingen.

Thomas beichtet, doch etwas nervös gewesen zu sein. Er verspricht, bei Fragen gerne noch einmal den Weg zur schönen ehemaligen Töpferstadt und zum gastlichen Cafe im Hause Saalbach zu nehmen.

Danke Thomas!

Meine „Humpelkeit“ wird sich nach ausgeheilter Sehne bei Gelegenheit einer Prüfung an anderem Ort anschließen dürfen. In der ersten Hälfte des Lehrgangs, die ich noch aktiv erleben konnte, aber auch in der Zuschauerrolle in der zweiten habe ich viel profitiert. So dass ich nun weiß, was ich üben muss, bis ich einigermaßen ruhig in meine Prüfung gehen kann.

Ganz gewiss braucht es noch viele Stunden, bis das Aufnehmen der Leine/n „automatisch“ so sicher abläuft, dass genügend Aufmerksamkeit für die Beobachtung des Verhaltens, der Bewegungen des Pferdes und einen gezielten Einsatz der Peitsche frei wird.

Ein paar Merkpunkte sind: Aufnehmen der Leine beim Handwechsel in die „neue“ Hand. Wenden des Pferdes, an kurz gefasster Longe nach vorwärts geführt, die Peitsche berührt die Hinterhand über dem Sprunggelenk. Ein Parieren, Verlangsamen des Pferdes gelingt zusätzlich zur Stimm“hilfe“ durch ein Verkürzen der Longe. Befindet sich nur noch eine Schlaufe in der Hand, wird die feste Endschlaufe der Leine mit dem kleinen Finger „gehalten“, der im Fall einer Panikflucht des Pferdes garantiert nicht festhält…

Über die Anwendung von Lauffer- oder Dreiecks-Ausbinderzügel bei einem betagten Pferd wie Jaron streiten sich die Geister von Ute und Thomas. Hilfszügel sollten aber, zur Vermeidung von Verletzungsgefahren im Pferdemaul für das auf dem Weg dahin möglicher Weise scheuende Pferd immer erst auf dem Platz am Trensengebiss verschnallt werden.

Was ich – auch nach einer bühnenreifen Demonstration von Thomas auf allen Vieren – immer noch nicht durchschaue, ist der Bewegungsablauf beim galoppierenden Pferd. Immerhin vertraue ich inzwischen seinem Tip(p), dass der Moment, in dem das äußere Hinterbein des trabenden Pferdes aufsetzt/fußt, genau der Zeitpunkt ist, dem Pferd den Impuls zum Galopp zu geben.

Nun gilt es „nur noch“, diesen Moment zu erkennen, besser noch, vorherzusehen (neudeutsch: zu antizipieren).

Noch wichtiger scheint aber, dass das Pferd in ruhigem, seinem Naturell angepassten Tempo trabt. Wenn es sich zu schnell bewegt, misslingt ihm der „richtige“ Galopp bei bestem Willen, weil es ein „Schleudern“, das Heraus“fliegen“ der Hinterhand aus dem Zirkel, gar nicht anders als mit Kreuz- oder Außengalopp vermeiden kann.

Wie überhaupt ein ruhiges Agieren des Menschen an der Longe Voraussetzung ist für eine erfolgreiche Bewegung des Pferdes. Dummer Weise fördern Prüfungssituationen eine derartige, wünschenswert ruhige Verfasstheit des Prüflings, wie jeder weiß, nur äußerst rudimentär. Dafür eher eine ungeduldige Erwartung, das Pferd müsse seiner Anweisung/Hilfe(?!?) jeder Zeit und unmittelbar folgen. Was über das feine Sensorium des Pferdes registriert, von ihm in Richtung Nervosität und Verspannung verarbeitet wird (Oh je, mein Chef hat Angst. Was mach ich nur?) und gerade nicht in ein vertrauensvoll ruhiges Verhalten (Losgelöstheit) mündet.

Eine ruhig bestimmte Verkürzung der Leine, eine eben solche Stimm-Hilfe: „und komm – Galopp – Marsch“, mit zeitgleicher Rücknahme der Leinenverkürzung und dem Einsatz der Peitsche, von hinten tief nach vorn hoch, sollte einen souveränen Übergang in den Galopp auslösen. Durch die stimmliche Bestärkung, „und komm – und komm…“ und nötigenfalls ebenso regelmäßig wiederholten Peitscheneinsatz von hinten tief nach vorn hoch, kann das Pferd in dieser Gangart gehalten werden.

Dieses kleine, zirkuswürdige Kunststück gilt es „nur noch“ ohne großes „Nachdenken(?!) hinzukriegen.

Schaun wir mal.

Seit dem Montag, 27. August trage ich am rechten Bein keinen Stützstrumpf mehr und die Fäden der beeindruckenden Operationsnaht wurden entfernt.

Nächster Termin: Mittwoch 29. August für eine Abflachung der Spitzfußstellung in den Orthese Schuhen durch das Herausnehmen von Einlage Keilen.

Neben den Unannehmlichkeiten solch einengender Schuhe allgemein und von Zeit zu Zeit leichtem Zwicken in linkem Fuß und linker Wade: Keine Komplikationen.

Jankid hat am Freitag, 31. August einen Termin mit Dr. Millat, der ihn sich in Breitscheid anschauen möchte.


Fortsetzung folgt...

Bilder Bilder vom Lehrgang

Bilder von der Prüfung


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