Beinahe ein Jahr -
ohne Pferde Doktor


Abgesehen von der Inanspruchnahme eines Zahnarztes und einer Physiotherapeutin sind wir, sind unsere Lieben - toi-toi-toi - fast ein Jahr lang ohne Medizinfrau/mann ausgekommen.

Unter dem Motto „Prophylaxe“ ergab eine Rundum- Untersuchung ihrer Bewegungs- "Apparate" durch Yvonne Wieber, dass die Beiden für ihr Alter weder im Gelenk- noch im Sehnen- Bereich Funktions- Einschränkungen zeigen, die auf krankhaftes Geschehen hindeuten könnten.

Nur Jankid wurde durch die „pure“ Kraft der Hände von Yvonne Wieber ein offensichtlich herausgerutschter Lendenwirbel wieder in Position gebracht– sehr beeindruckend.

Dem Einsatz von Dr. Jochen Langel (Hadamar) verdankt Jankid die (Wieder)Herstellung einer annähernd optimalen Kaufläche. Jarons überdurchschnittliches „Stufen-Gebiss“ konnte bei diesem Termin noch nicht in eine voll zufriedenstellende Form geschliffen werden. Wohl erst nach zwei weiteren Sitzungen, alias Stehungen, also im Herbst 2013 dürfte auch er sich auf ein 1-a-Esszimmer freuen.

Dennoch, nach einer fast vierwöchigen Gewöhnungszeit kannten wir unseren „Mäkel-Fresser“ Jaron fast nicht wieder. An Trog und Heunetz zeigte er sich nun fast so zügig wie Jankid, sein IO, genannt „Büffel“, der von je her mit einer getrost als gierig zu bezeichnenden Fress-Aktion negativ, um nicht zu sagen Depardieu-mäßig sympathisch „punktet“. Manchmal war Chef Jaron sogar schneller mit seiner Mahlzeit fertig als der - unerhört.

Sozusagen als „spin-off“ seines Besuchs in Breitscheid, quasi wie die Teflon-Pfanne der Weltraumfahrt, haben wir nun eine einigermaßen präzise Vorstellung von der Größe der Lebendmasse unserer Beiden – im Herbst 2011.

Seiner Einschätzung von Jaron mit 630 und Jankid mit 670 kp entsprechend verpaßte Dr. Langel ihnen jeweils eine derart gut dosierte Menge Betäubungsmittel, dass beide auf die Sekunde genau nach Ende der Behandlung wieder wach wurden (laut Elke. Ich war zu dieser Zeit für fast drei Wochen Kunde und Gast und Arbeitgeber der Medizinischen Klinik II im Klinikum Wetzlar).

Als wir Dr. Langel bei seinem jüngsten Termin am Saalbachhof, Ende März 2012, um eine aktuelle Gewichtsschätzung bitten, gibt er beiden ein Plus von ca. zwanzig Kilogramm, also Jaron 650 und Jankid 690. Au weia! Das ist am Ende der Winterperiode, die in der (Pferdekenner-) Regel zum Abspecken dient, eine ernährungstechnische Katastrophe.

Dennoch hat unser Anfänger(un)wissen über Pferde Ernährung damit zumindest ein Eckdatum: "Ihr habt Euren Lieben über Winter knapp einen 250 Kilo-Heuballen zu viel 'gegönnt'" (wenn man an den trophischen Wirkgrad von 1:10 glaubt, wonach 10 kp aufgenommene Nahrung zu 1 kp Körpermasse wird).

Die Richtung der anzustrebenden Veränderung ist damit auch klar: Runter mit dem Gewicht! – Aber wie?, ohne gleichzeitig wichtige Bedürfnisse zu vernachlässigen?.

Siehe bald mal: Pferde Ernährung für Anfänger.


Fast ein Jahr!

Mittwochabend,
11. April 2012, 18.45 Uhr

• Entgegen feiner und ansonsten allgemein strengstens beachteter Pferde Etikette („heimlich, still und leise!“) entlässt Jankid Darmgase, über einige Sekunden am Stück und in beträchtlicher Menge, womit er gleichzeitig kernige Luft Schwingungen im Wahrnehmungs Bereich von Landsäugern erzeugt, die also auch potenziellen Fressfeinden nicht verborgen bleiben (würden). Etwas prosaischer gesagt: Jankid pupst lang und sträflich gut hörbar.

Für unseren „Büffel“, den bekennenden Charmeur und „Weiberhelden“, eine unsägliche Entgleisung, zumal ihm diese Faux-pas-Flatulenz (wie schön, mal wieder eine weiße Schimmelin) auch noch in Anwesenheit einer Dame (Vanessa bei ihrem Fyn, in der Box nebenan) wiederfährt.

• Ein paar feixende Bemerkungen – aber keine Befürchtungen, den Chemismus seines Verdauungstrakts betreffend.

• Nachdem er, wie üblich, mit unverkennbarem Vergnügen sein 100 Gramm wassergequollenes Möhrengranulat, vermischt mit 10 ml Leinöl aus seinem Trog geleckt hat, trinkt Jankid heute Abend ungewöhnlich viel, ein-ein-halb Eimer, also ca. 15 Liter in einer zusammenhängenden Aufnahme.

Er äpfelt und pinkelt danach aber ‚normal‘.

Donnerstagmorgen,
12. April 2012, 8.30 Uhr

• Befürchtungen, die Gesundheit seines Darms betreffend, haben wir auch dann noch nicht, als Jankid heute Morgen seine Umgebung erneut, wenn auch diesmal ohne peinlich berührte Zeugen, mit einer beeindruckenden Flatulenz beglückt.

• Während der Aufnahme einer Hand Heu vom Boxenboden, beginnt Jankid dann etwa ein bis zwei Minuten lang in ca. 10-sec-Abständen heftig zu husten, als sei ihm etwas in die Luftröhre geraten.

Die folgende Fellpflege begleitet er aber wieder mit sehr lebendigen Gesten höchsten Genusses (Aal-Kopf, verdrehter Hals, gegen den Gummi-Striegel drückend….) anlässlich des Verlusts nach wie vor erstaunlicher Mengen (roter) Haare aus dem Fundus seines Wintermantels 11/12.

• Während des Auskratzens seiner Hufe zeigt sich Jankid aber dann in Elkes Augen ungewohnt schläfrig. Auf dem Weg zur Winterkoppel wirkt er noch etwas matter, folgt nicht, wie sonst üblich, ihrer Einladung zu einem kleinen 10-m-Trab.

Nach dem Ausklinken der Stricke auf der Koppel trabt Jaron – wie meist – freudig Richtung Fressgitter und wälzt sich auf halbem Wege ausgiebig und lustbetont im Dreck.

Jankid dagegen bewegt sich beinahe greisenhaft gebremst bis zu einer flachen Stelle der Koppel, bleibt dort stehen und lässt sich – lustlos, widerwillig? – von Jaron am Kinn beknabbern….

Im Rahmen der folgenden Boxenreinigung beobachte ich Jankid nach dem Abladen der ersten Äpfel-Karre vom Mistwagen aus.

• Er steht immer noch an der selben Stelle. Mit zu Boden gesenktem Kopf macht er, im ca. zwei Sekunden Takt, vier bis sechs Schritte rückwärts, hebt dann den linken Hinterhuf an, geht wieder langsam vorwärts zum Ausgangspunkt zurück. Nachdem er dort in drei Etappen den Kopf ruckartig bis in die Hochhalte bewegt hat, wiederholt er diese Prozedur immer wieder.

Sven Pfeiffer, der Tier-Doktor aus Münchhausen, ist gerade zwecks Lewitzer-Damen-Tupferns anwesend. Ich denke kurz daran ihn um Rat zu bitten. Als mir dieser Gedanke dann ein zweites Mal kommt, ist der Doktor aber schon weg.

• Nach dem Leeren der zweiten Äpfel-Karre beobachte ich Jankid beim Wälzen (‚….dann kann es ihm ja eigentlich nicht ganz schlecht gehen?!‘). Er erhebt sich aber mühselig, schlappen Fußes, um dann die eben beschriebene Folge von Bewegungen zu wiederholen.

Auf mein Rufen reagiert er zwar durch Drehen des Kopfes. Er bleibt aber weiter an seinem, zu Anfang gewählten Platz, den er auch nicht verlässt, als Elke ihn kurz nach Elf ruft, um ihn zu seiner Box zurückzuführen.

Elke holt ihn von dort ab und er folgt ihr auch, allerdings äußerst antriebsarm und müde. Auf dem gesamten Weg hält er die Schwanzrübe nach rechts gedreht, zeigt einen unverhüllten Rosetten- "Schoner" (Darmausgang), als versuche er vergeblich den Darm zu entleeren.

Am Anbinde-Balken, wo die Füße gereinigt werden, bleibt Jankid mit gesenktem Kopf stehen.

• Schwester Jutta (sie ist tatsächlich ausgebildete Krankenschwester), um Rat gefragt, verabreicht ihm oral und zur Sicherheit(?!) gleich zwei „Portionen“ Colosan per Dosierspritze an der Maulspalte vorbei so weit wie möglich in die Maultasche bei so hoch wie möglich gehaltenem Kopf (Helfer am Halfter).

Brav schluckt Jankid die gelb-bräunliche, homöopathische Medizin aus Vanessas Stallapotheke, mit der beide (Jutta und Vanessa) gute Erfahrung gemacht haben. Eine kleine Probe überzeugt mich vom durchaus nicht unangenehmen Geschmack der Droge.

Eine halbe Stunde nach einer Colosan-Gabe tritt Durst beim Pferd ein. Also für genügend H2O- Nachschub sorgen.

• Elke bewegt den widerstrebend folgenden Jankid dazu, einige müde Schritte mit ihr zu gehen. Siehe da: Er gibt eine Ladung mittelgrünen Darminhalts mit beträchtlichem Wassergehalt ab, begleitet von einigem dunkelbraunen Kotwasser – platsch – platsch…. wie die Kuh, Durchfall also.

• In seiner Box bleibt er gesenkten Hauptes mit hängenden Lidern stehen, Schwester Juttas Anweisung folgend, ohne Nahrung jedwelcher Art. Nach einigem besorgten Betüdeln und Bauch-Streicheln kommt plötzlich etwas, aber entschlossenes Leben in den kranken Mann. Er wendet sich so, …. dass er eine zweite Ladung Durchfall nicht an der Fressseite seiner Box, sondern, wie es sich für ein Königliches Pferd gehört, an seiner entgegengesetzten Klo-Seite abgibt….

„Nur“ ein paar Darmprobleme? – So locker fällt es uns beiden nicht. Elke ganz besonders.

Immerhin: Das erste Mal eine arztpflichtige Verhaltens-Änderung bei einem unserer Beiden. Jutta kann uns leicht beruhigend mitteilen, dass Dr. Walter Graulich (in Gemeinschaftspraxis mit Cathrin Mreyen-Weber unsere Ärztin) um 17 Uhr einen Termin am Saalbach-Hof haben wird. Sie verspricht, jede Stunde nach dem kranken Bubi zu schauen und bei Bedarf erst den Doktor und dann uns anzurufen.

Dennoch: Beruhigung geht bestimmt anders....

• Dr. Graulich erkundigte sich dann nach dem Sorgenkind, das auch um halb Sechs unverändert apathisch in seiner Box steht. Auf unsere Schilderung des ungewöhnlichen Hustenanfalls von heute Morgen besichtigt er Jankids Rachen, ohne irgendeinen störenden Inhalt zu entdecken.

Er spritzt ihm in eine Vene am Hals eine Portion Buscopan – wie es scheint, die Salicylsäure der Hautärzte für die Pferde-Doktoren?! Schon vor ein paar Wochen konnten wir erleben, wie diese Droge dem zweiten Hengst des Hauses Saalbach, Pandur, bei schüttelfrostigen Beschwerden unklarster Genese auf wundersame Weise half….

Freitagmorgen,
13. April 2012, 8 Uhr

Na prima, erster Blick: Der Patient bewegt sich ganz wie man DEN Jankid kennt – Ungeduldig, 'Wo bleibt mein Futter?'. Zweiter Blick: Die „Äpfel“ sehen wieder normal aus. Alles überstanden?

Auf Schwester Juttas Rat bekommt er kein Müsli, keine Möhren, keine Äpfel, nur Heu = etwas Heulage, sonst „normales“ Heu.

Abends: Jankid ist fast der Alte. Weiter etwas Heulage und „normales“ Heu.

Samstagmorgen,
14. April 2012

Ein agiler Jankid begrüßt uns aus seiner „normal“ beäpfelten Box.

Wir machen die Morgenpflege, führen die Beiden auf die Winterkoppel und bitten Jutta und Werner, sie gegen elf in den Stall zu bringen. Wir haben Silvia versprochen, ihr so bald wie möglich bei der Sanierung des Garten-Gerätehaus-Dachs in Oberscheld zu helfen.

Gegen Viertel vor sieben am Abend sind wir wieder in Breitscheid.

Jankid macht zwar einen „lebendigen“ Eindruck, hat aber in der Zwischenzeit erneut und ausschließlich Durchfall-Entladungen abgegeben.

Also: Immer noch nicht alles überstanden? Verläuft die Darmstörung etwa in Wellen?

• Werner erinnert sich, Jankid morgens auf der Koppel wieder apathisch stehen gesehen zu haben. Jutta empfiehlt: Ausschließlich „normales“ Heu, sonst absolut nichts Weiteres füttern.

Unseren Laien-Verdacht, Jankid könne Schwierigkeiten beim Pinkeln haben, müssen wir bei Gelegenheit mal von fachkundiger Seite ventilieren lassen.

Sonntagmorgen,
15. April 2012

Verhalten, Kotbeschaffenheit, Pinkeln, wie es scheint „normal“. Weiter wird nur normales Heu gefüttert.

Am Abend alles in Ordnung.

Montagmorgen,
16. April 2012

Alles in Ordnung.

Abends: Alles in Ordnung.

Die Störung im Verdauungstrakt von Jankid scheint sich verflüchtigt zu haben.

Ich bin gespannt, wie sich die Rückkehr zu Möhrengranulat und Leinöl auswirken wird.

Dienstagmorgen,
17. April 2012

Mit Jankid scheint alles in Ordnung zu sein.

Die Beiden sollen heute laut Anweisung von Jutta (die nach Giessen muss) auf die hintere Winterkoppel (2) gebracht werden. Auf dem Weg dahin zeigt sich allseitige Erregtheit bei Pferd: Jaron muss auf das Imponieren Graveurs mit entsprechendem Gekrächze antworten, die Dicken aus der Koppel der "Raupe Nimmersatt" traben gemeinsam zu unseren Beiden, und animieren Jaron zu einem affigen Fußheben und gemeinsam mit Jankid zu wiederholtem heftigen Schnauben, das frische Grün verlockt zu immer wieder neuen Unerzogenheiten = Versuchen, am Strick zu fressen.

Der Aufreger und Gipfel des Morgens:

Beim Loslassen auf der Koppel stehen beide Pferde - wie wir's gelernt haben - mit dem Kopf zu uns und zum Aus-/Eingang. Bei Elke dauert das Lösen des Strick-Verschlusses heute ungewöhnlich lange, sie ist sonst immer vor mir fertig. So ist Jaron schon frei, und - entgegen aller bisherigen Erfahrung - dreht er sich nicht von mir weg zur Koppel hin. Vielmehr gibt er nach vorne seitwärts Gas und prescht durch eine gerade mal einen knappen Meter breite Gasse zwischen Elkes Rücken und dem Ein-/Auslasspfosten.

Das war einmal "tief Luft holen"! Gefolgt von Steigen, Auskeilen und dem vollen Übermuts-Programm. Schön. Der volle Pferde- Frühling.

So nahe liegen die Dinge neben einander!

11.20 Uhr

Rückholen von der Koppel. In der Box:

• Jaron entlässt eine absolut un-königliche Flatulenz! Heißt das nun: Die gleiche Tour wie Brüderchen?

wird fortgesetzt

Karlheinz


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