Tschö "bei mir"...

...tschö "tolle Zeit"


Alle Bilder wurden am 6. September 2008, beim Kneipen-Jubiläum 20 JAHRE "bei mir" gemacht. Im Rahmen dieser Feier hatte die Rock-Coverband JUST IN TIME ihren letzten Auftritt, mit folgendem Personal: Elke (Saxophon, Gesang), Frank (Gesang), Karlheinz (Bass), Peter (Schlagzeug), Rüdiger (Keyboard), Uwe (Mix), and with a little BIG help of: Burkhard (Gitarre, Gesang) und Jörg! Biegus (Gitarre). Weitere Auftritte an diesem Abend hatten: Lutz (Chief Roadi) & Udo, "Matze", alias Matthias van den Berg, Peter Sarach & Helge. Fotos: Valerie.


Als der Tod von Hubert Heller Anfang 2010 Anlass war, ein paar Gedanken zu sammeln, ahnte ich noch nicht, dass die - keine zwei Jahre später - mehr als „nur“ der Abspann meines Lebens-Films über einen „Tollen Typen“ der Kölner Kneipen Szenerie sein würden, sondern viel mehr, nämlich ein Teil des Epilogs einer „Tollen Zeit“:

„Grüß' Dich, Hubert!

Eigenartig: Als Helfer beim Abriss des alten "bei mir" am Eifelplatz und dem Renovieren für die neue Kneipe muss ich im Kölner Stadt-Anzeiger mit schwerem Herzen Deine Traueranzeige lesen.

Vor mehr als vierzig Jahren war ich einmal Helfer im "Hatsch", Deiner ersten, selbst gebastelten Kneipe in der Kyffhäuserstraße. Altes Sitzmobiliar und Halden von Erdnuss-Schalen hielten Nase rümpfende, "wohl" erzogene Bürgerkinder auf Distanz.

Dem musikalischen Novizen aus der schwäbischen Provinz bahnte diese Berührung unserer beider Leben allerdings nicht nur den vertrauensvollen und optimistischen Einstieg in die unerhörte und aufregende Welt der Rock-Musik.

In-a-gadda-da-vida honey,
don'tcha know that I love you?
In-a-gadda-da-vida baby,
don'tcha know that I'll always be true?

Oh won'tcha come with me,
and take my hand?
Oh won'tcha come with me,
and walk this land?

Please take my hand ...(1)

Danke auch dafür.

Aber an erster Stelle bleibt mir die dankbare Erinnerung an Einen, der viel rational und praktisch zupackender war als der akademische und Kölsch-Neuling. Einer, der bei aller dubiosen pfadfinderischen Prägung dennoch so herrlich visionär offen und mutig wirkte und handelte.

Und das angesichts einer ungebrochen autoritären Dominanz des Establishments einer unverändert etablierten, den unmenschlichen Erschütterungen eines grandiosen Nazi-Desasters höhnisch trotzenden Beton-Gesellschaft.

In der Stimmung dieser Zeit, der „Sechziger“, warst Du in gewisser Weise, aus zeitlicher Ferne betrachtet noch eindeutiger, DER Talisman meines Lebens im Spagat zwischen kleinkarierter Enge von Beichtstuhl und Einstecktüchlein und einem aufgeklärten Mut, seinen eigenen Fähigkeiten zu trauen...“.

Was mir, dem Enkel eines schlesischen Bergbauern, dem Sohn seiner gottesfürchtigen Tochter und eines Stabs-Oberbootsmannes der Kaiserlichen Marine aus Ost-Pommern überhaupt erlaubte, ein Universitäts-Studium in Köln zu beginnen, war die überraschend humane Bereitschaft einer Nach-Nazi- und Nach-Weltkriegs-Gesellschaft.

Mit dem „Honnefer Modell“ und „BAFöG“ finanzierte sie mir, wie vielen Kindern von Nicht-Akademiker-Eltern, einen bis dahin undenkbaren sozialen Aufstieg, ohne disziplinierenden Zeit-, Gebühren- oder gar Verschuldungs-Druck.

Zur reichhaltigen Palette existenzieller persönlicher Glücks Fälle gehörte denn auch, dass meine Studienzeit just in die Geburtsjahre DER Szene-Kneiperie in Köln fiel, mit eben DEM Hubert Heller, einem ihrer wichtigsten Geburtshelfer.

Ein Umstand, der die Studiendauer zwar nicht gerade beeindruckend hurtig geraten ließ, der dafür aber diesen persönlichen Lebensabschnitt aus heutiger bachelor-&-master(-Horror)-Sicht umso mehr bereicherte.

Für diese Studienzeit, die auf ihre Weise ähnlich glücklich war, wie eine Kindkeit im plattdütschen Streudorf Eschenhausen mit Zwergschul-Lehrer König, mit Ziegehüten und Erdhaus im Lindschlag, danke ich dieser Gesellschaft ganz besonders herzlich!

Einziger Schönheits Fehler, eines ansonsten nur mit unverschämt glücklich zu bezeichnenden Lebens Abschnitts, war die "ungleich gestellte" Opferung beruflicher Karrieren einer Männer Generation von NRW-Beamten auf dem Altar einer sogenannten Frauen-"Gleichstellung".

Eine Gleichstellung, die dadurch erreicht werden sollte, dass Bewerberinnen um Beförderungsstellen bei gleicher dienstlicher Beurteilung männlichen Konkurrenten vorgezogen, also ungleich behandelt werden mussten.

Das Bestreben vieler, unter anderen auch „gleichgestellter“ (Ehe) Frauen, „eigenes“ Geld zu verdienen, war die Reaktion auf (Ehe) Männer, die zu „einfach“ waren, zu begreifen, dass sie Lohn für ihren und den Lebensunterhalt ihrer Familie erhielten. Und dass die Arbeit im Haushalt und bei der Aufzucht und Erziehung der Kinder jeder beruflichen Tätigkeit mindestens ebenbürtig ist.

Schnell war aber ein immer größer werdende Frauen-Wunsch nach beruflicher Karriere im Einklang mit dem der „Arbeitgeber“. Die verlockende Verdoppelung der Nachfrage nach Arbeitsplätzen, ohne Lohnforderungen wg. Versorgung von Familienangehörigen, etablierte eine nur zu willkommene Verfügungsmasse billiger Arbeitskräfte.

Der Wunschtraum hemmungsloser Turbo-Kapitalisten, die totale Ver-Singelung der Gesellschaft, alle Menschen sind ausnahmslos gezwungen, als geschlechtsneutrale Arbeits-Einheiten auf dem Markt verfügbar zu sein.

Nicht nur, aber auch dadurch verlor die Familie als "Keimzelle der Gesellschaft" zunehmend an Bedeutung. Glücks Versprechungen einer Selbstverwirklichung durch eigene Erwerbsarbeit, immer schwächer werdender Einfluss der Kirchen auf das Verhalten der Menschen allgemein (was wohl am wenigsten zu beklagen ist) und letztlich immer geringer werdende materielle Bevorzugung der Familie gegenüber anderen Formen der Vergesellschaftung, menschlicher Primärgruppen taten das ihrige.

Nach der Installation der sog. Agenda eines gewissen Gerhard S. aus H., erhielten Ehe und Familienstand unter bestimmten prekären privaten Bedingungen sogar finanzielle Nachteile gegenüber dem Hartz-Single Dasein. Also nichts wie rein ins Einzelkämpfer Dasein - für ein paar Euros mehr.

Seit die Brutpflege, die Aufzucht des Nachwuchses, ohne Verantwortlichkeit stiftendes (Familien-)Band für beide Eltern, in der Mehrzahl der Fälle weiterhin traditionell, biologistisch begründet an den Müttern/Frauen "hängen" blieb, sind vermehrt „sich selbst erziehende Kinder“ zu bestaunen. Unter allein"erziehenden" Vätern ist der Anteil nicht geringer. Allein gelassen mit der Verpflichtung zu erziehen, ist jeder Mensch überfordert, ganz gleich welchen Geschlechts.

Der Klassenlehrer übrigens auch. Ganz abgesehen von babylonisch namenswuseligen Klassenlisten, noch verschärft durch die zunehemde Zahl von Kindern der Bürger mit "Migrationshintergrund".

Auf jeden Fall wächst ein gesellschaftlich spürbarer Bedarf an Ersatz für eine immer deutlicher fehlende Erziehung in der „alten“ Familie. (Klein-) Kinder-Betreuung, Ganztags-Schulen sollen unsere nachfolgenden Generationen aus den „Schulen des Konsums, des Kommerzes, aus den Fängen der Händler“ befreien und human auffangen.

Dass dabei – selbst wenn dies einigermaßen gelingen sollte – ein elementarer Anspruch auf ein artgerechtes(?) Aufwachsen in einer stabilen Primärgruppe mit je einem erwachsenen Verhaltensangebot aus jedem der beiden biologischen (Haupt-)Geschlechter immer noch unerfüllt bleibt, könnte bestenfalls meine persönliche Befürchtung bleiben.

À propos, sollten die Menschen so kurzsichtig sein, mit der Familie auch die Ehe – gerade mit dem verpönten „…bis dass der Tod Euch scheide…“ – den Bach der Geschichte hinuntergehen zu lassen, hielte ich das für einen der dümmsten Einfälle.

Das letzte Institut existenzieller Solidarität zweier unvollkommener Lebewesen, Einäugiger und Blinder, Liesl K.s und Karl V.s, Philemon und Baucis vor dem deprimierenden Allein-Sein im All als "weiser Ratschlag" einer Gehirnblähung geopfert auf dem Altar der Selbst-Verwirklichung.

„Dass man beinah nichts bekommt,
wenn man nicht zahlt,
dass niemand jemand irgendetwas glaubt,
wenn man nicht prahlt –

Auch wenn der pünktlich Gereifte
mich laut dafür verhöhnt  –

noch hab ich mich,
noch hab ich mich
an nichts gewöhnt …“
(2)

Dieser Wandel der Bedeutung von Familie war nur ein Teil des abenteuerlichen gesellschaftlichen Schlinger Kurses zwischen nationalsozialistischer Jung-Geschichte mit enormen gesellschaftlichen Kriegs- und Vertreibungs-Narben und einer dramatischen Erosion bis dahin umfassender sozialer Kontrolle durch die christlichen Kirchen, an deren Stelle sich still und (un)heimlich eine feministisch-schwul, homophil getränkte Gegenwart mogelte.

Diese Attacken einer „Tollen Zeit“ auf die geistige Gesundheit emotional und existenziell zu verarbeiten, half – sicher nicht nur mir – die Möglichkeit, in den Zauber geheimnisvoller Teilräume einer großen Stadt zu tauchen, in ungehörige, unerhörte, unkommerzielle Kneipen.

Exklaven abseits und abgeschirmt vom Mainstream aus Disco, Soul, EmTieVie, Musik-Videos, -Tanz, TechNO, Grunge, Indi, Hip-Hop, Rap und allen sonstigen, mehr oder weniger appetitlichen "Uniformen" und "Zugehörigkeits-Nachweisen" des Klubs der „Pünktlich Gereiften“ im ausgehenden letzten Jahrhundert.

Als "Raus-Hälter" für diese Flut von „Klassenbesten“ half meist nur ein gerade noch ordnungsamtlich gesegnetes Schmuddel-Ambiente und Originale hinter dem Tresen, „Typen“ die persönlichen Status und mögliche geldwerte Karrieren nachhaltig und glaubhaft den Idealen ihrer Jugend von Gerechtigkeit und Solidarität, bis hin zu trotzkistischen Entäußerungen opferten – so oder so ähnlich – und:

ROCK-Musik, so laut wie möglich.

Die Verzauberung der ersten Szene-Kneipen, wie „Hatsch“, „Metronom“ „Petrus-Schenke“, „Paulus-Glocke“, „Kneipe ohne Namen“ .... Auch und besonders die der einzigen Kneipe, die ihren Namen in meinen Ohren wirklich zu Recht trug, Schraders unglaubliches „Hard Rock Café“ in der Dasselstraße.

Mit dem Charm ihrer je individuellen, hemdsärmeligen Raum Ausstattung und Gestaltung. Gott-sei-Dank noch garantiert unprofessionell, ohne Design-Berater die den den Bierpreis hochjubeln.

Diese von Herzen gebastelten, wahrhaft preiswerten "Bühnenbilder", in denen feste und ambulante "Darsteller" Dienste leisteten und kauften, hielten leider nur wenige glückliche Jahre. Dann zog die Effizienz ein und dann wurde der größtmögliche Umsatz zum Hausgott erklärt.

So war dann auch Hubert Hellers erstes „Museum“ mit rekordverdächtiger Zahl verschiedener Biersorten und entsprechend regelmäßig steigenden Preisen das Ende unseres gemeinsamen Weges.

Dennoch hielt sich das Szene-Kneipen-Gen der Frühen Stunden in einigen Rest-Biotopen äußerst lebendig, so zum Beispiel mit dem „Out“ von Renate und Jährt Köster an der Alteburger Straße. Es boomte sogar in der Co-Evolution von Wolfgang Niedeckens BAP und Clemens Bölls „Chlodwig Eck“ im Dunstkreis des Struktur-Wandels um das Stollwerck und in der ganzen Kölner Südstadt.

Eine dieser Szene-Gen-Träger-Kneipen war auch das „bei mir“ am Eifel-Platz. Während um es herum der globale Küchen-Teufel los war und ein zeitgeistiger Gourmet-Trend den nächsten jagte, hat es Jahrzehnte überdauert und wacker vor sich hin existiert.

Mit echter Regionalküche (Frikadelle warm oder kalt, Spiegel-Ei an Hackbraten, ...), originalen Wandverkleidungen, abgeschabten Tischen und Stühlen mit der Patina von Generationen und einer rotbärtigen, verschrobenen Galionsfigur namens Helge am Zapfhahn, im Wechsel mit Udo, dem Flower-Power-Wikinger; Mit Kartenspieler-, Dart-Runden, und ab und zu traten Musikanten auf. ...

Wie es schien: Je globalisierter die Welt, je einheitlicher Kleidung, Lebensmittel und Musik, je „glaub““würdiger“ das Omnipotenz-Versprechen des Internet, desto mehr suchten Menschen 2.0 in ihrer nächsten Umgebung nach einem realen „Refugium“ (3), einem Unterschlupf und Fluchtpunkt vor all diesem Theater.

Ein Stunden-Reservat für Dampfplauderer mit und ohne WG-Vita, XXL-altruistische Bronchien-Asphaltierer mit Pschyrembel-würdiger THC-Toleranz, Kölsch-Vernichter-Promillionäre mit reichen Erbtanten, schüchterne WC-Poeten und Existenzial-Philosophen to go, unverbesserlich kleinliche Weltverbesserer, autistische Seelen-Striptease-DSDS-Kandidaten, Dauer-Rezitierer aus dem Jopi-Club, Blödzeitungs-, die „Masse ist Doof“- und „Kleinvieh macht auch Mist“-Versteher, aus der Hand lesende Gebrauchs-Esoteriker und ins Kröpfchen verlesene Alltags-Exoteriker, … Menschen halt, wie Du und ich, die sich hier vice versa, als Leidtragende und Seismographen der ärgsten Wirkungen dieser bizarren, gesellschaftlichen (Ver-)Wirrungen einer „Tollen Zeit“, zu einem verträglichen Maß Unangepasstheit und einem gerade noch erträglichen Stand geistiger Gesundheit therapier(t)en.

Schon lange bevor kariertes Klein-Kapital, nach Profit gierend, das „bei mir“ aus dem Eifel-Eck verdrängte, war Helge Becker im Trubel menschlicher Enttäuschungen der kneipologische Bauch-Kompass verloren gegangen, der ihn ein ganzes Thekenleben lang bis dahin zuverlässig geleitet hatte, als er sich dazu überreden ließ, sein „bei mir“ ins Haifischbecken (Pardon, liebe Haie!) nobler "Fress"-Lokale zu werfen.

Nichts gegen Dienstleister für Gourmands und Gourmets, für die einen Laden zu betreiben und davon zu leben, ist gewiss nicht einfach, setzt nicht nur viel handwerkliches Können voraus.

Aber die Tableaus einer gut sortierten Szene-Kneipen-Population und der eines feinen Speiselokals in den selben Räumlichkeiten zusammen zu führen, verlangte die Bändigung zweier Gäste Gruppen, die ihrer „Natur“ gemäß wechselseitig wie Brechmittel, bestenfalls wie optimale Pickel-Auslöser wirken.

Der orthodoxe Kern der Speiselokal-Klienten setzt eine unaufgeforderte, allseitig respektvolle Würdigung seiner exklusiven, von feudalistischen Ritualen durchwebten Schlemmer-Passion voraus, die er sich angesichts und mit dem Bewusstsein Millionen weltweit Hungers sterbender Menschen ungerührt leistet.

  • Hhhhhh! (asch inspiré! = eingeatmetes "H") Wie gemein! Übrigens: Laut Jean-Anthelme Brillat-Savarin, dem Nestor der "Feinschmeckerei", fressen die Tiere und der Mensch isst. Diese lapidare Aussage präzisierte er dankenswerter Weise: "Nur Menschen mit Geist essen." Leider vergaß er zu verraten, was er mit "Geist" meinte und was Menschen ohne Geist tun - fressen?. Noch "genialer", beinahe 2.0-kompatibel, ist seine Definition: "Die 'Feinschmeckerei' ist der Ausfluss unserer Urteilsfähigkeit, Dinge, die uns gut schmecken, denen vorzuziehen, die uns nicht schmecken." Wer nun den Brillat-Savarinschen Unterschied zwischen einem Tier und einem Feinschmecker erkennt, dem gratuliere ich mit dem Ausdruck eines äußerst wohlanständigen Bäuerchens. Siehe: (4)

Wenn auch in vielen Fällen Vorurteils-generierte, dennoch schwer verdauliche Kost für den harten Kern der Szene-Kneipen-Population, deren Mitglieder im Schoß ihrer regionalen Randgruppe selbstverständlich toleriert, zur Kenntnis genommen, Anerkennung erfahren für die prosaisch bis phantasievollen oder gar romantischen Inszenierungen ihrer bescheiden-blumigen bis exaltiert-bizarren existenziellen Auftritte, garniert mit tabu-armen, disziplinierten Disputationen, aber auch durch ungebremst weinerlich, gelangweilt bis aggressiv vorgetragene Monologe, die nicht selten hartgesottene soziale "Ledernacken" an ihre Grenzen bringen.

Sei es, wie es sei, mit den Augen des Herbstes 2011 war so schon vor der Beerdigung Hubert Hellers und damit vor dem Umzug ins neue „bei mir“ klar:

Das alte, das echte „bei mir“ ist schon längst Teil der Kölner Kneipen Geschichte.

Von niemandem „wahr“ genommen (außer vielleicht von Udo?!) im Alltag des eigentlich szenekneipe-typischen, aber mit einem Konto führenden Helge noch zusätzlich verschärften Ritts auf der betriebswirtschaftlichen Rasierklinge, ohne Netz und nicht mal einfachen Boden, schleichend dahin geschieden an akuter Edel-Fress-Diarrhö in Form stetig wachsender Absenz Schickimicki-Feinschmecker-verprellter „Brüder der Romantischen Verlierer“.

Zugegeben, eine persönliche Anamnese, der man meine Nicht-Zugehörigkeit zum Tableau der Nahrungs-Fetischisten peinlicher Weise ein wenig anmerkt - oder? ...

„Wir sind die Brüder der romantischen Verlierer
auf dieser kleinkarierten Welt,
wo Euch weiter nichts zusammenhält,
als die Macht und die Moral vom großen Geld ...

Wir sind die Brüder der Rebellen und Piraten;
Selbst in der allergrößten Not
spucken wir auf Euer Gnadenbrot
und gehen stolz und lachend in den Tod ...

Wir sind die Brüder der romantischen Verlierer.
Allein in Raum und Zeit gestellt,
hat diese heißgeliebte Welt
unsere Kinder für die Hoffnung auserwählt.
(5)

Am Samstag, 20. August 2011, schenkte Helge seine letzten Biere aus; In einer längst stink-normalen Pinte, die mal eben Pleite gegangen ist.

All them good times,
baby, baby,
I've been yearnin' ...

All the good times
I've been misusin' ...”
(6)

Helge, es ist sehr, sehr traurig ...
Aber es ist auch gut so!
Alles hat seine Zeit.

 „Wenn ich einmal alt bin und Enkelkinder hab,
sage ich zu ihnen, ich geb‘ euch keinen Rat
Ich lieb‘ den Rock’n’Roll
…“ (7)

Und mit Aki Kaurismäki möchte ich schließen:

„Es ist uns vielleicht nicht gelungen, die Welt zu verändern, aber ich hoffe doch stark, dass die Welt uns nicht zu sehr verändert hat!“ (8)

War 'ne „Tolle Zeit“ ...
auch im „bei mir
...

von Karlheinz Damerow


(1) „In-A-Gadda-Da-Vida“
(In-A-Gadda-Da-Vida, 1968, Iron Butterfly)


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(2) „Noch Hab‘ Ich Mich An Nichts Gewöhnt“
(Reine Nervensache, 1981, Heinz Rudolf Kunze, mit Klaus Voormann am Bass)


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(3) Hi Karl und Uli in der Herthastraße, Ihr seid nun unsere letzten „Guten Gründe“, ab und zu noch mal den Hohen Westerwald Richtung Köln zu verlassen und etwas von dieser „Tollen Zeit“ zu schnuppern!
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(4) Mir fällt dazu ein:

besser noch: Platte auflegen!
Unter anderem wegen dieser Platte werde ich im nächsten Leben Saxophon lernen!

Oh, in Deutschland geschlossen.

Na, wenn da doch tatsächlich einer Rechte dran haben sollte, dann woll'n wir mal schauen, wie lange es dauern wird, bis er auch welche an dieser Datei haben wird(?!):

oder an dieser(?!):

oder(?!):

und an der Zugabe(?!):

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(5) „Wir Sind Die Brüder Der Romantischen Verlierer“
(Anarchie In Germoney,  1977, Schroeder Roadshow)
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(6) „Whole Lotta Love“
(Led Zeppelin II, 1969, Led Zeppelin)


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(7) „Ich Lieb’ Den Rock ‘n’ Roll
(Bye Bye, 1983, Trio)

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(8) LE HAVRE
(Film, 2011, Regie: Aki Kaurismäki)
Siehe auch: Interview in der Frankfurter Rundschau
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