"TITANEN DER RENNBAHN"

Ein tolles Wochenende bei und mit Starken Pferden

Brück in Brandenburg, 25., 26. Juni 2011


INTRO

Morituri te salutant! -
Die sterben werden grüßen Dich!

Morituri te salutant!

Eins der schnellsten Streitwagen-Gespanne in Brück 2011, das eine gelungene dramatische Vorstellung mehr liebt, als eine Wettfahrt zu gewinnen.

Danke, Gladiator!
Danke, Friesen!

Die Leistung von Profis wird oft als "zu perfekt", als zu kalt, gefühlslos oder kitschig überzogen empfunden. Professionelle Beherrschung der Leinen und damit eines ausdrucksstarken, harmonierenden Pferde-Quartetts "zauberte" ein atemberaubendes Schaubild auf die Rennbahn von Brück.

Siehe auch...


DIE IDEE

wurde wohl beim Kaltblutchampionat der IGZ-Hessen (Interessen-Gemeinschaft Zugpferde) im Oktober 2010 in Dillenburg in die Freizeit-Gestaltungs-Krabbelkiste geworfen:

"Lasst uns doch mal zu den TITATEN DER RENNBAHN fahren! Eine Veranstaltung mit Kaltblutpferden, die im Juni 2011 zum zehnten Mal in Brück, im Landkreis Potsdam, südwestlich von Berlin, stattfinden wird."

Klaaa – abgemacht....! ....

Die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten in Brück verläuft ohne Ausnahme so oder ähnlich wie: „Leider sind wir, (Gott-sei-Dank) für Jahre ausgebucht! Versucht es mal in der Umgebung.“

DIE UNTERKUNFT

Wie sich herausstellen sollte, mit dem „Schwein“ des Ahnungslosen, googelte ich das „Waldbett“ der Familie Grobheiser in der Waldsiedlung 6 in Bad Belzig, knapp 17 Kilometer von der „Titanen-Rennbahn“ an der Lindenstraße 37 in 14822 Brück entfernt.

Der Rest-Posten spontan von der Idee in Dillenburg Begeisterter, Peter, Elke und ich, Karlheinz, erreichen am Freitag, 24. Juni, in Peters KIA nach fünf Stunden und fast 500 überraschend staufreien Kilometern, die reservierten „Hexenhäuschen“ mitten in einem der üblichen Kiefernwälder dieser platten Sand-Region, die sich seit dem 19. Jahrhundert „Fläming“ nennt, wohl nach einstmals hierher eingewanderten Flamen aus Holland.

Die Bilder vom "Waldbett" geben einen Eindruck von der traumhaften Lage unserer Unterkunft. Aber nicht nur die ist einfach nur empfehlenswert!

Frau Grobheiser, eine geistreich charmante, übrigens Ex-Kollegin (als gelernte Möbelschreinerin war sie Lehrerin an einer Gewerbeschule), begrüßt uns als Stimme der Region, mit – na, wat wohl – balina Idiom und weist uns in die Ssimmer ein.

DER VERANSTALTUNGSORT

Dann suchen und finden wir schnell, trotz „blindem“ (nicht „apgedeeten“) Navi, den Weg nach Brück..., wo die von Peter erhoffte Parade Rheinisch Deutscher Fohlen.... bereits am Donnerstag gelaufen ist.

Ein absolut süffiges, würzig leckeres Pils vom Hause "Wernesgrüner Biere" aus dem Vogtland, an dessen bescheidenem Monster-Truck-Bier-Stand der Marke „Major Tom“ genossen, tröstet nicht nur Peter über den entgangenen Jung Pferde Genuss hinweg, und, die Generalprobe eines Kanonen Schusses der Firma „Mumien erwachet!“ stimmt uns dann endgültig, in den blendenden Sonnenuntergang hinein, auf ein begeisterndes Wochenende von und mit Starken Pferden ein.

....

Der Erwerb etlicher Hart- und Weichwaren in Bad Belzig-City sichert die erfolgreiche Gestaltung von je dreimal Frühstück und Abendbrot in der vollmöblierten Waldbett-Küche der Familie Grobheiser und vertreibt alle putativen Nachkriegs-Kinder-Ängste vor dem allzeit möglichen, qualvollen Hungertod.

Die Nacht in den waldesruhigen, durchaus bequemen Betten spuckt dann drei Kaltblut-Adepten in einen sonnig bewölkten Samstag-Morgen. Die frühe Fahrt zu den Kartenhäuschen vor der Titanen-Rennbahn versorgt auch den Nieder-Schelder mit einer Zutrittserlaubnis, nachdem unser Automobil auf einem ehemaligen Spargel-Acker (cit. Ex-Landwirt Peter) geparkt war und uns ein „Schattel“-Bus für einen Euro pro Nase nach Brück-Kaltblut-Zentrum kutschiert hat.

Da das Programm erst gegen halb zehn beginnt, haben wir Zeit für einen Bummel über das Festival-Gelände mit Rummel-Buden, Hüpf- und VIP-Burg, den üblichen Ess-, Trink- und komplementären Entsorgungs-Einrichtungen (Klos für 50 Cent pro Besuch), sonstigen Ramsch-Ständen, die auf keiner Kirmes fehlen dürfen und solchen für Kutschen, Kutschen- und Pferdezubehör.

Zwei (gefühlt) endlose Boxen-Gassen für die Hauptdarsteller der Veranstaltung schließen das 10-Hektar-Gelände nach Osten ab. Hier kann, wer auf Gänsehaut geeicht ist, sobald er Kaltblüter, wie sie leben und vor allem leiben, hautnah erlebt, von einem Goose-pimple-Anfall in den nächsten rauschen. So eine geballte Ladung begeisternder Kaltblut-Pferde-Impressionen bekommt man bestimmt nicht so leicht wieder, ich sage mal: Wohl nirgendwo sonst in erreichbarer Nähe.

Haarige Sicht mit Gegenlicht

Haarige Sicht bei Gegenlicht -
da fliegen wir lieber!

Allein der Gang durch diese 40-Euro-pro-Box-Nüsternpaar-und-Nacht-Gassen mit ihren equestrischen Residenten und deren Human-Personal im Pflegedienst, sowie im vor- und nachbereitenden Auftritts- und Wettkampf-Einsatz, ist bereits locker den Preis der Tageskarte wert (10 € Stehplatz, 18 € Tribüne ohne, 25 € Tribüne mit Dach.

DIE ARENA

Elke hat übrigens mit der Wahl unserer Karten für die nicht überdachte Tribüne "G" ein gutes Händchen: Tolle Sicht auf die Ostkurve der 450-m-Arena; Gegenlicht erst am Abend; Der kleine Regenschauer am Sonntagmorgen ist, wie ja jeder weiß, nur eine Kleidungs-Frage.

So beeindruckend können Maultiere
einen Streitwagen katapultieren.

Zum Veranstaltungs-Programm:

Wagenrennen, Zugleistungsprüfungen (Stärkstes Kaltblut), Rennreiten ohne Sattel, Hindernisfahren, Schaubilder historischer Kutschen, Rennen Römischer Kampfwagen mit verschiedenen Anspannungen, Jagd-Meute.

Die meisten Bahn-Wettbewerbe werden als Verfolgungsrennen ausgetragen, mit gleichzeitigem Start zweier Kontrahenten von den beiden gegenüberliegenden Startpunkten aus, vor der Haupttribüne und dem Einfahrtstor unter dem Richter- und Sprecherturm.

Beim Teutates - wo lauft Ihr denn hin?....

Von morgens bis abends viele Stunden Herumstehen und –sitzen, bei viel Sonne zwischen vielen Wolken und dazu viel frischem Wind, lassen bei uns Dreien fast unbemerkt einen mehr oder weniger ausgewachsenen Sonnenbrand heranreifen. Vermeintliches Frösteln wg. Kälte gegen Abend ist wohl eher Symptom für einen Sonnenstich. Peter macht es richtig und legt sich einen neuen Lederhut 'Made in Australia' zu. Ich pflege Nase, Hochstirn und werdende Glatze weiter Richtung „well done“.

Der Bericht soll nicht zum Roman werden: Die Bilder vom Samstag sprechen ganz bestimmt und viel besser für sich selbst.

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Wir haben seniorengerecht geplant, mit Anreise ab Nieder-Scheld, Freitag 12 Uhr und drei Übernachtungen, von Freitag auf Samstag bis Sonntag auf Montag. Wir wollten nicht schon nachts anreisen und auch nicht in die Nacht hinein abreisen.

Kaltblut-Faszination

Samstags- und Sonntags-Programm gleichen sich weitgehend, wenn man von den „Hailaits“ am Sonntag absieht, den zehn Zehnergespannen und den Acht- und Zwölf-Spänner-Kampfwagen. Da die Wiederholungen am Sonntagmorgen stattfinden, können wir genüsslich im Waldbett ausschlafen und in aller Ruhe frühstücken.

Die Bilder vom Sonntag.

Diese mächtigen Tiere in voller Aktion zu erleben ist einfach unbeschreiblich - atemberaubend schön. Der eingefrorene Augenblick, den eine Fotographie darstellt, erlaubt es, in aller Ruhe auch die kleinsten Facetten ihres überwältigenden Ausdrucks wahrzunehmen und auch den ihrer Menschen während des Wettkampfs, beim freundlichen Gruß und auf der Ehrenrunde der Sieger - zu denen für mich, nicht nur bei dieser Veranstaltung, ALLE fair = schön mitspielenden Teilnehmer gehören.

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UNSERE VERANSTALTUNGS KRITIK

Alles in Allem eine ganz besondere, sehr gut geplante und sehr gut durchgeführte, RIESIGE HOMMAGE an alle KALTBLUT-PFERDE mit angemessener Würdigung regionaler und geschichtlicher Bezüge.

Zur gelungenen Internetseite gibt es vor Ort auch noch ein schönes Programmheft.

Der Weg zum und vom Veranstaltungsgelände ist gut organisiert. Hinweise auf den letzten Bus zum Parkplatz vor dem Ort wären allerdings hilfreich gewesen - vielleicht haben wir sie an beiden Tagen verpennt? Auf jeden Fall ist das Glück der Doo... mit uns, und wir erwischen ganz ohne Absicht den jeweils allerletzten "Lumpensammler".

Gute Stimmung, kaum Besoffene, keine Schlägereien – sehr angenehm.

Zum Zeltprogramm können wir nichts sagen – für uns hatte Matratzen-Horchen Vorrang.

Die „Gägs“ halten sich weitestgehend in nachvollziehbarem Rahmen. So sind Shetlandponys nicht gerade Paradebeispiele für besonders „Kaltes Blut“, ebenso wenig wie Ziegen. Am ehesten noch Kühe. Freiberger wollen auch nicht so recht in das Bild „Starker Pferde“ passen, auch wenn sie nach noch so hochherrschaftlicher Definition dazu gehören.

Aber sie alle, Shetys, Ziegen, Kühe und Freiberger, passen zur zentralen Überschrift „Haustiere im Wandel der Zeit“ - das Pferd, vom militärischen und landwirtschaftlichen Nutztier zum Partner des Menschen in Freizeit und Sport.

„Gäägs“ mit dem mehr oder weniger heimlichen Hang zu Guinness-Buch-Einträgen, „noch größer, noch mehr…“ gefährden einen Zauber, der nun mal in den weit aufgerissenen Nüstern, der fliegenden Mähne, dem peitschenden Schweif, dem prasselnden Donner ihrer Hufe und den blitzenden, milden Augen dieser wunderbaren Geschöpfe zu finden ist.

Der individuelle Ausdruck des einzelnen Lebewesens geht in der Masse, je größer, desto mehr, verloren. Der Sieger beim Lastenziehen konnte mich in seinem ganzen Stolz beeindrucken, ebenso wie sein Mensch mit erhobenem Pokal. So überwältigend die zehn mal Zehnerzüge im Prinzip sind, irgendwie kam dieses „Hailait“ für mich nicht so zur Geltung, wie ich es mir im Vorhinein vorgestellt habe. Das gilt besonders für die fahrerische Leistung der Lenker dieser Gespanne und die Aktionen davor.

In diesen Zusammenhang gehört auch mein dummes Gefühl, das ich bei solchen bombastischen, marktschreierischen Begriffen wie "Sommer Märchen", "Rambo-Fliegenmasken".... und auch beim Titel dieser Veranstaltung habe.

Auf die "Titanen" wäre ich garnicht so stolz. Was hat schließlich ein Göttergeschlecht von Riesen in Menschengestalt aus der griechischen Mythologie mit Kaltblütern zu tun - außer verquaste Ahnungen und Assoziationen in Richtung "großartig", "unübertroffen" oder so, à la Münchener Torwart aus Karlsruhe. Bescheiden kommt immer besser. Auch sollte der Zusammenhang bei einem abstrakten Begriff stimmen.

Das gilt auch für „Gäägs“, die allzu platte Klischees, wie das vom „Stahlross der Freiheit“ bedienen – tut uns Leid, liebe Goldwing–Freunde, ihr habt ja Eure Biker-Treffen und „Born To Be Wild“ ist ein tolles Stück Rockmusik – aber unserer Meinung nach passt Ihr nicht auf die Rennbahn der Kaltblüter.

Viel eher könnten wir uns einen Korso von Freizeit- und Hobby-Kutschen-Fahrern vorstellen, bei dem gerne auch jeder von Euch, aber auf einem lebendigen Starken Pferd, mit Heavy Metal unter den Hufen, oder hinter ein oder zwei Heavy PS auf dem Kutschbock, eine Runde um die Rennbahn zieht.

Last but not… Ich weiß, die Starken Großen kommen erst auf die Rennbahn, wenn die Organisatoren bereits einiges geleistet haben, aber bei so viel Pferde-Qualität im Stadion wäre zu wünschen, dass auch für das Angebot außerhalb entsprechend hohe Qualitätskriterien gelten.

„Styropor“-Broiler, Schnellmast-Hähnchen ohne wahrnehmbare Muskelfleischstruktur, „Würstchen“, die eher an Plastiksprengstoff als an die Platzhalter einer weltweiten Thüringer Legende erinnern, fallen doch stark gegenüber dem hervorragenden sonstigen Niveau ab.

Ich habe nicht das gesamte kulinarische Angebot probiert, aber die zarten Heringsbrötchen, die ich genießen konnte und die Bio-Würstchen, die Peter sehr lecker geschmeckt haben, machen uns dennoch absolut Appetit auf ein nächstes Mal.

FAZIT

Für uns drei "Titanen"-Novizen aus dem Lahn-Dill-Kreis steht fest:

Brück 2011 war eine tolle Erfahrung. Die Reise an den Rand des Fläming war jeden einzelnen Kilometer wert.

Wir werden ganz bestimmt nicht das letzte Mal zum Mekka der Starken Pferden an die Lindenstraße in Brück gepilgert sein! Vielleicht können wir ja sogar mal eine Delegation der Franche Comté mit ein paar Repräsentanten der Comtois Familie "unserer" zauberhaften Madame Devise aus Fontenois-la-Ville im Programm erleben - wer weiß? - schön wär's!

Elke, Peter & Karlheinz


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