Hengstparade am Hessischen Landgestüt

Dillenburg, 29. September 2013


Wenn gutes Wetter die sprichwörtliche halbe Miete jeder Freiluft Veranstaltung ist, dann hat der Gott der Pferde den Mitstreitern des Hessischen Landgestüts Dillenburg an den letzten beiden Sonntagen im September 2013 ein volles Pfund für die Sache unserer wunderbaren vierbeinigen Mitgeschöpfe beschert. Was für'n Satz.

Tollstes Pferdewetter, frischer Ostwind, trotz hellem Sonnenschein keine terroristischen Insekten. Uns beiden bescherte dies auf der Osttribüne, trotz täglich open-air-gewöhnter Haut, einen prächtigen linksseitigen Kopfsonnenbrand. Selber Schuld: Von Kutschen-Führerschein-Besitzern*) sollte man ja eigentlich einen Hut zur stil- und funktionsgerechten Garderobe erwarten! Oder?

*) Hast ja recht, Thommi, korrekt heißt es: Deutsches Fahrabzeichen der Klasse vier (DFA IV) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN = Fédération Equestre Nationale) - sowas nennt man wohl Bezeichnungs-Quark?!

Dem Wetter entsprechend ist auf den Zuschauerrängen des Paradeplatzes schon kurz nach zwölf volles Haus. Wären wir doch so klug gewesen und den Zeichen eines Mitarbeiters des Gestüts an der Abbiegespur von der Frankfurter- zur Jahnstraße gefolgt, rechts abgebogen und hätten einen Parkplatz in Richtung Bahnhof gesucht. Eigensinnig bogen wir trotzdem links ab, und so fand sich denn ein regelgerechter Parkplatz erst an der Berliner Straße, auf halbem Wege nach Niederscheld.

Auf diese Weise rächt sich übrigens bis heute der einst bescheiden überlegte Verkauf der Weiden des Landgestüts in doppelter Hinsicht:

Den Hengsten, Vererbern gewünschter edelster Merkmale, fehlt seit dem der artgerechte Auslauf und/oder eine gestütseigene Quelle von Raufutter kontrollierter Qualität. Auch wenn Fachleute(?) für, in ihren Augen offenbar nur wandelnde Spermien-Automaten regelmäßiges grasendes Hufevertreten als verzichbar erachten, mir redet kein "Experte" aus, dass die Lebensbedingungen eines Hengstes auch und gerade außerhalb seiner vier Boxen-Wände Einfluss haben auf die Qualität seiner Vererber-Eigenschaften.

Und, wenn denn schon die Nutzbarkeit dieses Graslandes für Gestüts-Pferde für verzichtbar gehalten wurde, dann fehlt immer noch, zu mindestens für einen Teil davon, die Nutzung als Abstellmöglichkeit für ottomotorisierte Ölkutschen. Nicht nur bei gut besuchten Veranstaltungen wie dieser, wären ausreichende Parkplätze, speziell auch in seniorengerechter Erreichbarkeit, Nerven-Schoner für Ottomotoren-Ritter wie für anwohnende Dillen-Bürger.

Zum Programm und seiner Präsentation: Was die Berücksichtigung der Vielfalt des Lebens von Menschen mit Pferden angeht (historische Facetten aus Militär und Landwirtschaft, Sport- und Freizeitpferd heute), liebevolle Professionalität (keine Panik, wenn mal etwas schief geht, ist ja "nur" ein Mensch, seltenst ein Pferd "schuld"), Abfolge der Darbietungen: Timing ("Unentschieden" zwischen hektischer Hudelei und Langatmigkeit) und Dynamik (Würdigung und Gegenüberstellung von groß/klein, langsam/schnell, viele/wenige, laut/leise, Pausen/Höhepunkte, Steigerung/Ausklingen!), Beschallung (professionell, state-of-the-art, bis auf ein paar Bedienungs-Kracher), Musikauswahl (seriös, frei von Ballermann-Peinlichkeiten, vom klassischen Pferde-wat-mutt-dat-mutt bis zu erträglichen Kompromissen mit Kommerz-bumm-bumm) und was schließlich eine kompetent informierende wie emotional mitnehmende Ansage angeht, können wir ganz einfach sagen: Es hat uns (nun zum zweitenmal) sehr gut gefallen.

Für stolze 20 Euro (vor Ort der Gegenwert(?) von sechs, 2/3 Würstchen, im leider zeitgemäßen Papp"brötchen") fühlten wir uns dennoch bestens unterhalten. Auch wenn die fehlenden Anlehnungs-Hilfen der historischen wie spartanischen Sitzbänke unseren Wirbelsäulen einiges abverlangten. Zumal die, mit ihrer (Rest?-) Bemuskelung, besonders im Lendenbereich, doch schon etwas in die Tage gekommen sind.

Am schönsten war für uns, dass allen Mitstreitern dieser gelungenen Veranstaltung die Freude an ihrem Tun ins Gesicht geschrieben stand. Selbst von unserer letzten Sitzreihe aus war dies deutlich zu erkennen. Dennoch werden wir beim nächstenmal versuchen, wieder so rechtzeitig da zu sein, dass wir einen Platz so nah wie möglich am Sandgeviert ergattern können.

Erst bei der Betrachtung der Bilder - eingefangener Augen-Blicke - wurde uns nicht zum erstenmal klar, dass es der Ausdruck von Gesichtern ist, besonders der Augen, die das in Vertrauen zu ihren Menschen gebettete Temperament der Pferde, die Freude und Begeisterung der Menschen am Leben mit ihnen und für sie wiederspiegeln und auf den Betrachter überspringen lassen.

Als eine selten gelungene Würdigung dieses ganz besonderen Verhältnisses zwischen Tier und Mensch berührte mich (Karlheinz) die Feier eines einzelnen, dieses, am langen Zügel geführten Pferdes, durch das Abspielen einer "persönlichen Melodie". Wunderbar!

Wir sagen allen, die uns diesen schönen Nachmittag geschenkt haben, Tier und Mensch:

Ein ganz großes DANKESCHÖN!

Wir freuen uns schon heute, Montag, den 30. September 2013, auf die nächste Hengstparade am Hessischen Landgestüt in Dillenburg im Jahr 2015.

Elke und Karlheinz

###

Zu den Bildern

nach oben

zurück zu: Pferde

zurück zu ekdamerow