28. Juni bis 1. Juli 2013

Unser "Haddsch" 2013
zu den (Dicken) Pferden

Die fünfte Säule des Islam ist die Wallfahrt nach Mekka, der Haddsch. Jeder Muslim muss, Gesundheit und Geld vorausgesetzt, zumindest einmal im Leben in die „Mutter aller Städte“, zum religiösen Mittelpunkt der islamischen Welt reisen.

Wenn ich den Begriff "Haddsch" auf unsere Reise nach Brandenburg zum Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse) und zu den "Titanen der Rennbahn" nach Brück übertrage, dann bitte ich das nicht als Respektlosigkeit zu verstehen. Ganz im Gegenteil.

Pferde sind für uns eine Manifestation des Göttlichen. Mit Neustadt an der Dosse wollten wir einmal einen Ort (be)suchen, an dem sich Menschen seit Jahrhunderten der tätigen Pflege und Huldigung dieser Göttlichkeit in Gestalt ihrer Pferde widmen, und in Brück wollten wir, nun zum dritten Mal, DAS Fest der Dicken Pferde mitfeiern.

Wir haben gefunden und gefeiert.


Inhalt:

Bad Belzig

Im Waldbett bei Familie Grobheiser
Bilder(1)

Neustadt(Dosse)

Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt
Bilder (2)

Bei den Hengsten
Bilder (3)

Im Kutschenmuseum
Bilder (4)

Im Laufstall der Kutschpferde
Bilder(5)

Ribbeck

Alte Schule Ribbeck
Bilder (6)

Brück

"Titanen der Rennbahn"
Bilder (7)

Nachmittag
Bilder (8)

Die Römerwagen
Bilder (9)

Zu den (Dicken) Pferden 2013

Ein Facit


Freitag, 28. Juni 2013,
Fahrt nach Bad Belzig

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Als Ergebnis einer vielmonatigen Planungsphase, mit häufig schwankenden voraussichtlichen Teilnehmerzahlen, meldete das Büro der PP-Pferde-"Haddsch"-Reisen in Niederscheld schließlich sieben feste Teilnehmer der diesjährigen Pilgerfahrt zum Mekka der Pferde allgemein und der Dicken im ganz besonderen: Sechs Zwei- (Daniela, Elke, Ute, Karlheinz, Peter und Thomas) und einen Vierbeiner (Bruno, Kutschenhund h.c.).

Vor jede Reise von für Tiere verantwortlichem Pflegepersonal hat der Liebe Gott bekanntlich die Organisation einer Vertretung zur Pflicht gemacht. Diesem obersten Gebot folgend fand General-Futtermeisterin Elke für unsere (Elke und Karlheinz') Heisterberger Katze Lienchen eine nette Nachbarin, für die Breitscheider Hofkatzen Max, Socke und Pompie sowie unsere beiden Kutschpferde Senioren Jaron und Jankid die Chefs des Saalbachhofes, Jutta und Werner, die sich bereit erklärten, je sechs vorbereitete, summa summarum also 36 Frühstücks- und Abendbrotportionen zu servieren.

Danke Elke, Frau Nachbarin, Jutta und Werner. Ihr, Euer Mitwirken machte uns eine weitgehend beruhigte dreitägige Reise nach Brandenburg möglich.

Der vorausschauenden Anweisung Peters zur Vermeidung Wochenend-bedingter Staus folgend, fanden wir uns nach dem letzten Hofkatzen- und Pferde -Weide-Frühstück sowie dem Volltanken des Seat in Burg, absolut unüblich pünktlich, sogar vor der Abfahrtzeit 9 Uhr, Freitag Morgen, am Heim von Ute und Peter in Niederscheld ein.

Nerven schonender war es also gar nicht möglich, und trotz Umweg infolge eines (noch) nicht funktionierenden Navis um Giessen herum, gelang erneut eine nahezu absolut glatte Fahrt zweier Pkw à drei bzw. drei einhalb Insassen im Konvoi über ca. 480 km: Utes Opel mit Navi vorn, unser Seat im Gefolge.

Leider nur nahezu glatt, denn mein Absprache widriges Überholen des Opels - im Überschwang eines Gesprächs mit Thomas - unglücklicherweise just in dem Augenblick, in dem Ute sich in Sichtweite einer dringlichst Erleichterung versprechenden Möglichkeit der Blasenentleerung wähnte, war DER urinale GAU mit den schmerzlich nachfühlbaren Konsequenzen: Weiter geht's - Zähne und Schließmuskel zusammen!...

Eine erneute kleine Unglätte generierte das diesmal funktionierende Navi vor Bad Belzig. Es schickte uns in das schöne kleine Städtchen hinein und auch wieder hinaus. Allerdings an einer Stelle, an der eine Annäherung an die Waldsiedlung, in der das "Waldbett", die Unterkunft für die drei kommenden Tage auf uns wartete, ganz und gar nicht in Sicht war.

Auch der ttt-Moderator Max Moor persönlich konnte uns nicht auf die richtige Spur bringen. Erst die steinzeitlich bewährte Befragung eines wahrhaft "Eingeborenen" durch Peter brachte uns zum Penny-Markt, DER Wegmarke unserer letzten Brück-Besuche und von dort sicher über Schlagloch bestückte Wege zum Ziel.

Nach der Verteilung aller Dicke-Pferde-Pilger auf diverse Unterkünfte bei der Familie Grobheiser, in einer unverändert traumhaften Waldesmitte, erfolgte der übliche Weg für Selbstversorger zum erwähnten Bad Belziger Penny Markt, mit dem ebenso üblichen Erwerb von Nahrungsmitteln für drei Tage (Wochen?), sechs Menschen und einen kleinen Hund (Kompanie mit Tross?).

Peters sprichwörtliche "Gut-Wetter-Garantie" funktionierte auch heute, und nach abendlichem Grillen und Plausch in der Runde ging es seniorengemäß vernünftig früh in die Federn - morgen warteten 150 Kilometer, gut 90 Minuten Fahrt nach Neustadt Dosse, späteste Ankunft gegen 10 Uhr dreißig.

Bilder (1)

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Samstag, 29. Juni 2013,
Fahrt nach Neustadt an der Dosse

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Das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt - Stiftung öffentlichen Rechts

- Das Sanssouci der Pferde -


Das Brandzeichen


Größere Kartenansicht

90 Minuten nach dem Start in Bad Belzig stehen wir auf dem Parkplatz an der Havelberger Straße in Neustadt an der Dosse, einem rechten Nebenfluss der Havel, die wiederum ein rechter Nebenfluss der Elbe ist. Auf der einen Seite das Gestüt, auf der anderen das Technische Denkmal eines Gaswerks.

Um 10 Uhr dreißig begrüßt uns Frau Doreen Seifert-Leesch, mit der Thomas - von Gestüt zu Gestüt - eine Führung vereinbart hat. Um es vorwegzunehmen: In ihrer sehr angenehmen Art zeigte sie uns in kurzweiligen 150(!) Minuten ihren Arbeitsplatz, ging geduldig auf alle Frage ein, ohne einen kleinen, kaum merklichen Stolz zu verbergen, in dieser einmaligen Einrichtung zur Pflege der Pferdekultur in unserem Land mitzuarbeiten. Beneidenswert. Eine gute Werbung für die Sache der Pferde. Danke!

In Stichworten etwas von dem, was ich mir gemerkt habe:

Um es erneut vorweg zu nehmen: Eine überwältigende Anlage. Zwei riesige Gebäude-Vierecke, einen Kilometer in exakter Nord-Süd-Richtung voneinander entfernt, umgeben von über 400 Hektar Weiden und Äckern und 250 Hektar Wald.

Landgestüte betreuen Hengste. Hauptgestüte betreuen Stuten. In Neustadt gibt es also beides.

In den Erhalt der Substanz nicht gerade weniger Gebäude (Dächer!, Holzsäulen in den Ställen...) des Gestüts wurden und werden augenblicklich von Land, Bund und EU um die 40 Millionen(?) Euro investiert.

In Zusammenarbeit mit der Prinz-von-Homburg-Schule Neustadt (Dosse) bietet das Gestüt interessierten Schülern Reiten an. Ab der 7ten Klasse als Wahlpflichtfach und in der Spezialklasse bis zum Abitur.

Sehr selbstbewusste, "adelige" Gestütskatzen, mit eben solchen Nasen, sorgen für erträgliche Nagerpopulationen.

Bedienstete des Gestüts in gestütseigenen Wohnungen haben lebenslanges Wohnrecht. Das nenne ich mal Fürsorge des Dienstherren!

In einem kleinen Friedhofs-Wäldchen mit Kapelle haben alle Gestütsmitarbeiter eine reservierte Grabstelle. Romantisch, schön.

Endlose Klein-Stall-Reihenhäuser stehen noch aus der Zeit, als die Gestütsmitarbeiter hier noch als Selbstversorger ein Schwein schlachtreif füttern durften/mussten.

Die große Veranstaltungshalle am Gestüt (Graf von Lindenau-Halle) wird von einer Berliner Firma gemanaged.

Bilder (2)

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Bei den Hengsten

Überraschend wenig "hengstig" "bossige", eher zurückhaltend neugierige, liebe Kerle mit einem tollen Erscheinungsbild. Die hervorragenden Eigenschaften, die diese Pferde zu bevorzugten Deckhengsten machen, kann ich (Karlheinz) mangels Fachkenntnis nicht beurteilen. Einer kommt mir rassiger als der Andere vor. Quarterback zeigt eine wirklich beeindruckend wuchtig muskuläre Hinterpartie.

Thomas fragt Frau Seifert-Leesch, ob die Bedeckungszahlen (Besamungen durch Gestüts-Hengste) in Neustadt(Dosse) in den letzten Jahren ebenso drastisch zurückgegangen seien wie im Landgestüt Dillenburg. Sie bestätigt dies. Liegt das am Preis? Nein, das Gestüt kann Besamungen viel günstiger anbieten als private Züchter. Aber "die Leute wollen wohl immer weniger verbriefte Abstammungen, dafür lieber ein Pferd mit weißem Punkt auf jeder Arschbacke." Ehmm!

Schade, dadurch entzieht sich ein zunehmender Teil der Pferdezucht einer professionellen und sachkundigen Kontrolle mit wohl begründeten Zuchtzielen. Da sollte man vielleicht doch noch mal nachdenken - oder?!

Auch wenn es sicher pferdesprachlich falsch ist, das Wort "adelig" fällt mir zu den Gesichtern dieser beeindruckenden Tiere ein; Und wenn es so ist, dass das Verhalten eines Pferdes der Spiegel seiner belebten und unbelebten Umwelt ist, dann muss es den Vererbern des Gestüts, hier in Neustadt an der Dosse, wirklich sehr gut gehen.

Und nicht nur ihnen: Ein "Weber" in einem anderen Stall bekam eine offene Boxentür, nur mit einer Kette verschlossen, so dass er die Boxengasse unverhüllten Auges beobachten kann, wenn ihm danach ist - und er ist vom "Weben" geheilt.
Geht doch.

Bilder (3)

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Im Kutschenmuseum

Eine beeindruckende Sammlung von Fortbewegungsmitteln aus der Zeit vor der otto-motorisierten Episode der Erdgeschichte. Nur ein paar Bilder von Teilen der gepflegten Sammlung sprechen besser für sich, als alle Worte.

Übrigens, ein ganz toller Pferdekopf, von einem Könner in Originalgröße aus einem Baumstamm gearbeitet, machte uns Freude.

Und, Überraschung: Die Fahrschulkutsche des Gestüts ist eine SAWA vom Kutschenbauer Josef Schmid in Herdwangen am Bodensee. Von ihm erwarten wir im September unsere erste "eigene" neu gebaute Kutsche, so etwas wie ein Jagdwagen. Dann wird uns über den hervorragenden Eindruck hinaus, den dieser Besuch bei uns hinterlassen hat, noch etwas mehr mit den Gestüten von Neustadt an der Dosse verbinden. Ein angenehmer Gedanke.

Bilder (4)

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Im Laufstall der Kutschpferde

Das Bild eines allgemein ruhigen und souveränen Charakters der Gestütspferde, die wir kennenlernen durften, bestätigten auch die beiden "Sprecher" (Alpha-Tiere?) der Kutsch-Wallach-Herde des Gestüts. Und sie reicherten es überzeugend an durch ein ausgesprochen ausdauernd sympathisches Kommunikationsverhalten. Einer gut entwickelten Hierarchie gehorchend, stellte sich ein Beta(?)-Pärchen geduldig an, um nach nur kurzer Audienz bei den zweibeinigen Gästen auch schon im Hufumdrehen von ihren "Alfa-Sprechern" wieder vertrieben zu werden.

Die Kutschpferde beleben einen beneidenswert voluminösen und luftigen Laufstall - sicher eine Labsal für Bremsen gestresste Pferde an heiß-schwühlen Sommertagen - der in seinem hinteren Teil ein Genesungsreservat für Pferde in Rekonvalenszenz einschließt.

Welch ein Pferde gerechter Luxus.
Wunderbar.

Bilder (5)

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Alte Schule Ribbeck

Wer kennt sie nicht, die zauberhafte Ballade von Theodor Fontane, die mit der Birne, vom Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland?

Schön, dass uns "Herr Guugl" auf dem Weg nach Neustadt/Dosse durch Ribbeck, heute ein Ortsteil der Stadt Nauen, westlich von Berlin führte.

Schön, dass die Vermarktung der literarischen Geschichte vor Ort in stilvollen und gemäßigten Bahnen verläuft, so weit ich das nach dem Genuss einer leckeren Bohnensuppe - mit Birne! - im Gasthaus "Alte Schule Ribbeck" beurteilen konnte. In einem Haus, das wohl wirklich die letzte Dorfschule von Ribbeck war, dessen Erhalt als Museum und Nutzung als kleines Restaurant ein Verein übernommen hat. Schön!

Na schön, dass Ute und Peter ein etwas weniger positives Urteil über die Professionalität der Betreuung von Gästen an dieser Stelle fanden, mag wohl ihrer etwas preußisch (passt doch hervorragend zur Region) = strenger justierten Optik als gastronomische (Ex-)Profis geschuldet sein.

Bilder (6)

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Sonntag, 30. Juni 2013,
Brück - "Titanen der Rennbahn"

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Vor dem Mittagessen

Wg. oben erwähnter schwankender Teilnehmerzahlen in der Planungsphase zu dieser Fahrt, mussten zwei Tribünenkarten zahlende Abnehmer finden, was in der Schlange vor den Kartenhäuschen an der "Titanen-Arena" schnell und gut gelaunt gelang.

Nach einigermaßen schwächelnder "Gut-Wetter-Grantie" Peters, gestern - nach(!) der Fahrt zu den Neustädter Gestüten regnete es bis in die Nacht - war heute wie gewohnt Verlass darauf: Kein brütender Sonnenschein, aber auch kein Platzregen. Was will ein Freund Dicker Pferde mehr.

Und die geben sich die Ehre:

Einmarsch der Reiter und Gespanne
Pas de deux der großen Mehrspänner

Wettkämpfe, Schaubilder:

Muli-Rennen mit Sattel;
Kuh-Gespann mit Königin;
"Goißl-Schnalzer":
Zehn Paare Süddeutschen Kaltbluts mit Peitschen knallenden bayerischen Bauern und Erhaltern der Pferdekultur im Sattel, mit musikalisch untermalter Choreographie durch 1 Ziehharmonika und 1 Tuba;
Eine frei durch die Rennbahn galoppierende Stutenherde mit ihren Fohlen aus dem Betrieb der Familie Haseloff; ...

... Nun rief uns der Stand des Gut Schmerwitz, der uns vom letzten Jahr mit seinem Bioangebot wohlmundender Würstchen, Kaffee und Kuchen in guter Erinnerung war.

Hier zeigt sich der Nachteil eines Besuchs der Titanen der Rennbahn an nur einem Tag: Wenn man die Tribüne verlässt, muss man auf das Erlebnis von Teilen des Programms verzichten. Schade. Aber wie sagte es schon Professor Sir Michael Jagger: Man kann nicht immer alles haben, was man will ... Wer sich aber bemüht, wird erleben, dass er manchmal doch das bekommt, was er braucht ...

Bilder (7)

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Nachmittag

XXXL-Zweispänner-Formationsfahren:
40 Zweier-Gespanne = 80 Pferde zur selben Zeit in der Arena; Paarweise nebeneinander fahrend mit "Gegenverkehr", nicht nur im Innenraum, auch auf der Rennbahn; Vier Kutschen gleichzeitig, zwei in Gegenrichtung, füllen die Bahn restlos - ein tolles Kutschenerlebnis, mal ganz ohne Stoppuhr, entspannte Nüstern, "nur" lachende Gesichter, winkende Hände, ein wunderschönes souveränes Gewühl und genau so ein Gefühl ...

Wer das erlebt hat, wird nie mehr alleine fahren. Obwohl das schon ein unbezahlbares Vergnügen ist.

Säbelkämpfe vom Pferderücken aus - ein makaberer Gruß aus Zeiten militärischer Nutzung von Pferden als Teil eines widerlichen Kriegs "Handwerks" von Menschen. Das gilt auch für Kanonen, die von Pferden gezogen werden: Wem es heute Spaß macht, diese Geschichte nachzuempfinden, nachzuspielen - o.k. - Herstellung von und Handel mit Waffen ist sicher schlimmer.

Mir bleibt dabei aber leider ein ähnlich schales, muffig-moderiges Gefühl, wie bei Mittelalter-Märkten, Ritter-(Fr)Essen und "nordischen" Sagen-Revivals. In meiner Freizeit 2000 möchte ich nicht in eine Vergangenheit abtauchen müssen, in der ich nicht "abgemalt" sein wollte, in der nicht gelebt haben zu müssen, mein größtes existenzielles Glück ist.

Dieser Film ist meine Ausnahme:

Tiere sind keine Sachen.
Tiere sind Lebewesen wie wir Menschen. Keiner von uns hat daher, ohne wahrhaft "gute Gründe"(!) und ohne Rücksicht auf ihre Leidensfähigkeit, das Recht, Tiere nach Belieben oder gar rücksichtslos zu vermehren, ebenso wenig wie sie zu töten.

Das Finale der Zugleistungsprüfung mit ganzen zwei von zehn Finalisten, die die gestellte Aufgabe regelgerecht lösen konnten. Was mich wunderte - ist die Aufgabe zu schwer, passen die Regeln nicht mehr, oder ist es üblich, dass 80 Prozent der Pferde (Tagesformen) nach unten ausreißen?

Ein bisschen (Retro?)-Playboy in Brück?
Leicht bekleidete Amazonen auf vier Rheinisch Deutschen Deckhengsten des Hauses Haseloff. Die jungen Frauen absolvierten dieses - in den Augen moderner Frauenrechtlerinnen kaum akzeptable - sexistische Schaubild dennoch mit bewundernswertem Scharm.

Unabhängig von der zeitgeistigen Genderdebatte: Die zeugungsfähigen und pflichtigen Vierbeiner der Gattung Equus unter den Sätteln machten eine mindestens gleichwertig gute "Figur".

Eine Drohne gab's hier auch. Eine, die offenbar wohl eine Fluggenehmigung hatte und die eine Kamera über dem Gelände auf-, ab-, hin und her schweben ließ und damit u.a. auch zwei Video-Tafeln mit meist bescheiden informativen Bildern vom Titanen-Gelände aus der Vogelperspektive belieferte.

Bilder (8)

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Die Römerwagen

Den traditionellen Abschluss, wohl jeder ehrgeizigen Pferdeveranstaltung, machten auch in diesem Jahr in Brück diese tollkühnen Lenker römischer Kampfwagen.

Die geschichtlichen Wurzeln des Pferde bespannten, einachsigen Militärfahrzeuges mit Speichenrädern reichen ja mehr als vier Jahrtausende zurück. Im Griechenland der Antike wurden dann Wagenrennen hinter Pferden - meist nicht weniger lebengefährlich - als Form sportlichen Wettkampfs kultiviert. Wohl nie wieder so beeindruckend in Szene gesetzt, wie im Kino-Schinken Ben Hur, wird die mitreißende Wirkung von Wagenrennen auf den Zuschauer seitdem allgemein mit den Römern verbunden.

Egal: Thomas, der Dienst tuende "Gladiator" des Landgestüts Dillenburg: "Als ich das hier in Brück sah, hat es mich sofort wieder gejuckt! - Bei aller Gefahr, ein solches Gespann zu lenken, das ist einfach ein grandioses Ding."

Mir reicht ganz ehrlich das Zuschauen:
Die dramatischen Pferdeköpfe, wahnsinnig viele Muskeln auf ungebremster Flucht, aufgerissene Augen und Nüstern (als Kontrapunkt die stoischen "Beamten"-Gesichter der Mulis - ganz große Klasse!), die Aktion von viermal vier Pferdebeinen, sechzehn Hufe donnern gewaltig, es spritzt der Dreck einer zwei Tage lang gnadenlos geschundenen, (vormals Gras-) Rennbahn in Brück.

Wenn ich noch ein bisschen ehrlicher sein darf: Den/die Lenker eines achtspännigen Wagens, noch mehr den(?)/die eines zwölfspännigen bewundere ich. Das sind ganz gewiss Könner der Beherrschung von immer mehr Kilo Leinen und immer mehr Pferdeindividuen an deren Enden.

Wenn ich aber ernsthaft schneller sein wollte als andere, dann würde ich maximal vier Pferde einspannen, vielleicht sogar nur zwei oder gar nur eins, wie im Trab-Sport. Alles andere wäre dann, mit etwas bösem Willen, schlechter Zirkus oder billiger Guinnes Buch Rekordversuch?!

Wie auch immer: Es war ein runder Abschluss unseres Haddschs zu den Pferden 2013 nach Neustadt und Brück.

Thomas hat Bruno wieder, seinen Kutschenhund h.c., dessen Leinenführung er wg. Wiedersehens-Feierlichkeiten mit zahllosen Bekannten aus seiner Pferdemenschen-Vita an Elke abgegeben hatte. Erstmals finden wir den Weg zurück zum Parkplatz unserer Pkws ohne Panik und Wirrungen.

Ein rettungsloser Versuch, zurück in Bad Belzig, den leicht(?) überpowerten Kühlschrank bei den Grobheisers, gemeinsam mit ihnen leerzuessen. Eine gute Nacht im Waldbett und nach einem genüsslich ausgekosteten und gedehnten Frühstück am Montag erreichen wir fünf Stunden später, erneut ohne Hindernisse, die heimischen Gefielde im Lahn-Dill-Kreis.

Bilder (9)

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Unsere Pilgerfahrt 2013 zu den (Dicken) Pferden

Ein kleines Facit

Der Gedanke nach zwei Besuchen war: Da sich die Programminhalte bei den Titanen in Brück an Samstag und Sonntag nur wenig unterscheiden, warum nicht an einen Tag ein interessantes Ziel in erreichbarer Nähe (be)suchen?

Die Führung von Doreen Seifert-Leesch durch die Gestüte Neustadt(Dosse) am Samstag waren DER Renner: Pferdenarren und denen, die es werden wollen, absolut zu empfehlen. Die Fahrzeit von insgesamt drei Stunden von Bad Belzig und zurück ist erträglich. Wer die allgegenwärtigen Geschwindigkeits-Beschränkungen von 80 km/h in den vielen, an sich ja wunderschönen Alleen Brandenburgs beherzigt, der erspart sich auch noch mindestens ein absolut überflüssiges, Gebühren pflichtiges Passfoto. Ute und Karlheinz warten auf die freundliche Zustellung der zuständigen Behörde.

Vielleicht waren es die klimatischen Bedingungen, und immerhin ist der Sonntag der letzte einer langen, kräftezehrenden Ralley für alle Beteiligten Macher der "Titanen der Rennbahn": Irgendwie hatte ich den Eindruck, als sei diesmal ein bisschen weniger von dem mitreißenden und begeisternden Elan bei unseren letzten beiden Besuchen "rüber gekommen"?! Mit der zwölften Ausgabe doch bitte hoffentlich keine Ermüdungserscheinungen, liebe Haseloffs und Co! Die (Dicken) Pferde haben ihr Mekka in Brück auch in Zukunft verdient.

Wenn es stimmt, was das Fläming Echo der Märkischen Allgemeinen Zeitung in seiner Montagausgabe berichtet, dass über 25.000 Besucher zu den beiden Veranstaltungtagen gekommen sind, dann braucht man sich aber wohl in dieser Hinsicht keine Sorgen machen.

Vielleicht hängt mein Eindruck ja mit der unvermeidlichen Konsequenz zusammen, die es hat, wenn man Brück nur an einem Tag besucht: Eine Mittagspause außerhalb der Arena bedeutet den Verzicht auf das Erlebnis bestimmter Programm-Inhalte. Andererseits möchte ich auch nicht z.B. auf die leckeren Würstchen von Gut Schmerwitz verzichten - wie wär's mit einem ambulanten Würstchen Verkäufer auf der Tribüne?

Aber weiter ohne Quatsch: Die beiden Kommentatoren der Veranstaltung machen ihre Ansagen absolut professionell und in einem heute gewohnten Tempo, so dass der Platzhirsch vom Brücker Verein, der etwas seniorengemäßer, aber auch blumiger und etwas historisch ausholendere Informationen beisteuert, durchaus, sogar als Komplementärfarbe sehr gut dazu passt.

Die Beteiligung der Bayerischen Kaltblutfreunde in Brück, die Quadrille der Goißlschnalzer, ihre musikalische Begleitung, war in jeder Weise eine absolut passende Bereicherung, und ihr Sprecher lieferte die kompetente und authentische Kommentierung. Beim Finale der Zugleistungs-Prüfung empfand ich seine(?) Ansagen und Erläuterungen, obwohl durchaus mit Herz und Verstand für die Sache, dennoch teilweise sogar als Störung der Teilnehmer. Sprecher ist ein Lehr- und Lernberuf. Ein Profi-Sprecher mit Herz, vielleicht beim nächsten Mal vom bayerischen Herz(?) assistiert, könnte der Sache der Rückepferde vielleicht noch mehr dienen.

Zur Aufnahme immer neuer Elemente aus der gemeinsamen Geschichte von Mensch und Pferd gehört natürlich auch seine militärische Nutzung. Mir persönlich würde eine kritische Einordnung dieser gemeinsamen Geschichte aus heutiger Sicht, ganz besonders aber aus der Sicht des Mitgeschöpfs und Lebewesens Pferd besser gefallen, als die Aufführung folkloristischen Historienthaters nach dem Muster von "Indianer Spielen" à la Karl May. Mir könnte es sehr gefallen, wenn es um das Pferd ginge und weniger um darauf sitzende Säbelfechter und daran gehängte Kanonen.

Als Pilger aus dem Land der Lahn und der Dill zu den (Dicken) Pferden nach Neustadt und Brück 2013 kann ich zum Schluss sagen: Es war wieder eine reicher machende Erfahrung. Unser Bild vom Pferd und seiner Welt 2000 ist um ein paar neue Facetten größer und viefältiger geworden.

Es war wieder das mitreißende Fest mit und für Dicke Pferde und ihre Menschen, auf das wir ein ganzes Jahr (Elke sogar doppelt so lange) gewartet haben. Aller "Nörgelei" zum Trotz spüre ich schon wieder den kribbelnden Keim der neuen Pflanze "Brück 2014". Peter hat sogar schon seine Buchung des Waldbetts in Frau Grobheisers Lehrerkalender vormerken lassen. Schaun wir mal.

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